Gelsenkirchen-Buer. Warum das seit knapp einem Jahr leerstehende Gebäude nun reaktiviert wird. Der Neunutzung ging ein arbeitsreiches Wochenende für Helfer voraus.
Knapp ein Jahr ist es her, dass der Servitenorden mit dem Kloster an St. Mariä Himmelfahrt in Buer seine letzte deutsche Niederlassung aufgab. Seither stehen beide Gebäude leer. Nun soll in den einstigen Räumen der religiösen Gemeinschaft wieder neues Leben einziehen, wenn auch aus traurigem Anlass. Es ist nicht die einzige Immobilie, die in diesen Tagen reaktiviert wird.
Wo an der Erle-/Goldbergstraße 66 Jahre lang Patres lebten und beteten, sollen in den nächsten Tagen bis zu 52 ukrainische Flüchtlinge untergebracht werden. In einer kurzfristig organisierten Aktion haben am Wochenende zeitweilig 50 Ehrenamtliche die Räume für die Opfer des russischen Angriffs vorbereitet, so Ludger Klingeberg, Sprecher der Pfarrei St. Urbanus.
Gelsenkirchener Helfer machten einstiges Servitenkloster fit für Flüchtlinge
„Dort sollen erst einmal die Flüchtlinge eine Bleibe finden, die der Verein ,Task-Force Flüchtlingshilfe’ um Jürgen Hansen nach Gelsenkirchen bringen will.“ Wie berichtet, ist ein großer Hilfskonvoi in der Nacht zu Sonntag (6. März) mit 150 Feldbetten, Decken und Kissen sowie zwei Paletten Medikamenten und Verbandsmaterial zur rumänisch-ukrainischen Grenze gestartet; auf dem Rückweg wird er versuchen, ukrainische Frauen und Kinder mit nach Gelsenkirchen zu bringen.
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Wenn alles gut läuft, wird der Konvoi am Donnerstag, 10. März, zurückerwartet. Dann stehen in Buer auch rund 15 frühere Klosterräume für Einzelpersonen und Familien mit Betten und neuen Matratzen bereit, die die Akteurinnen und Akteure von St. Urbanus aus dem städtischen Möbellager bezogen haben. Damit sich die Neuankömmlinge wohl fühlen, haben die Ehrenamtlichen den gesamten Tag über Böden, Fenster und Sanitärräume geputzt, Teppiche mit speziellen Reinigungsmaschinen bearbeitet und teilweise Wände gestrichen.
Gelsenkirchener Ehrenamtliche bieten die Betreuung von ukrainischen Kindern an
„Ein Raum wird noch mit einer Modulküche aus dem städtischen Möbellager bestückt, so dass die Flüchtlinge dort auch selbst kochen können“, so Klingeberg. Wie lange sie dort untergebracht werden sollen – die Pfarrei stellt das Gebäude kostenlos zur Verfügung –, ist unklar. „Eine Begrenzung gibt es bis auf weiteres nicht, das Kloster steht ja sowieso leer.“
Was eine Betreuung der Ukrainer angeht, so hofft die Pfarrei auch auf die ordnende Unterstützung der Stadt. „Es gibt Überlegungen, dort eventuell sozialpädagogische Angebote zu machen“, so Markus Zingel, Pastoralreferent der Pfarrei. Viele Ehrenamtliche hätten sich schon bereit erklärt, Kinder zu betreuen; auch Möglichkeiten einer Beschulung müssten erörtert werden. „Aber am Anfang werden die Leute wohl erst mal nur zur Ruhe kommen wollen.“ Weiteres müsse später im Gespräch mit der Stadt geklärt werden.
50 städtische Unterbringungsplätze können in Gelsenkirchen sofort bezogen werden
Auch die Wohnungsunternehmen wollen kurzfristig Wohnraum zur Verfügung stellen. Dies hatte sich bei einem Treffen von Wohlfahrtsverbänden, Hilfsorganisationen, Wohnungsbauunternehmen, Jobcenter, Krankenhausträgern und alle betroffenen Referaten der Stadt Gelsenkirchen am vergangenen Freitag herausgestellt.
Aktuell stehen der Stadt von den vorhandenen 596 Unterbringungsmöglichkeiten 221 Plätze kurzfristig zur Verfügung. 50 Plätze in Buer und Berger Feld sind bereits am vorletzten Wochenende vorbereitet worden, so dass sie sofort bezogen werden können. Sie werden am Nordring 53 und an der Adenauerallee 102 bereitgestellt. Da völlig offen ist, wie viele Flüchtlinge in den kommenden Monaten nach Gelsenkirchen kommen, prüft die Stadt darüber hinaus, wie schnell und wo Erstunterbringungseinrichtungen errichtet werden können.
Jede Person aus der Ukraine darf Leistungen beziehen und in Gelsenkirchen arbeiten
Unklar ist auch, wie viele Flüchtlinge womöglich privat untergebracht werden. Ob deren Zahl bei einer Registrierung etwa durch einen Sozialhilfeantrag mit der Zahl offiziell zugewiesener Personen verrechnet wird, sei ein weiterer Punkt, der auf Landesebene geklärt werden müsse, so Stadtsprecher Martin Schulmann.
Laut einer Ministerverordnung des Bundesinnenministeriums kann jede Person aus der Ukraine, die sich ab 24. Februar in Deutschland aufhält, staatliche Transferleistungen beziehen und ist zur Aufnahme einer Arbeit in Deutschland berechtigt. Dies gelte bereits bei der Bitte um Unterstützung etwa in Bezug auf Unterkunft, Verpflegung und medizinische Versorgung. Leistungsberechtigt seien dabei nicht nur ukrainische Staatsangehörige, sondern Staatenlose und Staatsangehörige aus Drittländern, die in der Ukraine internationalen oder einen gleichwertigen nationalen Schutz genossen haben.