Oberhausen. Unter 400 Kurzfilmen gibt’s nicht nur Werke für ausgewiesene Cineasten. Das Kufita-Team empfiehlt Programme, die auch Neulinge genießen.
Wer soll da durchblicken? Rund 400 kurze Filme aus 60 Ländern gibt’s vom 1. bis 10. Mai online bei den 67. Kurzfilmtagen zu sehen. Das Publikum hat die Qual der Wahl. Doch für Kufita-Einsteiger oder vom Allzeit-Klicken Ermüdete gibt das Team aus der Kulturvilla (oder dem Homeoffice) einige Anspieltipps, die zu sicheren Treffern führen. Schließlich hatte Festivalchef Lars Henrik Gass schon für die erste Online-Ausgabe 2020 versprochen, man wolle sich anders darstellen als etwa Netflix, „wo Sie mehr Zeit suchend verbringen als mit Gucken“.
Erster und zuverlässigster Anspieltipp – und zwar für alle Altersgruppen: das Kinder- und Jugendkino. Mit 40 Filmen aus 24 Ländern ist dieses Programm so bunt und vielfältig wie immer. Die Reise geht in indische Salzwüsten, nach Südkorea und in die Plattenbauten von Genf, an träumerische Orte der Arktis und auf Schlafwanderungen. Alle Filme werden im Original gezeigt, aber immer mit deutschen Untertiteln oder einem deutschen Voice-over. Verständnisschwierigkeiten sind also ausgeschlossen.
Sieben junge Programme gibt es, nach Altersgruppen geordnet, von Filmen für die Kleinsten ab drei Jahren bis zu Jugendfilmen ab 16. Eine besondere Empfehlung ist auch das ECFA Short Film Award-Programm, mit dem das Kinder- und Jugendkino am 5. Mai eröffnet: Hier laufen neun Filme, die allesamt in diesem Jahr für den Kurzfilmpreis der „European Children’s Film Association“ nominiert waren.
Auch Partnerstädter liefert neuen MuVi-Clip
Alle Programme sind jeweils 48 Stunden lang ab Start-Termin zu sehen. ECFA Short Film Award: Mittwoch, 5. Mai, 20 Uhr. Kinder- und Jugendfilmwettbewerb: täglich neue Programme ab Donnerstag, 6. Mai.
Dank des neuen Internationalen MuVi-Preises zeigen die Kurzfilmtage jetzt drei Programme mit Musikvideos. Wie immer konkurrieren beim Deutschen MuVi-Preis zwölf deutsche Produktionen. Neu dazugekommen ist das internationale Äquivalent, für das 14 Clips aus aller Welt, vom Iran bis Großbritannien, ausgewählt wurden. Mit „Traitor“ ist sogar ein Clip aus Oberhausens nordenglischer Partnerstadt Middlesbrough am Start.
Eher bunt und lustig geht’s beim „MuVi 14+“ zu, einer Auswahl von 15 internationalen Clips für Musikfans ab 14. Fans können übrigens in beiden Wettbewerben für ihren Favoriten stimmen und damit über die Publikumspreise entscheiden.
Deutscher MuVi-Preis: Samstag, 1. Mai, 20 Uhr. Internationaler MuVi-Preis: Sonntag, 2. Mai, 20 Uhr. „MuVi 14+“: Donnerstag, 6. Mai, 20 Uhr.
Wahnwitzige Tricks der Schönheitsexperten
Elf Filme aus Nordrhein-Westfalen zeigen, wie kreativ und breitgefächert die Kurzfilmproduktion hierzulande ist. Dokumentarfilme über kleine Gewerbetreibende während des Lockdowns, über Jäger oder über das Heumachen in den französischen Alpen, Animationen von der opulenten „Doom Cruise“ bis zum gestrichelten und erstaunlich witzigen Kampf gegen den Krebs, oder ein Blick auf die wahnwitzigen Tricks britischer Schönheitsexperten der 1960er Jahre als Schatz aus alten Wochenschauen: Die Vielfalt ist enorm in diesem Schaufenster aktueller Filmproduktion.
Diese Programme sind jeweils wie im Kino zu festen Zeiten zu sehen und werden einmal wiederholt: Freitag, 7. Mai, 17 Uhr, Samstag, 8. Mai, 14 Uhr und 18.30 Uhr sowie Montag, 10. Mai, 14 Uhr.
Täglich fangfrisch: ein preisgekrönter Kurzfilm
Für alle, die nach einem Jahr geschlossener Kinos mal wieder über Filme reden oder mit Filmemachern online ins Gespräch kommen wollen, haben die Kurzfilmtage als soziale Plattform den „Festival Space“ eingerichtet. Der Zutritt ist unkompliziert: Link öffnen und Namen eingeben genügt, dann ist der Zugang frei zu Diskussionen oder abends ab neun Uhr zur „Festival Bar“ auf https://spatial.chat/s/kurzfilmtageoberhausen.Ein Ticket, zwei Plattformen: Mit dem Ticket für die 67. Kurzfilmtage gibt’s automatisch auch den Zugang zu „This is short“, der gemeinsamen Plattform mit drei weiteren Festivals in Nijmegen, Poznan und Wien. Als „Film of the Day“ geht dort jeden Tag ein neuer preisgekrönter Film online auf https://thisisshort.filmchief.com/hub/browse – und zwar bis zum 30. Juni.
Mit „Zombies“ war der belgisch-kongolesische Rapper Baloji die Entdeckung der Kurzfilmtage 2019, seitdem hat er ein kleines, aber beachtliches Kurzfilmwerk produziert, das immer von Musik getragen ist. Die Bandbreite reicht von der virtuosen Parodie auf das Unterhaltungsfernsehen in afrikanischen Diktaturen –samt Putsch vor laufender Kamera – bis zu einer elegischen Liebeserklärung an das Licht. Auch für Musikvideo-Fans ein lohnender Tipp.
Das Baloji-Profil ist ab Start am Freitag, 7. Mai, um 20 Uhr für 48 Stunden zu sehen.
Im Sommer 2020 erschütterte eine katastrophale Explosion im Hafen von Beirut die Metropole am Mittelmeer und mit ihr den ganzen Libanon. In ihrer zweiten Kooperation mit dem Goethe-Institut zeigen die Kurzfilmtage aktuelle Filme, die sich direkt mit der Explosion, ihren Ursachen und Folgen beschäftigen, aber auch Arbeiten, in denen es um frühere historische Umbrüche geht. Ein Blick auf die kreative Kraft eines von Bürgerkriegen und politischer Unsicherheit geprägten Landes.
Forschung am kollektiven Gedächtnis
Termine für 48 Stunden: Montag, 3. Mai, 20 Uhr und Dienstag, 4. Mai, 20 Uhr.
Die Preisträger anderer Festivals sind eines der beliebtesten Programme. Mit vier Filmen und ganz verschiedenen Themen: Sei es der Kampf einer jungen Mädchengruppe mit der ihnen auferlegten Rolle, die Erforschung des kollektiven Gedächtnisses mit einer Crowd-Simulationssoftware oder die Folgen erzwungener Alphabetisierung am Amazonas.
Termin für 48 Stunden: Samstag, 1. Mai, 20 Uhr.