Gelsenkirchen-Ückendorf. Pläne gibt es für das Gelsenkirchener Rittergut Haus Leithe, die Umsetzung ist eine Hängepartie. Jetzt gibt es neue Ideen zur Zukunft des Hauses.

Wie steht es um die Zukunft von Haus Leithe? In einem Chat haben viele Gelsenkirchenerinnen und Gelsenkirchener den Wunsch geäußert, dass das alte Rittergut erhalten bleibt und durch eine neue Nutzung wiederbelebt wird. Das aber wird zum Problem, ein vorerst nicht lösbares, wie es scheint. Wie die WAZ erfuhr, gibt es Alternativideen zur geplanten Wohnbebauung, die seit Jahren nicht in die Gänge kommt.

Stadt: Keine neuen Bauanträge oder Baugenehmigungen für Gelsenkirchener Rittergut

Regelrecht festgefahren scheint die Situation. Da gibt es auf der einen Seite den Dortmunder Investor Jörg Zahn, der zusammen mit seinem Düsseldorfer Partner Olaf Elker vorhatte, 3,5 Millionen Euro in das alte Rittergut an der Stadtgrenze in Wattenscheid zu investieren, um daraus acht Eigentumswohnungen und 14 Reihenhäuser zu machen. Rund 350.000 Euro standen auf dem Preisschild für ein Reihenhaus, im Süden sollte Wohnraum für gehobenere Ansprüche entstehen.

Gescheitert ist das Vorhaben nach Angaben der Stadt am Denkmalschutz, wie Stadtsprecher Martin Schulmann erklärt. „Die modifizierten Baupläne sahen es vor, in größerem Umfang Wände einzureißen, beim Bau mehr in die Breite zu gehen statt in die Höhe“ – dagegen habe die Denkmalschutzbehörde ihr Veto eingelegt. Danach sei so viel Zeit verstrichen, dass die Baugenehmigung abgelaufen sei, eine neue wurde laut Stadt „weder beantragt noch genehmigt“.

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So sah der Entwurf aus, den Eigentümer Jörg Zahn vor längerer Zeit präsentierte: In zwei Bauabschnitten soll das Gelsenkirchener Rittergut Haus Leithe zu einem Wohnkomplex mit Einfamilienhäusern umgebaut werden. Neben Reihenhäusern sollte es auch Eigentumswohnungen geben.
So sah der Entwurf aus, den Eigentümer Jörg Zahn vor längerer Zeit präsentierte: In zwei Bauabschnitten soll das Gelsenkirchener Rittergut Haus Leithe zu einem Wohnkomplex mit Einfamilienhäusern umgebaut werden. Neben Reihenhäusern sollte es auch Eigentumswohnungen geben. © Unbekannt | Foto/Grafik: Zahn

Darauf angesprochen zeigt sich Investor Jörg Zahn im Telefongespräch überaus verärgert. Er bezeichnet solch eine Darstellung „als komplett unwahr – alles Lüge“. Zugleich weigert er sich hartnäckig, seine Sicht der Dinge darzulegen. Fragen, wie weit die Vermarktung der Wohneinheiten vorangeschritten ist, lässt er ebenso unbeantwortet, wie Fragen nach überarbeiteten (Bau-)Plänen, einem neuen Antrag auf Erteilung einer Baugenehmigung, und ob das Gut überhaupt noch zum Besitz der Immobilienfirma gehört. [Lesen Sie dazu auch: Brand im Rittergut Haus Leithe: Ist der Umbau in Gefahr?]

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Auf der Homepage seines Partners Elker (VIP-Home) ist das Projekt „Haus Leithe“ verschwunden. Ebenso bei „Immobilienscout 24“, wo Anfang 2016 mit Bildern und Entwürfen kräftig um Käuferschaft geworben wurde. Elker ließ bereits mehrere Anfragen unbeantwortet, so auch die jüngste.

