Oberhausen. Bei fünf großen Musik-Festivals in Oberhausen reißt die Corona-Krise tiefe Lücken. Wie die Macher improvisieren und welche Partys zurückkehren.

Die Gesundheit geht vor, das Vergnügen muss warten: Die Musik-Szene muss in der Corona-Krise weiter auf bessere Zeiten hoffen. Schon im frühen Verlauf der Pandemie fielen große Konzerte aus. Vermutlich gehört die Branche zu den letzten Bereichen, bei denen die Beschränkungen aufgehoben werden.

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Die Veranstalter müssen sich den besonderen Umständen anpassen. Die Bilanz fällt ernüchternd aus . Zieht man die bisherigen Ticketverkäufe und Vergleichszahlen aus dem Vorjahr heran, konnten alleine bei den fünf größten Sommer-Festivals rund 90.000 Fans nicht den Weg auf Oberhausener Freiflächen antreten. Alle Partys fielen aus.

Festivals in Oberhausen: Hotels und Gastronomie betroffen

Dabei handelt es sich bei den Branchenriesen „Ruhr in Love“ für die Anhänger der elektronischen Musik und „ Oberhausen Olé “ für die Schlagerfreunde um Festivals, die ihr Publikum nicht nur aus den Nachbarschaft, sondern aus ganz Deutschland anlocken. Bei „ Ruhr in Love “ reisen Fans aus Niederlanden, Belgien und Frankreich an.

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Die damit verbundenen Übernachtungen in Hotels und Hostels fallen weg. Ebenso Einnahmen für Gastronomie , Service-Personal, Technik, Zulieferer sowie in der Logistik. Unsere Übersicht zeigt die größten Festivals und wie die Macher ihre Zukunft sehen.

Ruhr in Love

Die Liebe der Elektro-Anhänger wurde schon immer auf eine harte Probe gestellt. 400 Discjockeys, 40 Freiluft-Tanzflächen und zehn Stunden elektronische Musik wie Techno, House, Trance und EDM erfordern im Osterfelder Olga-Park eine gute Feten-Kondition.

Ruhr in Love: 36.000 Fans feierten 2019 im Osterfelder Olga-Park.
Ruhr in Love: 36.000 Fans feierten 2019 im Osterfelder Olga-Park. © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz

Das Corona-Aus für „ Ruhr in Love “ bremste am 4. Juli auch eine rege Reisestimmung. Normalerweise rollen die Raver für die große Gartenparty im immer rarer bestückten Kalender der Großfestivals aus ganz Deutschland an. Keine teuren Megastars, sondern eine ungewöhnlich üppige Genre-Vielfalt zeichnet „Ruhr in Love“ aus.

Szene-Größen bleiben trotzdem nicht am heimischen Plattenteller kleben. Im vergangenen Jahr legte der Recklinghäuser Turntable-Gelehrte Moguai auf. Der Australier Will Sparks („Ah yeah so what“) und der Niederländer Sam Feldt („Show me Love“) wagten die Wanderung zwischen Elektro-Pop und Deep-Dance.

Einen n euen Termin im kommenden Jahr hat sich der auf Elektro-Musik spezialisierte Veranstalter „I-Motion“ schon gesichert – es ist der Samstag, 3. Juli 2021.

Verpasste Zuschauer: 36.000.

Oberhausen Olé

Sie hatten alle schon die Haare schön. Doch keinerlei Schlager-Tolle konnte die Freifläche hinter der König-Pilsener-Arena ins obligatorische Tollhaus verwandeln.

Oberhausen Olé: 30.000 Fans der Schlagermusik feteten zuletzt auf der Freifläche neben dem Centro Oberhausen.
Oberhausen Olé: 30.000 Fans der Schlagermusik feteten zuletzt auf der Freifläche neben dem Centro Oberhausen. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Am 6. Juni blieb die Schlagerküche eiskalt. Nach dem ausgefallenen Mallorca-Urlaub die nächste Hiobsbotschaft für den Zicke-Zacke-Zirkus. Szene-Asse wie Mia Julia, Michael Wendler und Mickie Krause mussten sich mit halbgaren Internetbotschaften an ihre Fans die Zeit vertreiben.

