Gelsenkirchen-Schalke-Nord. Per Vorkaufsrecht will die Stadt ihrer Tochter GGW den Zugriff auf das Baudenkmal ermöglichen. Das Gebäude hat eine sehr wechselhafte Geschichte.
Für den ehemaligen Bahnhof Schalke-Nord an der Caubstraße soll es im Ausschuss für Bau- und Liegenschaften am 18. Januar eine Weichenstellung für die Zukunft geben – zumindest, was die Besitzverhältnisse betrifft. Die Stadt will per Vorkaufsrechtsatzung Fakten schaffen und den Erwerb des Baudenkmals durch die GGW, die Gelsenkirchener Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft mbh, ermöglichen. Weiteres Thema:Rekordjahr für die GGW: Gelsenkirchener bauen nun auch Schulen
Gelsenkirchener Stadttochter GGW wird bei Problemlagen aktiv
An diversen Stellen in Gelsenkirchen wird die Stadttochter GGW selbst aktiv und auch eingespannt, wenn es darum geht, bauliche oder soziale Probleme anzugehen, wenn Schrottimmobilien angekauft und abgerissen, wenn in Problemlagen Neubauten hochgezogen werden sollen. An der Kurt-Schumacher-Straße längs der Schalker Meile, an der Bismarckstraße oder auch in Ückendorf an der Bochumer Straße war und ist das bereits der Fall. Nun also erneut in Schalke-Nord. Im nichtöffentlichen Teil der Ausschuss-Sitzung wird es um den Erwerb des Gebäudes durch Ausübung des gesetzlichen Vorkaufsrechts zugunsten der GGW gehen. Lesen Sie auch: Ex-Hotel Kläsener weicht GGW-Neubau Heidehof
Von 1930 bis 1974 Haltepunkt der Bergisch-Märkischen Eisenbahn
Ob die Wohnungsbaugesellschaft tatsächlich in nächster Zeit den Zuschlag bekommt, ist noch offen. Zumindest hätten die Stadt und die GGW bei einem anstehenden Verkauf den Fuß in der Tür einer markanten Immobilie, die eine bewegte Geschichte hat: Zunächst natürlich ab 1930 als (einer von drei Bahnhöfen allein in Schalke) neu eröffneter Haltepunkt der Bergisch-Märkischen Eisenbahn, nach der Schließung am 26. Mai 1974 aber zunehmend als Gebäude mit wechselhafter Geschichte. Als Diskothek und auch als Spielcasino diente der Komplex, lange stand er auch leer, 2008 zog dann Atak Immobilien Business ein. Vier selbstständig agierende Geschäftsleute galten als Besitzer des früheren Bahnhofs.
Im Bahnhof liefen die Fäden bei einem großangelegten Betrugskomplex zusammen
Im alten Bahnhof liefen dann später offenbar auch die Fäden bei einem großangelegten Kreditbetrug zusammen, in dessen Folge schließlich 2012 vier Männer zu Haftstrafen verurteilt wurden. Danach gab es wohl vergebliche Verkaufsbemühungen, zweimal stand der Komplex zur Zwangsversteigerung, zuletzt im November 2014. Der Verkehrswert wurde seinerzeit mit 225.000 Euro angegeben. Die Gesamtsituation blieb offenbar undurchsichtig. Daher der Versuch der Stadt, nun Fakten zu schaffen.
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Was mit dem ehemaligen Bahnhof Schalke-Nord geschehen könnte, sollte die GGW ihn tatsächlich erwerben, ist noch offen. GGW-Geschäftsführer Harald Förster kann sich bislang weder zu Details des Verfahrens noch zu Nutzungsüberlegungen äußern. Sonderlich konkret dürften die bislang ohnehin nicht sein. Wenn, so Förster, dann werde eine gemeinnützige, vielleicht auch soziokulturelle Nutzung angestrebt. Mit den Akteuren an der Schalker Meile, beispielsweise vom „Anno“ oder der Stiftung „Schalker Markt“ dürften sich nahe liegende Gesprächspartner finden.
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