Oberhausen. Sondaschule wollen vier Jahre nach dem legendären Konzert in der Turbinenhalle Oberhausen einen Mitschnitt erstellen. Fans reden mit.
Manche Geburtstagsparty möchte man schnell vergessen, andere vergisst man nie. Zur letzten Kategorie gehört wohl die Sause der Ska-Punk-Band Sondaschule („Waffenschein bei Aldi“), die vor vier Jahren stolze 4000 Fans in die ausverkaufte Turbinenhalle lockte.
Ein Heimspiel der ziemlich schwitzigen Sorte. Schließlich kommen die Mannen aus Oberhausen und Mülheim gerne in die Heimat, obwohl sie längst in den vorderen Rängen der bundesweiten Album-Charts musizieren. „Schön kaputt“ (2015) und „Schere, Stein, Papier“ (2017) landeten sogar in den Top zehn. Auch bei großen Festivals wie „Rock am Ring“ sind Sondaschule (2017) keine Fremden.
Sondaschule entdecken unberührtes Zwei-Stunden-Video
Nun hat das Sextett um Sänger Tim Kleinrensing alias Costa Cannabis während der Corona-Krise einen nicht gerade zerriebenen Terminplan, dass dieser im nächsten Moment in Flammen aufzugehen droht. Darum wendete sich die muntere Gruppe nun per Facebook an ihre Fans.
„Wir hätten hier noch das gesamte Zwei-Stunden-Konzert unbearbeitet rumfliegen“, schreiben die Sondaschüler auf ihren Social-Media-Plattformen und meinen damit einen in dieser Form noch nicht veröffentlichten Zusammenschnitt ihrer Geburtstagssause aus der Turbinenhalle.
Die darauf folgende Frage, macht die Fans verrückt. „Sollen wir das mal aufbereiten und in Kürze zusammen anschauen, bis es wieder losgeht?“ Wahrscheinlich hätte man auch ein Kleinkind fragen können, ob es im Süßigkeitenladen übernachten möchte. Denn die treue Anhängerschaft hat eine eindeutige Meinung.
Sondaschule: Fans sprechen von einem legendären Abend
„Der Abend war legendär!“, „Aber sowas von. Das ist genau das, was gerade so schmerzlich fehlt“, „Ich bin sofort dabei!“. Einige Sonda-Fans reisten damals für die Fete sogar aus der Schweiz an.
Unter dem Projekt-Motto „Sitzen und saufen Teil 2“ könnte Sondaschule in absehbarer Zeit auf das Votum der Fans reagieren und einen interessanten Konzert-Film erstellen. Innerhalb weniger Stunden, nachdem die Oberhausener und Mülheimer ihre Frage veröffentlichten, reagierten schon mehr als Tausend Pogo-Puristen auf die Frage.
Dass Musiker die Corona-Zwangspause für ein gründliches Kramen in der Vergangenheit nutzen, scheint im Trend zu liegen. Zuletzt fiel dem Oberhausener Musiker Sebastian Dey ein verschollenes Album seiner Jugendband „Die kaum Unglaublichen“ in die Hände. Das Album samt Video-Dokumentation erscheint jetzt fast 15 Jahre nach der Fertigstellung als Schubladenschatz.
Sondaschule wünschen Aluhut-Trägern gammliges Bier im Glas
Sondaschule konnten im vergangenen Sommer immerhin einige Konzerte spielen. Bei einem Auto-Konzert hinter der König-Pilsener-Arena feierten die Anhänger der geschmeidigen Ska- und Punk-Küche, so anarchig wie es die Corona-Regeln zuließen. Für einen ironischen Spruch gen Centro Oberhausen („Wunderschönes Machwerk“) reichte es.
Für klare Kante sind die Sondaschüler sowieso bekannt. Sie dichteten im Frühjahr den Ärzte-Klassiker „Schrei nach Liebe“ in den eigentlich spaßig und positiv gemeinten Pandemie-Song „Corona Arschloch“ um. Die Ärzte höchstpersönlich machten Sondaschule anschließend darauf aufmerksam, dass der Song allerdings zweckentfremdet bei Aluhut-Demos von Verschwörungstheoretikern gespielt würde. Sondaschule löschten daraufhin ihr Musik-Video umgehend und wünschten „allen Seelenfängern und Schwurblern ein gammliges Bier im Glas“.
>>> Sondaschule singen gerne im Grünen
Sondaschule gründeten sich 1999. Die Musiker aus Oberhausen mischen Ska und Punk mit ironischen Texten, die in den vergangenen Jahren deutlich politischer geworden sind.
Die Band ist häufiger beim hiesigen Großfestival „Olgas Rock“ zu Gast. Im Osterfelder Olga-Park sangen sie bereits mit einem Seniorenchor und kaperten unangemeldet zum entzücken der Besucher die Bühne. Um das Festival finanziell zu unterstützen, spielten die Erfinder von Songs wie "Amsterdam" in der Vergangenheit auch Retter-Konzerte im Zentrum Altenberg.