Gelsenkirchen. Die Nachfrage beim Impfen ist eingebrochen. Aber die Stadt rechnet noch mit Überraschungen – und will an Impfhalle und Impfbus festhalten.
- Die Impf-Nachfrage ist in Gelsenkirchen eingebrochen: Während in der ersten Woche des Jahres 3900 Impfungen in der Emscher-Lippe-Halle stattfanden, sind es zuletzt nur noch 930 gewesen.
- Die Stadt will trotzdem am Impfzentrum und den zwei Impfbussen festhalten. Die Krisenstabsleitung rechnet damit, dass die Nachfrage noch mal steigen könnte.
- Die Gründe: eine mögliche Ausweitung der Viertimpfungen, die Novavax-Lieferungen oder die Entwicklung eines Omikron-Impfstoffes.
Die Stadt Gelsenkirchen will trotz stark eingebrochener Impfnachfrage an dem Impfzentrum und den Impfbussen festhalten. „Diese Strukturen werden wir auf keinen Fall aufgeben“, sagte Krisenstabsleiter Luidger Wolterhoff auf Nachfrage. Denkbar sei zwar eine weitere Reduzierung des Angebots, etwa durch verkürzte Öffnungszeiten, jedoch keine vorzeitige Schließung der Impfhalle. Man wolle darauf vorbereitet sein, falls die Nachfrage wieder steige – etwa aufgrund einer möglichen Ausweitung der Viertimpfungen.
Rückgang der Corona-Impfungen in Gelsenkirchen: So sind die Zahlen
Wie stark und schnell die Nachfrage zurückgegangen ist, zeigt ein Blick auf die Zahlen: Während in der ersten Woche des noch jungen Jahres fast 3900 Impfungen im Impfzentrum verabreicht worden sind, waren es in der vergangenen Woche (7. bis 13. Februar) lediglich rund 930 Impfungen. Vakzine und Personal wären da gewesen für über 4000 Impfungen, die Auslastung der Emscher-Lippe-Halle lag somit zuletzt nur bei 19 Prozent. Ganz anders war das noch in der Adventszeit: Vom 13. bis 19. Dezember etwa kamen die Kapazitäten fast an ihre Grenzen, von möglichen 1410 Impfungen wurden 85 Prozent auch verspritzt.
Ein ähnliches Bild zeigt sich mit Blick auf die zwei Impfbusse. Während dort in der zweiten Kalenderwoche 2022 fast 1550 Impfungen stattfanden, waren es in der vergangenen Woche nur noch 450.
Gering ist die Zahl der Menschen, die sich nach langem Zweifeln doch zum ersten Mal impfen lassen möchten. Bereits im Januar, wo die Impfzahlen insgesamt noch wesentlich höher waren, lag der Anteil der Erstimpfungen nach Angaben der Stadt nur bei acht Prozent.
Impfstation im Gelsenkirchener Wissenschaftspark: Betreiber hat Angebot bereits zurückgefahren
Ähnliche Entwicklungen gibt es bei privaten Anbietern, zum Beispiel an der Impfstation im Wissenschaftspark. „Im Dezember noch waren es 200 Impfungen am Tag, heute sind es 20“, sagt Betreiber Christian Lehmann. Das Angebot wurde bereits zurückgefahren, statt an sieben Tagen in der Woche werde jetzt nur noch montags, mittwochs und sonntags ein Impfangebot, überwiegend mit Biontech, gemacht (mit Ausnahme dieser Woche am Freitag statt Mittwoch). „Wir würden sonst defizitär arbeiten.“
„Diese Zahlen folgen dem uns bekannten Landes- und Bundestrend“, kommentiert Luidger Wolterhoff den allgegenwärtigen Rückgang der Impfzahlen. „Aber so wie die Infektionslage Überraschungen bietet, wird auch die Politik wieder Überraschungen auslösen, was das Impfverhalten der Bevölkerung angeht.“
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Der Finanz- und Feuerwehrdezernent verweist damit auf die aus seiner Sicht politisch angestoßene, plötzlich gestiegene Nachfrage nach den Booster-Impfungen Mitte November 2021. Zu dieser Zeit wurde der damals noch einzige Impfbus in Gelsenkirchen von der großen Booster-Nachfrage überrollt, das Impfzentrum dagegen war geschlossen. Bund und Länder hatten kurz zuvor entschieden, die Auffrischungsimpfung doch allen Menschen in Deutschland anzubieten und nicht nur bestimmten Risikogruppen.
Novavax, Impfpflicht, Omikron-Impfstoff: Was den Impfandrang wieder ankurbeln könnte
Wolterhoff rechnet damit, dass bei der vierten Corona-Impfung Ähnliches passieren könnte, sie also mit der Zeit auch für alle zur Verfügung stehen wird. Mittlerweile wird sie, anders als noch vor einigen Tagen kommuniziert, auch in der Emscher-Lippe-Halle und den Bussen angeboten – allerdings nur für jene Menschen, die in einer ersten Stiko-Empfehlung genannt werden. Das sind zum Beispiel Menschen ab 70 Jahren, Personen mit Immunschwäche und medizinisches Personal. Umgesetzt wird die Empfehlung auch im Wissenschaftspark. Betreiber Lehmann glaubt ebenfalls: Das Interesse werde deshalb jetzt noch mal steigen.
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Neben der zweiten Auffrischungsimpfung könnte aus Sicht von Krisenstabsleiter Wolterhoff auch die einrichtungsbezogene Impfpflicht, die Verfügbarkeit des Novavax-Proteinimpfstoffes (zum Monatswechsel Februar/März) oder die Entwicklung eines Omikron-Impfstoffes, dessen Wirkung in klinischen Studien aktuell untersucht wird, wieder für mehr Andrang sorgen. „Es stehen Entwicklungen bevor, durch die sich der aktuelle Trend bei den Impfzahlen nicht fortschreiben wird.“ Es dürfe deswegen nicht erneut zu einer vorschnell getroffenen Entscheidung von Bund und Ländern wie 2021 kommen, als die Impfzentren zum 30. September geschlossen wurden. „Aus heutiger Sicht war das ein Fehler.“ Im November 2021 forderte das Land die Städte dann per Erlass auf, erneut Impfstationen zu errichten.
Finanziell ist die Aufrechterhaltung der Impfstrukturen zumindest für die Stadt keine Zusatzbelastung. Die anfallenden Kosten werden je zur Hälfte von Bund und Land getragen. Die Stadt bleibe auf keinem Cent sitzen, bestätigte Wolterhoff.
So viel Personal ist im Einsatz
Je Schicht setzt die Stadt nach einigen Angaben folgendes Personal im Impfzentrum ein: vier medizinische Fachangestellte, zwei pharmazeutische Fachkräfte, eine koordinierende Fachkraft vor Ort, sechs Mitarbeitende in der Organisation (Anmeldung/Abmeldung/Wartebereiche), zwei Mitarbeitende im Sanitätsdienst und drei Sicherheitsfachkräfte, also ein insgesamt 18-köpfiges Team pro Schicht. Dazu werden noch vier Ärztinnen oder Ärzte eingesetzt, die über die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe gestellt werden.