Gelsenkirchen. Am Marienhospital Gelsenkirchen gibt es eine neue Klinik für Gefäßchirurgie. Auch Stentprothesen für Schlagaderbereiche werden hier eingesetzt.
Am Marienhospital Gelsenkirchen gibt es eine neue Klinik: Seit Juni leitet Privat-Dozent Dr. Mansur Duran die Klinik für Gefäß- und Endovaskulär-Chirurgie. Vom Mittwoch, 7. Juli, an, ist auch die angegliederte Ambulanz dazu geöffnet, für deren Besuch es allerdings ebenfalls eine ärztliche Einweisung braucht.
Von der Charité über Bremen nach Düsseldorf und Gelsenkirchen
Im Ückendorfer Haus arbeitet der Gefäßexperte Duran zwar bereits seit längerem; die eigene Abteilung mit – je nach Bedarf – zwölf bis 15 Betten – aber ist neu. Duran war vom Düsseldorfer Universitätsklinikum, wo er 14 Jahre lang, zuletzt als stellvertretender Direktor der Gefäßchirurgie, gearbeitet hatte, nach Gelsenkirchen gewechselt. Der in Dortmund aufgewachsene Familienvater studierte an der Charité in Berlin, arbeitete in der Herz-Thorax- und Gefäßchirurgie in Bremen, bevor er sich in Düsseldorf auf Gefäße spezialisierte.
Für Gelsenkirchen hat er sich viel vorgenommen. Das „Brot- und Butter-Geschäft“ wird zwar auch hier sicher die Therapie der weit verbreiteten, sogenannten Schaufensterkrankheit bilden. Dabei verursachen Stauungen in den Beingefäßen so starke Schmerzen, dass die Patienten nur noch wenige Meter lange Strecken am Stück zurücklegen können. Aber im Haus an der Virchowstraße sollen auch komplexere Operationen mit neuen Verfahren etwa bei Gefäßen im Darm-, Nieren- oder Leberbereich sowie an der Hauptschlagader durchgeführt werden.
Einsatz auch ohne offene Operation möglich
Bei der Vorstellung seiner Klinik hat der neue Chefarzt bereits eine eigens für einen Patienten maßgerecht angefertigte Brustaorten-Prothese auf dem Tisch. Es ist die größte Stent-Prothese für den menschlichen Körper, die bisher nur selten angefertigt werde, so Duran. Sie kommt bei Aneurysmen – Aussackungen – der Hauptschlagader im Brustbereich zum Einsatz. Und auch sie soll mit einem minimalinvasiven Eingriff über die Leiste eingesetzt werden statt über eine große, bis zu 15-stündige offene Operation. „Auch dabei gibt es zwar Risiken, etwa bei der Versorgung durch die Zuleitungen zum Rückenmark“, räumt er ein. Aber diese Risiken seien deutlich geringer als bei offenen Operationen, sie lägen bei drei bis vier Prozent für eine Querschnittslähmung. Doch das Gesamtrisiko, die Belastung für den Patienten sowie die Dauer des Klinikaufenthaltes seien deutlich geringer als bei herkömmlichen Methoden.
Die Aortenprothesen werden aus einem speziellen Kunststoff gefertigt. Wie die vergleichsweise kleinen Stents für die Herzkranzgefäße sind die Prothesenstents für verschiedene Schlagader-Bereiche hoch widerstandsfähig, sehr flexibel und für die Implantierung über die Leiste sehr klein zusammenpressbar. Auch Stentprothesen für den Schlagaderbogen im Halsbereich sollen hier operiert werden.
Fein-Diagnostik in der Ambulanz ab sofort
Forschung zu verschiedenen Bereichen
Auch forschend will Privat-Dozent Dr. Mansur Duran aktiv bleiben. Er nimmt bereits an einer Studie zur Stammzelltherapie an offenen Beinen (nicht heilenden Wunden) teil. Auf den Weg bringen will er gemeinsam mit Privat-Dozent Dr. Markus Krausch, leitender Oberarzt der Chirurgie im Hause, eine Studie mit dem Ziel, Biomarker zur Früherkennung von Darminfarkten zu finden. Mit im Boot sind dabei die Unikliniken Düsseldorf, Münster und voraussichtlich auch Essen. Beim Darminfarkt gibt es eine Sterberate von 50 Prozent.Forschen will Duran in Ückendorf zudem – ebenfalls mit Düsseldorfer Kollegen – an den Ursachen von Bauschlagader-Aneurysmen und Möglichkeiten, diesen lebensgefährlichen Aussackungen in dem Bereich vorzubeugen.
Im Ambulanzbereich der Klinik werden zum einen Vor-Diagnosen konkretisiert mit einer neuen Generation von Sonographie-Geräten, die CT-Aufnahmen und damit Strahlenbelastung verzichtbar machen. Ein Laufband hilft beim Ermitteln der Mobilität von Patienten mit Bein-Stenosen, also bei der bereits erwähnten Schaufensterkrankheit. Krampfader-Operationen können hier vorstationär, also quasi ambulant durchgeführt werden. Alle anderen Eingriffe aber sind mit stationären Aufenthalten verbunden. Das fachärztlich spezialisierte Team der Abteilung bilden vier Kollegen, für Bereitschaften wird mit dem allgemeinen chirurgischen Klinik kooperiert.
Mit der Gefäßchirurgie am St. Marien Hospital in Buer werde man zusammenarbeiten, versichert Duran. Überschneidung fürchte man allerdings bei normalen Eingriffen nicht, da die Einzugsgebiete im Stadtnorden und -süden verschieden seien. In Ückendorf will man zudem auch Patienten aus dem Essener Norden behandeln, wo es keine entsprechende Spezialklinik gibt.
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