Duisburg. . Schaufensterkrankheit heißt es griffig, wenn die Beinschlagader verstopft ist. Was zu tun ist, erklärten Gefäßspezialisten beim WAZ-Medizinforum.

Der Schmerz ist stechend und kann schon nach wenigen Gehmetern eintreten: Rund 20 Prozent ­aller 65-Jährigen leiden an „peripherer arterieller Verschlusskrankheit“ in den Beinen; „Schaufensterkrankheit“ wird sie genannt, weil Betroffene kaschieren wollen, dass sie aus Schmerzen stehen bleiben müssen. Die Gefäßspezialisten des Huckinger Malteser St. Anna- Krankenhauses zeigten beim WAZ-Medizinforum aber auf, dass sich die verstopften Blutbahnen in den Beinen gut behandeln lassen.

Gleichwohl, bei Plaques aus Fett und Kalk, die die Arterie verstopfen, ist Gefahr im Verzug. Wer Arteriosklerose in den Beinen hat, hat ein doppelt so hohes Risiko, dass auch die wichtigen Blutbahnen zu Herz und Gehirn verengt sind, Herzinfarkt oder Schlaganfall drohen. Umso wichtiger sind daher die regelmäßigen Kontrollen beim Hausarzt, gerade für Menschen mit Risikofaktoren: Rauchen, Bluthochdruck, Übergewicht, Diabetes etwa.

Man ahnt: Lebensumstellungen nutzen wie so oft auch bei der Arteriosklerose in den Beinen. Und zu gezieltem Lauftraining raten St. Anna-Chefarzt Dr. Konstantinos Meletiadis und Oberarzt Dr. Jomon Pfeifer aus der Gefäßklinik bei ihren Vorträgen Denn mit der entsprechenden Lauf-Therapie sucht sich das Blut um die verstopfte Arterie mit der Zeit neue Wege. Vor allem mit bildgebenden Ultraschalluntersuchungen können die Gefäßmediziner auch exakt orten und messen, wo das Blut fließt, wie schnell es fließt und wo Blutbahnen verstopft sind.

Bei vielen Patienten genügt ein Lauftraining

Bei vielen Patienten genügt das Lauftraining und die Behandlung der Risikofaktoren auch mit Medikamenten zur Blutverdünnung oder Cholesterinsenkung, die Arteriosklerose einzudämmen und das Blut wieder störungsfrei fließen zu lassen.

In schweren Fällen, wenn unter 200 Metern das Gehen schmerzt oder im nächsten Stadium auch in Ruhestellung, stehen die Ärzte vor der Frage, minimal-invasiv die Blutbahn zu reparieren oder offenen an der Arterie zu operieren. „Es gibt keine Standardlösung, das muss in jedem Fall individuell nach Befund und Patient entschieden werden“, erklärt Dr. Meletiadis.

Adern können mit Ballons geweitet werden

Dabei ist der minimal-invasive Eingriff über einen Katheter, der an der Leiste eingeführt wird, der schonendere Weg. Leicht können Adern mit Ballons geweitet werden, können Stents gesetzt werden. Mit einem Animationsfilm zeigte der Chefarzt anschaulich, wie Plaques auch mit einer Millimeter kleinen Fräse aufgelöst werden können. Filigranes chirurgisches Handwerk ist bei Bypass-Operationen gefordert, bei denen die Ärzte „Umleitungen“ um die verstopfte Arterie legen, wenn nötig auch mit Abzweigungen. Aus körpereigenen Venen besteht die neue Arterie oder aus Kunststoff, sei es PET-ähnlich, wie man es von Plastikflaschen kennt, oder aus Goretex-Material. Was es auf jeden Fall braucht: „Nadel und Faden“, meint Chefarzt Meletiadis.

Beim nächsten Mal geht es um Palliativmedizin

Das nächste WAZ-Medizinforum findet am Mittwoch,27. März, um 18 Uhr statt. Im Johanniter-Krankenhaus in Rheinhausen geht es dann um Palliativmedizin, also um die Behandlung und Begleitung sterbenskranker Menschen.

Die Anmeldemöglichkeiten werden rechtzeitig bekannt gegeben.