Oberhausen. Oberhausener Wohnungsfirmen befürchten eine Kostenlawine angesichts des Heizungsgesetzes. Die eigenen Finanzquellen sind sehr begrenzt.
Das geplante Heizungsgesetz der Bundesregierung sorgt auch in Oberhausen weiter für viel Wirbel. Private Hauseigentümer sind verärgert und stehen mit ihrem Frust nicht allein. Auch unter den heimischen Wohnungsgenossenschaften macht sich Unmut breit. Sie befürchten vor allem eine Kostenlawine, die auf die Unternehmen zurollt.
Die Umstellung von Gasheizungen auf Anlagen mit erneuerbarer Energie werde erhebliche Investitions-kosten verschlingen, sagt Olaf Rabsilber, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Oberhausener Wohnungsgenossenschaften. Unter dem Dach sind fünf Unternehmen vereint mit rund 11.000 Wohnungen für etwa 20.000 Menschen. Ein Großteil der Gebäude sei nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden. Auch wenn mittlerweile ein erheblicher Teil der Häuser an die Fernwärme angeschlossen sei und somit die bislang bekannten Ansprüche des Gesetzgebers an erneuerbare Energie erfülle, müsse wahrscheinlich ein großer Bestand an Wohnungen um- oder nachgerüstet werden.
Fördergelder decken längst nicht die Ausgaben
Rabsilber, zudem Chef der Sterkrader Wohnungsgenossenschaft, rechnet an einem Beispiel vor, auf welche Summen sich die Unternehmen gefasst machen: „Wir haben einmal durchkalkuliert, dass im Falle eines Mehrfamilienhauses mit 15 Parteien allein Kauf und Montage einer Luftwärmepumpe bis zu 100.000 Euro verschlingen werden.“ Zum Vergleich: Eine neue Gasheizung kostet rund 25.000 Euro. Damit sei aber längst nicht Schluss. Um das Gebäude für die Technik fit zu machen, also Wände und Dach dämmen, neue Fenster einbauen, können extrem hohe Kosten auf die Genossenschaften zukommen. Sicherlich stelle der Bund Fördergelder bereit, die aber decken bei weitem nicht den finanziellen Aufwand, den eine Genossenschaft schultern müsse, betont Rabsilber.
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Zugleich seien die Einnahmequellen begrenzt. „Wir halten uns an den örtlichen Mietspiegel und stehen auch als Genossenschaft bei unseren Mitgliedern in der Verantwortung“, unterstreicht der Sprecher. „Wir wollen den Mietern auch weiterhin bezahlbaren Wohnraum bieten.“ Die jetzige Herausforderung werde nur mit zusätzlicher Förderung finanzierbar sein, Klima sei schließlich eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.
Einen Investitionsplan lege eigentlich jedes Unternehmen für die nächsten Jahre fest, um den Wohnungsbestand auf Vordermann zu bringen. Doch die Vorhaben dürften angesichts der Gesetzespläne wohl kaum ausreichen, betont Radsilber. „Andererseits wissen die Wohnungsfirmen überhaupt nicht, was auf sie letztlich zukommt, solange noch kein Gesetz verabschiedet ist.“ Die Ungewissheit, auf was man sich einstellen muss, sei eine zusätzliche Belastung.
Nahwärmeinseln statt Wärmepumpen
Das sieht Wolfgang Hoffmann, Vorstand der Ge-Wo Osterfelder Wohnungsgenossenschaft, ähnlich. Momentan bleibe nichts anderes übrig als abzuwarten bis das Gesetz verabschiedet sei. Einen Vorteil habe sich allerdings das Unternehmen bereits vor rund zwölf Jahren dadurch verschafft, dass es den überwiegenden Teil der 4500 Wohnungen auf Fernwärme umgestellt habe. Lediglich 600 sind derzeit noch an eine Gaszentralheizung angebunden.
Doch selbst wenn dieser Bestand mit neuer Technik ausgestattet werden müsse, sei mit Millionenbeträgen zu rechnen. Als Lösung kommt laut Hoffmann aber weniger der Einbau von Wärmepumpen in Betracht als vielmehr Modelle wie „Quentin“ in Oberhausen-Tackenberg: Vier Nahwärmeinseln, die mit Kraftwärmekopplung arbeiten, versorgen 800 Wohnungen, zwei Schulen und eine Sporthalle. Das Pilotprojekt kann auch nach Ansicht von Olaf Radsilber in der Sterkrader Wohnungsgenossenschaft Schule machen, denn in rund der Hälfte der Wohnungen sorgen noch Gasthermen für wohlige Wärme.
Ruf nach Hilfe von der öffentlichen Hand
Indem Heimbau, Gemeinnützige Wohnungsbaugenossenschaft, vor Jahren bereits für alle 600 Wohnungen Brennwertgeräte angeschafft hat, „haben wir einen modernen Stand der Technik“, unterstreicht Vorstand Reiner Kommescher. Gleichwohl komme man über kurz oder lang nicht um hohe Investitionen herum. Voraussichtlich werde das Unternehmen die Gebäude zusätzlich dämmen und ertüchtigen müssen.
Sicherlich sei auch die EVO als Versorger mit ins Boot zu holen, um nach passenden Lösungen zu suchen. So lange aber kein Gesetz vorliege, „bewegen wir uns noch im Bereich der Spekulation“. Je nachdem wie nachher die Anforderungen ausfallen, seien aber Fördermittel notwendig, damit die Wohnungsunternehmen die Wärmewende schultern können.
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