Gelsenkirchen. Mit Hilfe des „Pakts Öffentlicher Gesundheitsdienst“ soll Gelsenkirchens Gesundheitsreferat ausgebaut und modernisiert werden. So ist der Plan.
Wie verheerend die schlechte Ausstattung der Gesundheitsämter in der Republik sich auswirken kann, hat die Pandemie gezeigt, als Infektionszahlen per Fax übermittelt werden mussten, verschiedene Online-Systeme nicht kooperieren konnten und die Personaldecke in kommunalen Gesundheitsämtern sich als viel zu dünn erwies. Letzteres war freilich auch vor der Pandemie bekannt. Nun soll alles besser werden, unter anderem mit Unterstützung des Bundes, der für die Aufstockung schrittweise Mittel zur Verfügung stellt. Wie diese Aufstockung mit Hilfe des „Pakts für den öffentlichen Dienst“ laufen soll, stellte die Referatsleitung in der jüngsten Sitzung des Gesundheitsausschusses der Politik vor.
Mit Zulagen Dienst für ärztliches Personal attraktiver machen
Ein Faktor dabei, um das notwendige Personal gewinnen zu können: Seit Jahresbeginn ist es möglich, den ärztlichen Mitarbeitern nicht nur als Anreiz Homeoffice-Regelungen und Weiterbildungsmöglichkeiten anzubieten, sondern auch Zulagen. Auch das Besoldungsrecht und tarifvertragliche Regelungen sollen so angepasst werden, dass ein Konkurrieren mit anderen Bereichen des Gesundheitssystems als Arbeitgeber möglich und für Bewerber attraktiv ist.
Finanzielle Unterstützung durch Bundesprojekt bis 2026
Wie viel Geld der Bund genau für Gelsenkirchen zur Verfügung stellt, ist laut Verwaltung noch schwer einschätzbar, da die Gelder sukzessive fließen. Bundesweit stehen jedoch vier Milliarden Euro dafür zur Verfügung, zahlbar bis 2026. In einer ersten Tranche waren 164.000 Euro nach Gelsenkirchen geflossen, in einer zweiten 190.000 Euro. Dabei wird bei jeder weiteren Personaltranche die Summe jeweils steigen, da die Stellen auch weiterfinanziert werden, so Marvin Schröder vom Leitungsteam des Referates. Der begeisterte Kommentar von Ausschussmitglied Dr. Brigitta Becker (für die CDU als sachkundige Bürgerin im Gremium): „Das fühlt sich für mich an wie eine aufgehende Sonne!“
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Die wesentlichen Säulen des Pakts für Gelsenkirchen sind Personalaufbau, zukunftsfähige Strukturen, Digitalisierung sowie die Steigerung der Attraktivität des Öffentlichen Gesundheitsdienstes für Mitarbeiter. Im personellen Bereich werden zunächst Planstellen prozentual aufgestockt, etwa im Bereich der Tuberkulosehilfe, die wieder eine wachsende Rolle spielt, eines Gesundheitsingenieurs, der Methadonambulanz sowie der Apothekerstelle.
Neu geschaffen werden sollen eine Psychologenstelle im Kinder- und Jugendmedizinischen Dienst, zwei Stellen für sozialmedizinische Assistenz, eine Assistenz im zahnärztlichen Bereich, eine bei der Hygienekontrolle sowie drei neue Planstellen in der Stabsstelle Koordinierung Gesundheitsplanung. Zudem sollen acht Planstellen im Verwaltungsbereich geschaffen beziehungsweise verstetigt werden.
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Bei der Digitalisierung geht man schrittweise voran. Zunächst wurden die Mitarbeiter technisch ausgestattet, wurden Möglichkeiten zur digitalen Kommunikation verbessert, um Homeoffice und Desksharing (flexible Arbeitsplätze) zu ermöglichen. Im zweiten Schritt werden qualifizierte digitale Signaturen eingeführt, Todesbescheinigungen, Apothekenaufsicht, Rechnungsbearbeitung und das Gutachten-Archiv digitalisiert. Neue PC-gebundene Seh- und Hörtestgeräte, die Einführung neuer Software in vielen Bereichen, der Aufbau einer Datenbank mit Archivierung und Zusammenführung vorhandener Daten aus verschiedenen Quellen zwecks besserer Auswertung, auch als Basis für Studien und Gutachten– unter anderem.
Gesundheitskompetenz der Gelsenkirchener durch Aufklärung stärken
Künftig soll auch Öffentlichkeitsarbeit eine größere Rolle spielen, nicht zuletzt, um die Gesundheitskompetenz der Bürgerinnen und Bürger zu verbessern. Gesundheitsberichte sollen themengesteuert mit Schwerpunkten und allgemeinen Informationen versehen sein. Die Finanztranchen vom Bund müssen jeweils per Projektantrag auf den Weg gebracht werden. Gesundheitsdezernentin Andrea Henze hofft aber, dass die Unterstützung am Ende der Projektzeit verstetigt wird.