Vorschlag: Rückkauf des Rittergutes – Heimatbund macht sich für Museum stark

Aus der Chatgruppe kam der Vorschlag, das Rittergut zurückzukaufen. „Von welchem Geld?“ lautete die Gegenfrage des Stadtsprechers dazu. Schulmann und die Stadt halten einen Rückkauf nur für möglich, wenn sich der Preis auf dem Niveau bewegte, auf dem Immobilienentwickler Zahn seinerzeit das Anwesen von der GGW gekauft hatte. Seinerzeit wechselten 200.000 Euro den Besitzer. Bei den Immobilienpreisen derzeit dürfte ein ähnlich gelagerter Rückkaufpreis aber unrealistisch sein. Zumal auch Kosten entstanden sind, beispielsweise die Absicherung des Geländes durch Zäune. Lesen Sie dazu auch: [Rekordjahr für die GGW: Gelsenkirchener bauen nun auch Schulen]

Im Sommer 2019 hatte es ein Feuer im Anbau des Rittergutes Haus Leithe in Gelsenkirchen gegeben. Trotz Zäunen wurden die Gebäude des Öfteren illegal betreten. Oft soll dort auch Alkohol getrunken worden sein bei den Treffen, das haben Anwohner berichtet.
Im Sommer 2019 hatte es ein Feuer im Anbau des Rittergutes Haus Leithe in Gelsenkirchen gegeben. Trotz Zäunen wurden die Gebäude des Öfteren illegal betreten. Oft soll dort auch Alkohol getrunken worden sein bei den Treffen, das haben Anwohner berichtet. © Unbekannt | Foto: Feuerwehr

Aus Richtung Heimatbund Gelsenkirchen kommt in Person von Karlheinz Rabas und Mitstreiter Burkhard Nowak der Vorschlag, aus dem Rittergut ein „Heimatmuseum“ zu machen. Die beiden Männer sind gerade dabei, jede Menge Wissenswertes zur Geschichte der Gebäude zusammenzutragen. Weil früher auf dem Gelände auch mal eine Kapelle gestanden hat, haben sie auch beim Bistum Essen um Unterlageneinsicht gebeten, um die Geschichte des 1565 entstandenen Bauwerks zu rekonstruieren.

Rittergut entstand um das Jahr 1565

Im Jahr 2012 kaufte Investor Jörg Zahn das Gebäudeensemble am Junkerweg für rund 200.000 Euro von der Gelsenkirchener Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft (GGW).Der letzte Pächter von Haus Leithe war Bauer Theodor Berger. Seine Familie hat den Hof seit 1913 bewirtschaftet. Als der Bauer zum Jahreswechsel 2010/2011 endgültig seine Koffer packte, verwahrloste die Anlage zusehends.Die Anlage, deren Entstehungszeit um 1565 datiert wird, und deren erste urkundliche Erwähnung aus dem Jahr 974 stammt, war einst eine Wasseranlage. Haus Leithe besteht aus drei Gebäudeteilen und einem Innenhof.Im Untergeschoss des Haupthauses soll sich ein Keller mit Kreuzgewölbe befinden. Das Torhaus wurde 1753 errichtet, die Scheune 1978 erneuert.Im Sommer 2019 hatte es im Anbau ein Feuer gegeben, die Ermittler attestierten Brandstiftung. Haus Leithe liegt am Junkerweg 30 in der Neustadt.

Auch der Bezirksvertretung Süd ist die Hängepartie ein Dorn im Auge. Bezirksbürgermeister Michael Thomas Fath erinnerte an das Integrierte Handlungskonzept, für das 20 Millionen Euro bereitstünden. „Vielleicht lässt sich ein wenig Geld davon für Haus Leithe abzweigen“, sagte der SPD-Politiker. Es müsse endlich etwas getan werden, sonst könnten alle dabei zusehen, wie das alte Rittergut zur Ruine werde.