Träumereien von einem baldigen Nachholtermin widerstand Veranstalter Markus Krampe früh. „Die Festivalsaison ist gelaufen“, sagte er, als andere noch für den Herbst planten. Der nächste Termin von „ Oberhausen Olé “ folgt nun ein Jahr später. Am Samstag, 5. Juni 2021, sollen Ballermann-Größen wie Isi Glück, Honk und Lorenz Büffel das Schunkeln aufleben lassen.

Verpasste Zuschauer: 30.000

Olgas Rock

Jacke wie Hose kann es echten Fans nicht sein, dass beim zweitägigen „Umsonst und draußen“-Festival im Osterfelder Olga-Park die Instrumente schweigen.

Olgas Rock: Im vergangenen Jahr wollten 17.500 Fans an zwei Festival-Tagen im Olga-Park mitmachen.
Olgas Rock: Im vergangenen Jahr wollten 17.500 Fans an zwei Festival-Tagen im Olga-Park mitmachen. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Das Festival „ Olgas Rock “ funktioniert seit 20 Jahren ohne Eintrittspreis – und benötigt daher dringend Geld aus Getränkeverkauf und Fanartikeln. Die Jungs von Sondaschule haben hier mehrfach gezaubert.

Rock, Punk und Pop von Lagwagon, Großstadtgeflüster, Triggerfinger, Jupiter Jones und Kraftklub gab es ebenfalls. Am 7. und 8. August erlebte die „Olga“ ein Stillleben.

Mit Streaming-Konzerten versuchten es die Köpfe des organisierenden Vereins „Rocko“ mit Instant-Gefühlen . Momentan sammeln die Macher Geld über Crowdfunding. Nächster Festival-Termin ist Freitag und Samstag, 13. und 14. August 2021.

Verpasste Zuschauer: 17.500.

Oberhausen feiert

Aber diesmal nicht. Die zweite größere Schlagerfete mit dem eindeutigen Motto steigt nicht am Centro, sondern normalerweise neben dem Stadion Niederrhein.

Oberhausen feiert: Neben dem Stadion Niederrhein versammelten sich im Sommer 2019 immerhin 3.500 Fans der Mallorca-Musik.
Oberhausen feiert: Neben dem Stadion Niederrhein versammelten sich im Sommer 2019 immerhin 3.500 Fans der Mallorca-Musik. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Am 1. August mussten sich die Ballermann-Feierfreunde aber zurückhalten und auf dem Balkon üben. Klatsch-Artisten wie Jörg Bausch und Fun Factory durften keine Polonaise ansagen.

Stattdessen baute Veranstalter André Kusch in Königshardt einen Biergarten auf und lädt nun dort Schlagersänger wie Olaf Henning zu Sitzplatzkonzerten ein. Immerhin: „ Oberhausen feiert “ soll es im kommenden Jahr wieder geben.

Der Macher hat sich für Samstag, 28. August 2021, allerdings einen neuen Standort reserviert. Statt auf dem Stadtsportbundgelände zu feiern, zieht das Festival auf das Außengelände des Aquaparks.

Verpasste Zuschauer: 3500.

Oberhausen rockt

Nein, nein und nochmals nein. „ Oberhausen rockt “ ist nicht „Oberhausen feiert“.

Oberhausen rockt: 1.500 Fans hatten im vergangenen Sommer neben dem Stadion NIederrhein ihren Coverrock-Spaß.
Oberhausen rockt: 1.500 Fans hatten im vergangenen Sommer neben dem Stadion NIederrhein ihren Coverrock-Spaß. © FUNKE Foto Services | Jörg Schimmel

Klingt zwar so, ist es aber nicht. Statt Schlager gibt es hier vornehmlich Cover- und Tribute-Rock von Gruppen wie Time und Blizzard of Ozz. Am 18. Juli konnten allerdings noch so sehr die Rocker-Herzen glühen: Die Freifläche neben dem Stadion Niederrhein blieb leer.

Eigentlich wollten sie ja zehnten Geburtstag feiern. Nun muss die Zweistelligkeit noch warten. Am Samstag, 26. Juni 2021, sollen die Coverbands wieder zu den Instrumenten greifen.

Verpasste Zuschauer: 1500.