Gelsenkirchen-Feldmark. Privat hat Harald Förster die Wohnung des Gelsenkirchener GGW-Aufsichtsrats Werner Wöll gekauft. Warum der nun als Mieter in einem GGW-Haus lebt.
Häuser bauen, vermieten, sanieren und bewirtschaften – das gehört zum Kerngeschäft der GGW, der Gelsenkirchener Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft mbh, und ihres Geschäftsführers Harald Förster. Der 54-Jährige hat, als Privatmann, auch in eine Immobilie investiert. Er kaufte das Haus an der Lilienthalstraße, in dem Werner Wöll eine Eigentumswohnung hatte. Wöll, CDU-Stadtverordneter und Aufsichtsratmitglied der GGW, zog stattdessen in einen Neubau der Stadttochter – ein Vorgang, den anonyme Kritiker hinterfragen. Sie wittern einen Compliance-Verstoß. Die Beteiligten sehen das grundsätzlich anders und begegnen Vorwürfen mit großer Offenheit. Lesen Sie auch:Rekordjahr für die GGW: Gelsenkirchener bauen nun auch Schulen
Gelsenkirchener Stadtverordnete sitzen auch im Aufsichtsrat der GGW
Zum vergangenen Herbst hat die Stadttochter GGW ihren zusammen mit dem Beamtenwohnungsverein realisierten Wohnkomplex im Buerschen Waldquartier bezugsreif fertiggestellt. Einer der neuen Mieter ist seit Oktober CDU-Bürgermeister Werner Wöll. Auch ein weiterer Stadtverordneter, wie Wöll ebenso Aufsichtsratsmitglied der GGW, mietet in dem Komplex eine Wohnung. Beide sind im vergangenen Jahr als Aufsichtsräte ihrer Auskunftspflicht gegenüber der Stadt als GGW-Gesellschafterin nachgekommen und haben die Verwaltung und die Oberbürgermeisterin über diesen Sachverhalt informiert, ebenfalls ihren Fraktionsvorsitzenden. „Der sieht überhaupt kein Problem“, so Wöll. Weiteres Thema:So schätzt der GGW-Chef den GfW-Einstieg ein
22 barrierearme Wohnungen zur Miete im Buerschen Waldbogen gebaut
22 barrierearme Mietwohnungen mit Größen zwischen 60 und 130 Quadratmeter wurden in Buer in zwei Mehrfamilienhäusern realisiert. Selbstverständlich hat der Aufsichtsrat früh von dem Bauprojekt gewusst. Den möglichen Vorwurf, dass wegen seiner guten Kontakte etwa andere Mietinteressenten auf der Strecke geblieben sein könnten, kontert der Ratsherr: Nachdem er sich 2021 zum Umzug entschieden habe, seien noch drei weitere Wohnungen frei gewesen, so Wöll. „Eine Wohnung ist heute noch nicht vermietet.“ Eine Aussage, die Förster so bestätigt. Weiteres Thema: Stadtwerke Gelsenkirchen: Stellenabbau nicht ausgeschlossen
Umzug aus der Eigentumswohnung in Feldmark in die Mietwohnung in Buer
Für den Diplom-Finanzwirt Wöll, Jahrgang 1955, ist der Umzug aus dem Eigentum in Feldmark in eine Mietwohnung in Buer Teil seiner Altersplanung und -vorsorge. Für Förster, den Immobilienspezialisten, gilt das ebenso für den Kauf der Immobilie. Als Privatmann habe ihn Wöll angesprochen und gefragt, ob er nicht einen Kaufinteressenten für seine 150 Quadratmeter große Eigentumswohnung in einem Haus an der Lilienthalstraße wüsste. Wöll hatte einst in dem Gebäude zwei Eigentumswohnungen erworben und zu einer größeren Einheit zusammengelegt. Zwei hochbetagte Miteigentümer wohnten zuletzt mit Wöll in dem Haus.
Knapp 450.000 Euro für drei Wohnungen und 350 Quadratmeter Wohnfläche
Förster sagt, er habe sich nach kurzer Überlegung selbst entschlossen, Wöll ein marktgerechtes Kaufangebot zu machen. Wenig später sei eine Mitbewohnerin gestorben. Die Erben hätten Interesse gehabt, deren Wohnung zu verkaufen. Gleiches galt für den verbliebenen pflegebedürftigen Miteigentümer. Letztlich hat Förster die gesamte Immobilie privat erworben. Kaufpreis: Knapp 450.000 Euro für 350 Quadratmeter Wohnfläche, wobei die beiden kleineren Wohneinheiten aus Försters Sicht hohen Sanierungsbedarf haben. Er rechnet damit, bis März noch einmal bis zu 100.000 Euro in die Immobilie investieren zu müssen. Das Gebäude sieht er bei einer Finanzierungslaufzeit über zehn Jahre als dauerhaftes Anlageobjekt. Die Wohnungen will er vermieten.
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Dass er unter anderem offen den Kaufpreis nennt, sieht Förster als Beitrag gegen eine mögliche Legendenbildung. Ihm geht es um Transparenz. Wie der GGW-Geschäftsführer mit dem Sachverhalt umgeht, ist für ihn wie für Wöll selbstverständlich: Man habe nichts zu verbergen. Das gilt für den bekannten Geschäfts- wie auch den Privatmann Förster: „Ich gehe doch nicht davon aus, dass ich ein Haus in Gelsenkirchen erwerbe und keiner bekommt das mit.“
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