Mülheim. Siedler der Mülheimer Heimaterde verstehen nicht, warum sie die Stadt hindert, auf Dächern Photovoltaik anzubringen und so was fürs Klima zu tun.

Denkmalschutz oder Klimaschutz? Was ist wichtiger? Oder wie kann man beides versöhnen? Diese Frage stand jetzt bei der Mitgliederversammlung der 451 Mitgliedsfamilien zählenden Siedlervereinigung Heimaterde im Mittelpunkt.

Angesichts regelmäßiger Rechtsstreitigkeiten zwischen der Unteren Denkmalbehörde und den Hauseigentümern der rund 12.000 Einwohner zählenden Heimaterde hatten der Leiter der Unteren Denkmalbehörde, Axel Booß, und seine Mitarbeiterin Melanie Rimpel in der über drei Stunden fundiert und kontrovers geführten Diskussion keinen leichten Stand.

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Mülheimer Denkmalschützerin: „Es geht darum, unser kulturelles Erbe zu erhalten“

Sie waren diejenigen, die die Rechtsauffassung verteidigten, dass Solaranlagen zur erneuerbaren und CO2-freien Strom- und Wärmeerzeugung nur dann montiert werden dürften, wenn sie den denkmalgeschützten Eindruck der ehemaligen Krupp-Werkssiedlung nicht sichtbar und wesentlich beeinträchtigten. „Es geht darum, unser kulturelles Erbe zu erhalten“, betonte Rimpel.

Und Booß machte deutlich: „Ich habe nichts gegen erneuerbare Energie und Klimaschutz. Ich habe selbst eine Photovoltaikanlage auf meinem Haus. Wenn Solaranlagen so angebracht werden, dass sie von der Straßenseite her nicht sichtbar sind und deshalb das Erscheinungsbild der 101 Jahre alten Siedlung nicht eklatant beeinträchtigen, haben wir damit kein Problem.“ Booß betonte, dass aktuell nur drei Prozent der deutschen Bausubstanz denkmalgeschützt sei.

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Siedler: „Es macht niemandem Spaß, wenn er gegen die Stadt klagen muss“

Der Vorsitzende der Siedlervereinigung, Egon Janz, und deren Kassenprüfer Matthias Schmidt hielten mit weiteren Mitgliedern dagegen. Sie wiesen darauf hin, „dass es niemandem Spaß macht, wenn er gegen die Stadt klagen muss, um eine Solaranlage an seinem Haus anbringen zu dürfen und damit auch etwas für den Klimaschutz zu tun.“

Schmidt, der auch beruflich in der Energiewirtschaft mit erneuerbaren Energieträgern befasst ist, erklärte, „dass ein solartechnisch optimal ausgestattetes Einfamilienhaus durch seine CO2-freie Strom- und Wärme-Erzeugung dazu führt, dass jedes Jahr ein CO2-Ausstoß von 3,7 Millionen Tonnen verhindert werden kann.“

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Mit Hinweis auf die klimapolitischen Ziele der Kommune, des Landes und des Bundes und die entsprechende Gesetzgebung plädierte Janz für eine zeitgemäße Weiterentwicklung des Denkmalschutzes, „der in einer Einzelfallprüfung die miteinander konkurrierenden Interessen sorgfältig abwägen und dabei auch die Belange des Klimaschutzes berücksichtigen muss.“ Janz sieht nach einem Gespräch, das der Vorstand der Siedlervereinigung im März mit dem zuständigen Beigeordneten Peter Vermeulen geführt hat, auch diesen auf seiner Seite.

Die Denkmalschützer betonten, dass sie genau dies in ausführlichen Beratungsgesprächen mit den Antragstellern täten. Sie waren sich mit der Siedlervereinigung auch darin einig, dass die zunehmende Zahl von Stein- und Schottergärten in der Heimaterde gegen den Denkmal- und Klimaschutz verstoße.

Bei der Anhörung und Sanktionierung der betreffenden Hauseigentümer komme man, so Rimpel und Booß, aufgrund der unzureichenden Personalausstattung der Unteren Denkmalschutzbehörde allerdings nur schrittweise und zu langsam voran.