Bochum. Rossmann folgt im Juli auf Kaufpark, „idee.Creativmarkt“ kommt Anfang 2016. Die untere Kortumstraße ändert ihr Gesicht.
An diesem Samstag ist Schluss. Nach 18 Jahren schließt die Kaufpark-Filiale an der Kortumstraße ihre Pforten. Zu wenige Kunden, zu wenig Umsatz. „Die Filiale ließ sich schon seit ein paar Jahren wirtschaftlich nicht mehr betreiben“, beklagt Verkaufsleiter Jörg Koch.
Es scheint der vorläufige Höhepunkt einer Entwicklung zu sein, die sich vor allem auf dem unteren Teil von Bochums beliebtester Einkaufsstraße bemerkbar macht: Die Leerstände häufen sich, die Billig- und Resteanbieter nehmen zu.
Das Niveau scheint zu sinken, zumal viele Fassaden der in die Jahre gekommenen Immobilien einen nicht immer vorzeigbaren Eindruck machen. „Downgrading“ nennen das die Experten – ein Niveauverlust.
„Das nehme ich so nicht wahr“, sagt Andor Baltz, Sprecher der im City-Forum zusammengeschlossenen Werbegemeinschaften und als Besitzer eines Gebäudes in dem Bereich unmittelbar betroffen. Ihm ist es gelungen, als Nachmieter für den Drogeriemarkt „Ihr Platz“ den niederländischen Filialisten „Xenos“ zu gewinnen, der von der Ecke Brückstaße/Kortumstraße nach oben gezogen ist und dem Vernehmen nach selbst beinahe 400 000 in die Gestaltung seiner neuen Räume investiert haben soll. Durch Xenos, so Andor Balz, Fielmann, Butlers oder Strauss mache die Straße, die in diesem Bereich „noch nie ein hochwertiger Standort war“, durchaus einen guten Eindruck.
Tatsächlich wird sich das Erscheinungsbild der „Renne“ zwischen Brück- und Bongardstraße wieder aufhellen – wenn auch vorrangig durch Filialisten. Auf den Kaufpark wird Rossmann folgen, die Drogeriekette eröffnet im Juli ihre neunte Verkaufsstelle im Stadtgebiet.
Ebenso wie Andor Baltz habe sie keine Mühe gehabt, einen Nachmieter zu finden, sagt Eigentümerin Roberta Beucker-Torres Suarez. Für das 670 Quadratmeter große Ladenlokal in ihrem Haus wird monatlich geschätzt eine Miete von 8000 bis 10 000 Euro fällig. Im Zuge des Mieterwechsels werde das Gebäude nun auch modernisiert.„Ich habe den Eindruck, dass sich die Kortumstraße an dieser Stelle zum Positiven entwickelt.“
Tatsächlich wird sich in den nächsten Monaten noch mehr tun. Anfang 2016 wird in der Hausnummer 103-105 anstelle des „Dalli-Shop“ der Creativmarkt von der Hans-Böckler-Straße herüberziehen und den Bestand weiter aufwerten, so Immobilienvermittler Randolph Calderoni; langfristige Verträge der neuen Mieter von zehn Jahren oder mehr sorgten für Kontinuität. Einhergehen müsse damit aber auch eine Aufwertung der Substanz etlicher Gebäude.
Von guter Lage bis 1A-Lage
Der untere Abschnitt der Kortumstraße ist aus Sicht von Randolph Calderoni auch deshalb durchaus attraktiv, weil trotz der guten Passantenfrequenz die Mietpreise weit geringer sind als weiter oben in der Premiumlage zwischen C&A und SinnLeffers und weil noch große Ladenflächen zu haben sind. „Da vollzieht sich eine Entwicklung, die ich vor drei, vier Jahren nicht für möglich gehalten hätte“, sagt der Immobilienvermittler.
Zehn bis 15 Euro pro Quadratmeter sind in diesem Bereich die gängige Miete für Ladenlokale im Erdgeschoss. Wobei die Preise steigen, je weiter es in Richtung Premiumlage geht. Unmittelbar neben der Drehscheibe wird ein Ladenlokal, das zu einem Immobilienfonds gehört, mit 83 qm Fläche, davon 53 qm als Verkaufsbereich, angeboten – für 3950 Euro Miete pro Monat.
Weiter oben wird es noch teurer. In der „wirklichen 1A-Lage zwischen C&A und SinnLeffers“, so ein Insider, „beträgt die Miete etwa 100 Euro pro Quadratmeter“; weiter Richtung Husemannplatz in der „guten Lauflage“ nehme sie wieder ab. Was das heißt, zeigt folgendes Beispiel: Derzeit wird ein Ladenlokal in der zentrale 1A-Lage gegenüber dem Saturn-Markt mit einer Größe von 93 qm für eine stattliche Miete von 9950 Euro angeboten.
Vor allem Filialisten, auf der Kortumstraße haben sie einen Anteil von 70 Prozent, sind in der Lage, diese Preise zu tragen. In die Höhe getrieben wurden sie etwa von Mobilfunkanbietern. Inhabergeführte Einzelhändler, sofern sie ihr Geschäft nicht in einer eigenen Immobilien betreiben, haben es schwer, dieses Mietniveau zu tragen. Ein Niveau, so besagter Insider, von dem Immobilieninhaber nur ungern abweichen.