Gelsenkirchen. Wie ist die Corona-Lage in Gelsenkirchen? Welche Maßnahmen plant die Stadt? Und wie sieht es mit Impfungen und Impfpflicht aus?
Corona-Sommerwelle auch in Gelsenkirchen? Noch schaut Gesundheitsdezernentin Andrea Henze „mit einer gewissen Ruhe“ auf die Infektionszahlen in der Stadt – obwohl die Sieben-Tage-Inzidenz seit ihrem niedrigsten Wert des Jahres 2022 von 111,5 Infektionen am 30. Mai wieder steigt und mittlerweile wieder bei 379 liegt. Und obwohl sie davon ausgeht, dass es aufgrund der geringfügigen Testung „eine große Dunkelziffer an Infektionen gibt“. Aber: „Wir hatten in den vergangenen Wochen kaum jemanden, der auf den Intensivstationen behandelt und beatmet werden musste“, so Henze. „Die Schwere der Erkrankungen lässt mich noch ruhig bleiben – wohlwissend, dass wir einen Blick darauf haben sollten, wie sich die Infektionslage weiter entwickelt.“
Die Stadt will deswegen Corona-Schutzmaßnahmen einsatzbereit haben, wenn die Zahlen, und möglicherweise auch die schweren Verläufe, wieder steigen. Hierzu wollen sich verschiedene Ämter der Verwaltung am 14. Juli zusammensetzen, „um einen Baukasten an Maßnahmen zusammenzusetzen“, wie es Henze formuliert. Wo und wie künftig wieder eine Maskenpflicht in Gelsenkirchen gilt, ob nur drinnen oder auch wieder draußen, soll dann „ergebnisoffen diskutiert werden.“ Lesen Sie auch: Den Kommentar zur Maskenpflicht in Gelsenkirchen
Stadt Gelsenkirchen will bei weiteren Schutzmaßnahmen besonders auf Schulen schauen
Elternvertreterinnen und -vertreter machen seit dem Höhepunkt der vergangenen Corona-Welle immer wieder Druck auf die Stadt, die Schutzmaßnahmen an den Schulen zu stärken und sich auf steigende Krankheitsfälle im Herbst vorzubereiten. Obgleich Andrea Henze betont, dass die Möglichkeiten der Stadt hier begrenzt seien und es auf das NRW-Schulministeriums ankomme, wolle man die Situation der Schulen am 14. Juli besonders im Blick haben. Dabei geht es laut Henze etwa um die Frage, ob in der Nähe der Schulen künftig ein umfangreicheres Bürgertest-Angebot vorgehalten werden kann.
Relevant sein werde dann auch die Frage, wie mit den vierten Impfungen verfahren werden soll. Nach Auffassung der Ständigen Impfkommission (Stiko) sollten gefährdete Menschen sowie Beschäftigte im Gesundheits- und Pflegebereich die zweite Booster-Impfung erhalten; die Ampel-Regierung will allen Interessierten bis zum Herbst eine vierte Impfung ermöglichen. Aktuell jedoch gibt es in Gelsenkirchen eine so große Impfmüdigkeit, dass man den Impfbus ab dem 1. Juli sogar erst einmal einstellen möchte. Nur bis dahin steht dieser noch vor der Emscher-Lippe-Halle bereit. „Wir gehen fest davon aus, dass wir das Impfgeschehen erst einmal mit den niedergelassenen Ärzten abdecken können“, sagte Henze.
Aktuell sind 83,4 Prozent der Menschen in Gelsenkirchen zweifach geimpft, 60,1 Prozent haben den ersten, 9,2 Prozent den zweiten Booster. Deutlich gestiegen ist die Zahl in den vergangenen Wochen nicht.
„Hoffnung nicht bewahrheitet“: Viele Novavax-Dosen landen in Gelsenkirchen im Müll
Impfdosen wegwerfen musste die Stadt aufgrund des geringen Impfinteresses der vergangenen Wochen zwar nicht – allerdings zeichnet sich beim Proteinimpfstoff der Firma Novavax ab, dass hier viele Dosen im Müll landen werden. Laut Henze verfallen am 30. Juli 220 Novavax-Impfampullen, die für etwa 2000 Impfungen reichen würden. Lediglich rund 80 Ampullen habe man bislang verwendet.
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Hoffnung war es, mit dem Impfstoff noch letzte Ungeimpfte aus dem Gesundheitssektor zu versorgen, die kritisch gegenüber mRNA-Impfstoffen wie Biontech oder Moderna eingestellt sind und sich deswegen trotz einrichtungsbezogener Impfpflicht nicht immunisieren lassen wollten. „Diese Hoffnung hat sich leider nicht bewahrheitet“, sagt Henze.
Beschäftigungsverbot wegen Impfpflicht: 133 Prüffälle liegen in Gelsenkirchen auf dem Tisch
17 sogenannte Betretungsverbote mussten nach Angaben der Stadt aufgrund der Impfpflicht in Gelsenkirchen bislang ausgesprochen werden. So viele Beschäftigte von Kliniken, Pflegeheimen und ähnlichen Einrichtungen dürfen ihren Job also derzeit nicht ausüben, weil sie nicht geimpft sind. Laut Henze gibt es weitere 133 Fälle von Beschäftigten des Gesundheitssektors, die zwar nicht geimpft sind, aber aufgrund einer überstandenen Infektion einen gewissen Corona-Schutz haben. Sechs Monate nach der Infektion gelte es bei jenen Fällen, erneut zu prüfen, ob sich diese impfen lassen wollen oder nicht.
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Angesichts der weiterhin noch verhältnismäßig ruhigen Corona-Lage in Gelsenkirchen wurde auch die Corona-Stabsstelle im Gesundheitsamt deutlich verkleinert. Von 70 Menschen, darunter teils Kräfte der Bundeswehr, die noch zum Höhepunkt der vergangenen Corona-Welle im Februar in Gelsenkirchen unterstützten, sind laut Henze mittlerweile nur noch 30 Mitarbeitende in der Stabstelle im Einsatz. Ihre Aufgaben: Die Kontrolle von Testzentren, die Besetzung der Corona-Hotline oder die Kontrolle der Impfpflicht. Der Kontaktverfolgung dagegen werde mittlerweile nur noch in Einzelfällen nachgegangen.