Mülheim. Melina Burian aus Mülheim arbeitet als Altenpflegerin – und liebt ihren Beruf. Nun wurde sie für den Titel „Pflegerin des Jahres“ nominiert.
Hohe Arbeitsbelastung, schlechte Bezahlung, wenig Anerkennung: Jede vierte Pflegefachkraft will laut einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes YouGov die Branche verlassen. „Ich bin auch schon oft an meine Grenzen gekommen“, sagt die Mülheimerin Melina Burian.
Für die 27-Jährige komme es aber nicht in Frage, den Beruf zu wechseln. Nach ihrem Fachabitur hat sie verschiedene Praktika absolviert und schnell gemerkt: „Pflege ist mein Ding.“ Nun wurde Burian, die als ambulante Pflegekraft für „Curadu“ in Oberhausen arbeitet für den Titel „Die Pfleger*innen des Jahres“ nominiert. Mit dieser Initiative „Herz & Mut“ will der Personaldienstleister „Jobtour medical“ mehr Wertschätzung für Pflegefachkräfte erreichen.
Mülheimer Altenpflegerin kritisiert schlechtes Berufsimage
Das schlechte Image des Berufes kritisiert auch Burian. Als sie im Freundes- und Familienkreis mitteilte, dass sie Altenpflegerin werden will, seien die Reaktionen „ehrlich gesagt nicht wirklich positiv“ ausgefallen. Doch Burian liebt ihren Beruf – vor allem, weil sie Menschen helfen kann.
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„Es bereichert mich, wenn ich ein Lächeln oder ein Dankeschön zurückbekomme.“ Eine Begegnung ist ihr besonders in Erinnerung geblieben: „Ich habe eine Frau betreut, die an Demenz erkrankt war. Ich habe immer versucht, mit ihr zu reden, aber es hat nie funktioniert“, so Burian. „Als dann aber ein Musiker seine Gitarre rausgeholt und alte Lieder gespielt hat, hat die Dame jeden Ton getroffen. Die Musik war der Schlüssel zu ihr. Das hat mich so berührt, dass ich weinen musste.“
Pflegerin aus Mülheim fordert „mehr Rückgrat“ von der Politik
Anfangs habe sie lernen müssen, sich von den Schicksalen der Menschen, die sie betreut, abzugrenzen. Besonders in Hochzeiten der Corona-Pandemie sei es ihr allerdings schwergefallen, da viele ihrer Patientinnen und Patienten an Corona erkrankten oder verstarben.
Auch Altersarmut begegnet ihr häufig. „Es ist traurig zu sehen, dass sich die Menschen oft nicht mal einen Friseurbesuch leisten können. Ich bringe ihnen manchmal eine Kleinigkeit aus dem Drogeriemarkt mit, um ihnen eine Freude zu machen.“
Von der Politik fordert sie insgesamt „mehr Rückgrat“ für Pflegekräfte. In ihrem Betrieb selbst erfahre sie diese Wertschätzung schon. „Melina ist immer gut gelaunt und strahlt diese positive Energie auch nach außen. Das hat eine sehr tolle Wirkung auf die Bewohner und Patienten“, betont ihre Chefin Julia Starzonek, die ihre Angestellte bei dem Wettbewerb angemeldet hat. Ob das auch die Jury so sieht und Burian den Titel verleiht, entscheidet sich Mitte Mai.