Gelsenkirchen. Impfstoff-Verwechslungen wie im Kreis Olpe versucht man in Gelsenkirchen zu vermeiden. Bald soll es noch mehr Impfangebote für Kinder geben.
- Im Kreis Olpe haben Kinder irrtümlicherweise den Corona-Impfstoff für Erwachsene erhalten. Kann so etwas auch in Gelsenkirchen passieren?
- Hier versucht man mit mehreren Sicherheitsvorkehrungen entsprechende Pannen zu vermeiden. Unter anderem wurden zwei Impfstraßen im Impfzentrum angelegt.
- Die Möglichkeiten für eine Impfung wachsen in Gelsenkirchen weiter. Im Wissenschaftspark will man bald auch Kinderimpfungen anbieten.
Im Impfzentrum Attendorn im Kreis Olpe haben Kinder den Erwachsenen-Impfstoff von Moderna gespritzt bekommen, obwohl für sie bisher nur Biontech zugelassen ist, der auch nur in kleineren Mengen verabreicht werden soll. Bislang gibt es bei den betroffenen Kindern noch keine Auffälligkeiten. Dennoch stellt sich die Frage: Kann so eine Impfpanne auch in Gelsenkirchen passieren?
Um eine Verwechselung zu vermeiden, seien die Impfungen für Kinder und Erwachsene im wiedereröffneten Impfzentrum in jeweils zwei Straßen getrennt, sagte Krisenstabsleiter Luidger Wolterhoff auf Nachfrage. Durch unterschiedliche Aufgabenträger für die verschiedenen Vakzine und durch ein Farbleitsystem werde sichergestellt, dass es zu keinem Irrtum komme. In den engeren Impfbussen – wo eine deutliche Trennung schwieriger wäre – werden auch deshalb gar keine Kinder geimpft.
Impfbus Gelsenkirchen: 40 von 100 Impfungen sind derzeit Erst- oder Zweitimpfungen
Optimistisch zeigt sich Wolterhoff mit Blick auf den aktuellen Verlauf der Impfkampagne. Inzwischen sind knapp über 200.000 Menschen in Gelsenkirchen vollständig geimpft – eine Impfquote von 77,1 Prozent. 85.145 Booster-Impfungen wurden mittlerweile verabreicht. „Erfreulich ist, dass 40 Prozent der Impfungen an den Impfbussen derzeit Erst- und Zweitimpfungen sind“, sagt der Krisenstabsleiter. „Das zeigt, dass auch bei den Ungeimpften noch Potenzial ist.“
Schnell ausgebucht seien im Impfzentrum aktuell nur die Termine für Kinder. „Bei den Erwachsenen ist noch Luft“, so Wolterhoff. Weder bei den Terminen noch beim Impfstoff gebe es aktuell einen Engpass. Und wer sich nicht terminlich binden möchte, müsse inzwischen auch nicht mehr lange vor den Impfbussen warten. Die langen Schlangen, die sich Mitte November vor dem zu dieser Zeit noch alleinigen Bus bildeten, sind aus dem Stadtbild verschwunden. Viel mehr als eine halbe Stunde müsse man also nicht einplanen, um sich im Bus den Piks abzuholen, so Wolterhoff.
Wer sich weder im Bus noch in der Emscher-Lippe-Halle impfen lassen möchte, hat zudem zahlreiche weitere Optionen in Gelsenkirchen. Da sind das Impfzentrum im Wissenschaftspark (0170 529 1940, ohne Termin, täglich 10 bis 18 Uhr), die Impfstelle im Michaelshaus in Buer (Termine unter www.orthopaedie-buer.de), das neue, jetzt eröffnete Impfzentrum am Bergmannsheil (Termine unter www.bergmannsheil-buer.de/impfzentrum), die Impfpraxis im Stadtteilzentrum Hassel (mittwochs und freitags von 14 bis 18 Uhr, samstags und sonntags von 10 bis 17 Uhr, ohne Termin) und natürlich die zahlreichen impfbereiten Arztpraxen.
Wissenschaftspark Gelsenkirchen hat großen Biontech-Bestand
Schlange stehen muss man etwa im Wissenschaftspark derzeit auch nicht, wie Mitbetreiberin Nicole Tolksdorf erzählt. 100 Menschen kommen hier nach ihren Angaben an einem Wochentag (vor allem frühmorgens und abends), etwa 150 am Wochenende. „Es könnten mehr sein, wir haben noch reichlich Kapazitäten.“ Vielleicht wollten viele vor den Festtagen keine Impfnebenwirkungen in Kauf nehmen, vermutet Tolksdorf.
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Keine „Off-Label-Impfungen“
Einen Impfstoff für Kinder ab 5 gibt es inzwischen. Zugelassen ist die Coronaimpfung für Kinder unter 5 Jahren jedoch noch nicht. Auch der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte rät von ihnen ab. Dennoch gibt es Eltern, die sie wollen, und Ärzte, die sie verabreichen. Strafbar machen sie sich damit nicht, allerdings entfällt die Haftung durch die öffentliche Hand oder den Hersteller bei Impfschäden. Solche sogenannten „Off-Label-Impfungen“ gibt es nach aktuellen Kenntnissen von Kinderarzt-Sprecher Christof Rupieper in Gelsenkirchen jedoch nicht, teilte er unserer Redaktion mit.
Gut ausgestattet sei man hier aktuell vor allem mit dem Biontech-Impfstoff Comirnaty. Und dieser werde von vielen auch explizit nachgefragt. Es ist jedoch nicht nur die Präferenz mancher Impflinge: Die Ständige Impfkomission (Stiko) empfiehlt, Personen unter 30 Jahren aktuell ausschließlich mit Biontech zu versorgen, weil das Risiko für Herzmuskelentzündungen beim Moderna-Vakzin Spikevax unter jungen Menschen als höher gilt. Und die ganz Jungen unter 12 Jahren? Für sie will man im Wissenschaftspark nach den Feiertagen (an denen die Impfstelle geschlossen bleibt) auch an Impfstoff kommen.