Mülheim. Nach der Zinsanpassung der Europäischen Zentralbank reagieren Mülheimer Banken und Kreditinstitute. Was sich für die Kunden wann genau ändert.

Die Zeit des Negativzins scheint vorerst vorbei: Die Zinswende nach dem Beschluss der Europäischen Zentralbank (EZB), den Leitzins anzuheben, läutet neue Gegebenheiten auf den Kapitalmärkten ein. Auch Verwahrentgelte scheinen mit dieser Zinsanhebung passé zu sein, heißt es bei Mülheimer Kreditinstituten. Sparzinsen hingegen können laut Sparkasse wieder steigen.

Die EZB senkt ab dem 27. Juli die Gebühren, die Banken und Sparkassen für ihre Einlagen bezahlen müssen. Diese „Strafzinsen“ hatten fast alle Banken und Sparkassen im vergangenen Jahr an Kundinnen und Kunden, die hohe Beträge auf Giro- oder Tagesgeldkonto hatten, weitergegeben – als sogenanntes Verwahrentgelt.

Manche Banken passen Verwahrentgelte rückwirkend zum 1. Juli an

Die von der EZB in der vergangenen Woche bekanntgegebene Erhöhung der Leitzinsen von null auf 0,5 Prozent führt nun dazu, dass das Verwahrentgelt für Banken und damit auch für ihre Kundinnen und Kunden entfällt. „Wir geben die Erleichterung, die die EZB uns durch die Zinsanhebung gibt, taggleich an unsere Kundschaft weiter“, kündigt Martin Weck, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Mülheim, an.

Martin Weck, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Mülheim, kündigt an, die Verwahrentgelte für Einlagen zum 27. Juli zurückzunehmen.
Martin Weck, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Mülheim, kündigt an, die Verwahrentgelte für Einlagen zum 27. Juli zurückzunehmen. © Foto: Martin Möller / FUNKE Foto Services | Martin Möller

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Rückwirkend zum 1. Juli wollen sowohl Commerzbank als auch Sparda-Bank West die Verwahrentgelte – nicht nur – ihrer Mülheimer Kundinnen und Kunden streichen. „Wir werden die Entgelte für Kundeneinlagen von Verbrauchern bereits zum 1. Juli nicht mehr berechnen. Für Firmenkunden gelten jeweils individuelle Vereinbarungen“, erklärt Commerzbank-Pressesprecher Matthias Kretschmer und betont: „Wir begrüßen die Zinswende der Europäischen Zentralbank. Das ist gut für unsere Kunden, und das ist auch gut für uns.“

Für die Sparda-Bank West schildert deren Pressesprecherin Ulrike Hüneburg: „Wir sind schon zum 1. Juli tätig geworden. Seitdem gibt es bei uns weder Verwahrentgelte für Summen, die auf dem Girokonto liegen, noch einen Negativzins auf dem Tagesgeldkonto.“

Sparerinnen und Sparer in Mülheim könnten wieder Zinsen für ihr Geld erhalten

Die National-Bank kündigt an, die Entscheidung der EZB zum 1. August umsetzen zu wollen. „Wir nehmen dann die Verwahrentgelte zurück, die wir bisher nur von Firmen und sehr vermögenden Privatkunden eingefordert hatten“, verdeutlicht Gregor Stricker, Leiter des Vorstandsstabs National-Bank mit Sitz in Essen. „Kleinsparer“ seien bei der National-Bank ohnehin nicht vom Strafzins betroffen gewesen.

Bei der Volksbank Rhein-Ruhr will man ebenfalls ab dem 1. August auf die Erhebung von Verwahrentgelten verzichten, sagt Pressesprecherin Claudia Behrens und nennt die EZB-Entscheidung zur Leitzinserhöhung „lang ersehnt“. Die Bank hatte eigenen Angaben zufolge bis dato ein Verwahrentgelt in Höhe von 0,5 Prozent bei einzelnen Kundinnen und Kunden erhoben.

Finanzexperten erwarten weitere Zinsschritte seitens der EZB

Der Schritt der EZB, die Leitzinsen anzuheben, findet breite Zustimmung auf Vorstandsebene. So betont Thomas Diederichs, Sprecher des Vorstandes der Volksbank Rhein-Ruhr: „Die Entscheidung der EZB war längst überfällig. So kommt sie nunmehr endlich ihrer geldpolitischen Verantwortung nach und wird mit diesem und sicher noch weiteren Zinsschritten versuchen, ihrem Ziel einer Inflation im Euroraum nahe 2 Prozent näher zu kommen.“ Wenngleich eine Zinsanhebung der EZB wohl keine Auswirkungen auf die hohen Energiekosten haben werde, schränkt der Vorstandssprecher ein.

Die Erhöhung des Leitzinses führt laut Sparkasse Mülheim auch zu positiven Entwicklungen bei den „klassischen Sparprodukten“. Vorstandsvorsitzender Martin Weck rechnet vor: „So wirft ein klassischer Sparkassenbrief mit einer Laufzeit von zehn Jahren derzeit 1,5 Prozent ab.“