Essen. Die chinesische Philosophie handelt vom inneren Gleichgewicht des Menschen. Klingt einfach, ist aber ziemlich schwierig. Worauf man achten muss.

Die chinesische Philosophie geht von der Lebenskraft Qi aus, die alles Dasein in Polaritäten teilt. Die Erde ist das Gegenstück zum Himmel, das Helle zum Dunklen, das Große zum Kleinen, es gibt männlich und weiblich. Nichts lässt sich ohne sein Gegenteil erfahren. Es gäbe keinen Tag ohne die Nacht oder kein Unten ohne das Oben. So sind diese unterschiedlichen Teile untrennbar miteinander verbunden und ergeben ein einziges Ganzes.

Beide Phasen der Lebenskraft Qi werden als Yin und Yang bezeichnet und stehen für verschiedene Energien, bzw. entgegengesetzte, aber aufeinander bezogene Kräfte oder Prinzipien. Sie wechseln in ihrer Intensität im täglichen Leben ab, da alle Lebensprozesse aufbauenden und zerstörenden Phasen unterliegen. Kommt es zu einem Ungleichgewicht beider Urkräfte, stellen sich nicht nur Probleme und Schwierigkeiten im täglichen Leben ein, es kann auch zu gesundheitlichen Problemen kommen.

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Grübeln, aber nicht handeln

Yin steht etwa. für dunkel, kalt, ruhig, feucht, negativ, passiv Empfangenes, weiblich. In der chinesischen Medizin werden innere Organe, das Blut, Verschleimungen sowie Erschöpfungszustände mit einem Überschuss an Yin-Energie in Verbindung gebracht. Dieser Zustand lässt sich mit einem Menschen beschreiben, der immer grübelt, aber nie ins Handeln kommt. Probleme werden gewälzt, Lösungen entwickelt, doch wenn es nie zur Umsetzung kommt, kann sich kein Yang aufbauen, das diesen inneren, unsichtbaren Prozess ausgleicht und abschließt.

Arbeit im Sitzen sorgt beispielsweise für körperliche Passivität und Bewegungsmangel, was zu einer mentalen Überzeugung werden kann, da man einer Routine ausgesetzt ist. Diese erschwert dann die Motivation, nach der Arbeit oder an freien Tagen Sport als Ausgleich zu treiben. Obwohl Stille und körperliche Ruhe für die Erholung notwendig sind, darf dies nicht in Passivität ausarten. Auf mentaler Ebene können sich daraus Angstzustände und vorfristige Alterserscheinungen entwickeln, die mit einem Überschuss an Yin einhergehen.

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Yang hingegen steht für hell, heiß, hart, positiv, aktiv, dynamisch, männlich. In der Medizin werden Fieber, Hautausschläge oder akute Schmerzen einem dominierenden Yang zugeordnet. Hier ist Hitze im Spiel, die meist auf Entzündungsprozesse zurückzuführen ist. Kühlende Umschläge und Schmerzbehandlungen senken in diesen Fällen das überschießende Yang, das aber als Bestandteil des Heilungsprozesses verstanden werden soll.

Krankheiten, die schnell beginnen und veränderlich verlaufen, lassen sich der dominierenden Yang-Energie zuordnen. Langwierige und chronische Krankheitsverläufe deuten hingegen auf einen Überschuss von Yin hin. Das bedeutet, dass jede Yin-Yang-Behandlung eine exakte Diagnose erfordert, um das Ungleichgewicht beider Polaritäten ans Licht zu bringen. Erst dann kann ein Ausgleich herbeigeführt werden, indem eine Energieform gestärkt oder die andere gemindert wird.

Was sollte ich besser lassen und was verstärken?

Ob es um ausreichend körperliche Bewegung, richtige Ernährung, Stressvermeidung oder schöne Erfahrungen geht -- jeder Mensch weiß selbst, ob er sich richtig (im Sinne von harmonisch) verhält. Die Frage ist nur, ob man die Kraft aufbringt, das Verhalten zu ändern. Sobald man sich mental oder körperlich nicht wohlfühlt, ist man aus dem Gleichgewicht geraten.

Dann ist es Zeit, das eigene Verhalten zu reflektieren und sich die folgenden Fragen zu stellen: Wo bin ich überaktiv und stürze mich in Unternehmungen und Freizeitaktivitäten, um unbewusste Anteile zu verdrängen und tiefsitzenden Gefühlen aus dem Weg zu gehen? Wo identifiziere ich mich mit Gefühlen der Angst und Abwehr und verhindere dadurch die Weiterentwicklung in Form von neuen Verhaltensweisen? Einfach ausgedrückt: Was sollte ich besser lassen und was verstärken?

Im Gleichgewicht der Kräfte des Körpers

Nicht nur die Änderung schlechter und krankmachender Gewohnheiten bringt den Menschen wieder in einen harmonischen Zustand. Bewusste Übungen wie Qigong, Atemübungen oder Tai-Chi können dabei helfen, Blockaden der Energieströme abzubauen. Für das Yin-Yang-Gleichgewicht sorgen auch gesunde Ernährung, ausreichende Bewegung, ein Gleichgewicht von Aktivität und Ruhe für Geist und Körper, Massagen für ein gut funktionierendes Muskel- und Lymphsystem oder Yoga. Kann die Energie frei zirkulieren, stellt sich auf physischer und mentaler Ebene Wohlgefühl ein. Nur im Gleichgewicht der Kräfte, die im menschlichen Körper arbeiten, entstehen Gesundheit und ein erfülltes Leben.

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