Gelsenkirchen. Vorbereitung auf mögliche Menschenmassen: Gelsenkirchen bereitet sich auf ukrainische Flüchtlinge vor – und funktioniert das Impfzentrum um.

  • Die Stadt Gelsenkirchen bereitet sich auf große Zahlen ukrainischer Flüchtlinge vor.
  • Das Impfzentrum in der Emscher-Lippe-Halle soll dafür schon am Montag (14. März) schließen und dann bis Ende März zur Erstaufnahme-Einrichtung mit 300 Betten umgebaut werden.
  • Der Krisenstab bittet darum: Jeder, der Ukrainer von der Grenze holen möchte, soll sich zuerst bei der Stadt unter 0209 / 16 99 000 melden.

Auch im Rathaus rückt Corona durch den Ukraine-Krieg in den Hintergrund: Im Krisenstab der Stadt geht es laut Stabsleiter Luidger Wolterhoff mittlerweile „nur noch wenige Minuten um die Pandemie“ – trotz erneut steigender Inzidenz. Vielmehr beschäftigt die Stadt in den Krisensitzungen aktuell, wie mit Menschen umgegangen werden soll, die aus der Ukraine vertrieben worden sind und ihren Weg nach Gelsenkirchen gefunden haben. Passenderweise soll nun aus dem Impfzentrum in der Emscher-Lippe-Halle ein „Ankunftszentrum“ werden: Ab dem kommenden Montag (14. März) beginnen die Umbauarbeiten, dann sollen die Impfkabinen ab- und etwa 300 Betten aufgebaut werden.

Wegen Vorbereitung auf Flüchtlinge: Impfzentrum schließt, Impfbusse parken davor

Im Impfzentrum wird ab Montag also keine Impfung mehr möglich sein. „Dort arbeiten wir aktuell ohnehin weit unter der Auslastung“, sagte Wolterhoff bei einer Pressekonferenz zum Krisenmanagement am Mittwochnachmittag. Dennoch ist die Emscher-Lippe-Halle weiterhin der richtige Ort für alle, die noch eine Corona-Impfung benötigen.

Denn die beiden Impfbusse, die aktuell an verschiedenen Straßen und Plätzen vor Ort sind, sollen erst einmal vor der Halle geparkt werden. Eine Übergangslösung: Ein neues, kleineres Impfzentrum mit nur zwei Impfstraßen soll an anderer Stelle entstehen. Wo genau, kann die Stadt noch nicht sagen.

Der Fokus ist erst einmal die Ukraine. „Und selbst wenn 1000 Leute an einem Tag ankommen, muss keiner von ihnen auf einer Bank schlafen“, so Wolterhoff. Denn zusätzlich zu den 300 Plätzen in der Emscher-Lippe-Halle, die ab der letzten März-Woche zur Verfügung stehen sollen, stehen 200 Plätze in den bestehenden Flüchtlingsunterkünften der Stadt sowie rund 50 Plätze im St. Mariä Himmelfahrt in Buer bereit. Hinzu kommen etwa 100 Wohneinheiten in verschiedenen Größen, die von Wohnungsunternehmen oder Privatpersonen angeboten werden.

So soll es künftig ablaufen, wenn Flüchtlinge in Gelsenkirchen ankommen

„Was ist, wenn ein Bus an einem Samstagabend kurz vor Mitternacht mit 100 Leuten ankommt? Auf solche Situationen müssen wir uns vorbereiten“, sagte Sozialdezernentin Andrea Henze. Der Plan der Stadt: Jeder ukrainische Flüchtling soll künftig zuallererst zum neuen „Ankunftszentrum“ gebracht werden, wo unter anderen Dolmetscher und städtische Mitarbeiter vom Sozialreferat im Einsatz sein sollen.

Gelsenkirchens Sozialdezernentin Andrea Henze: „Was ist, wenn ein Bus an einem Samstagabend kurz vor Mitternacht mit 100 Leuten ankommt? Auf solche Situationen müssen wir uns vorbereiten.“
Gelsenkirchens Sozialdezernentin Andrea Henze: „Was ist, wenn ein Bus an einem Samstagabend kurz vor Mitternacht mit 100 Leuten ankommt? Auf solche Situationen müssen wir uns vorbereiten.“ © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

In der Emscher-Lippe-Halle sollen die Menschen nach ihrer langen Reise dann erst einmal kurz zur Ruhe kommen, um danach zu klären, welche Bedarfe sie genau haben. „Wie viel Schlafzimmer braucht die Familie? Wie ist die gesundheitliche Situation? Solche Fragen werden wir dann zügig klären und den Menschen möglichst schnell ein passgenaues Angebot machen.“ Lange bleiben soll im „Ankunftszentrum“ also möglichst niemand.

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Derzeit befinden sich nach Angaben der Stadt bereits 41 Menschen in Gelsenkirchen, die infolge des russischen Angriffskriegs ihren Weg nach Gelsenkirchen gefunden haben. 35 von ihnen sind in Flüchtlingsunterkünften untergebracht, der Rest in Privatunterkünften. Für Donnerstag erwartet die Stadt die Ankunft von weiteren 31 Frauen und Kindern und einem ukrainischen Senior, die der mittlerweile auf dem Rückweg befindliche, von der Stadt unterstützte Hilfskonvoi mitnehmen konnte.

Diese Menschen sollen zunächst im Kloster an St. Mariä Himmelfahrt in Buer untergebracht werden, das in den vergangenen Tagen von einer großen Gruppen Ehrenamtlicher vorbereitet wurde (die WAZ berichtete).

Stadt bittet: Wer Flüchtlinge aufnehmen will, soll sich zuerst melden

Jeder ukrainische Flüchtling kann staatliche Transferleistungen beziehen und ist zur Aufnahme einer Arbeit in Deutschland berechtigt. Die Transferleistungen in Höhe von knapp 530 Millionen Euro sind ohnehin bereits der größte Kostenfaktor für die Stadt. Durch einen größeren Flüchtlingszuzug müsste noch mehr Geld in diesen Topf. Die Finanzierung ist laut Luidger Wolterhoff, der auch Stadtkämmerer ist, noch „eine große und wichtige politische Frage“, die von Land und Bund beantwortet werden müsse.

Das Leistungsmanagement – Fragen der Transferleistungen, Versicherungen oder Krankenkosten – will die Stadt in den nächsten Tagen noch mal genauer unter die Lupe nehmen, ebenso die Frage, wie mit der Betreuung in Kitas und Schulen der Kinder umgegangen werden soll, die neben ihren Müttern perspektivisch den größten Anteil unter den Geflüchteten ausmachen werden. Lesen Sie auch: Auf der Flucht vor Putins Krieg - Porträts von Frauen aus der Ukraine

Die dringende Bitte der Stadt: Jeder, der Menschen von der ukrainischen Grenze nach Deutschland bringen oder Wohnraum für Geflüchtete zur Verfügung stellen möchte, soll sich zunächst bei der neuen, zentralen Ukraine-Hotline der Stadt melden. Dort koordiniert die neu gegründete „Task Force“ der Stadt alle Hilfsangebote. Unter 0209 /16 99 000 ist die Hotline montags bis donnerstags von 8 bis 16 Uhr, freitags von 8 bis 14 Uhr und samstags sowie sonntags von 8 bis 12 Uhr erreichbar. Sie soll bald auch auf Ukrainisch angeboten werden. Kontakt auch per Mail möglich an ukrainehilfe@gelsenkirchen.de.