Mülheim. Der Stahlkonzern Vallourec bleibt hart: Die Werke in Mülheim und Düsseldorf machen dicht. Der Konzernchef wiegelt politische Initiativen ab.
Rien ne va plus: Der Chef des französischen Vallourec-Konzerns, Philippe Guillemot, hat nach einem Gespräch am Vortag mit Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck allen aktuellen politischen Bemühungen, die deutschen Werke des Stahlrohrproduzenten in Mülheim und Düsseldorf mit seinen 2400 Beschäftigten vielleicht doch noch zu retten, einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Zu den jüngsten öffentlichen Spekulationen, mit millionenschweren Staatshilfen den deutschen Vallourec-Werken doch noch eine Zukunft zu verschaffen, bezog Vallourec-CEO Guillemot am Mittwoch deutlich Stellung: Zu den Inhalten von vertraulichen Gesprächen äußere man sich grundsätzlich nicht, so Guillemot mit Blick auf den Videocall vom Vortag mit Bundeswirtschaftsminister Habeck. Doch machte er die grundsätzliche Haltung des Konzerns deutlich: An der geplanten Schließung der Produktionsstätten sei nicht mehr zu rütteln.
Vallourec-Chef: Staatshilfen, egal in welcher Größenordnung, lösen Problem nicht
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Die Entscheidung des Konzerns sei „auf strategische Gründe, die Marktbedingungen und die Wettbewerbslage zurückzuführen. Keine staatlichen Förderungen, egal in welcher Größenordnung, lösen dieses Problem auf lange Sicht“, so Guillemot. Aus strategischer Sicht dürfte der Konzern auch kaum bereit sein, doch noch einen Investor zum Zuge kommen zu lassen, der in Mülheim und Düsseldorf weiterhin Rohre für Öl- und Gasfelder produzieren will. Bekanntlich will sich Vallourec allein auf dieses Geschäftsfeld konzentrieren – mit seiner im Ausbau befindlichen Produktion in Brasilien.
Guillemot will offenbar dem zuletzt gewachsenen politischen Druck aus Deutschland und Frankreich einen Riegel vorschieben. Er sagt: „Wir sollten uns nun auf die Sozialtarifverhandlungen konzentrieren, damit die Belegschaft einen fairen Ausgleich für den Arbeitsplatzverlust bekommt, und alle wissen, woran sie sind.“ Die Verhandlungen dazu haben am Dienstag begonnen.
Mülheims Gewerkschafts-Chef: „Zum jetzigen Zeitpunkt frech“
Jörg Schlüter, 1. Bevollmächtigter und Geschäftsführer der IG Metall für Mülheim, Essen und Oberhausen, erfuhr am Mittwoch von dieser Redaktion von der klaren Positionierung der Konzernspitze. „Die Aussage wundert mich nicht, zum jetzigen Zeitpunkt ist sie aber frech“, sagte er. Die Arbeitnehmerseite sei weiterhin überzeugt davon, dass das selbst erarbeitete Fortführungskonzept mit einem Ausbau der Produktion für die Energiewende überzeugend und tragfähig sei.
Ob Städte, Land, Bund oder EU: Für Schlüter ist es ein Politikum, „gerade jetzt in Krisenzeiten“ in Europa Produktionskapazitäten aufzugeben, denen für die Zukunft eine überaus wichtige energiepolitische Rolle zukomme. Für den Staat sei es ein großer Verlust, diese Fähigkeiten zur Rohrproduktion à la Vallourec aus den Händen zu geben.
Schlüter macht Druck für die Sozialtarifverhandlungen, die am Freitag in die nächste Runde gehen: „Lange werden wir das Spielchen nicht mitmachen“, droht er mit Streiks. Hierfür sei man gerade in der Warmlaufphase: mit Warnstreiks während der Tarifauseinandersetzung in der Eisen- und Stahlindustrie, zu denen die Gewerkschaft schon am Mittwoch Beschäftigte der Friedrich-Wilhelms-Hütte aufgerufen hatte. Am Donnerstag wird es Warnstreiks bei Vallourec, Europipe und Mannesmann Grobblech geben.