Gelsenkirchen. Millionenzukauf für die Gelsenkirchener Stadttochter GGW: Wie und warum sich die Wohnungsbaugesellschaft so stark auf dem lokalen Markt engagiert.

Zum Jahreswechsel steht der größte Eigentümerwechsel seit Jahren auf dem lokalen Wohnungsmarkt an: Dann übernimmt die stadteigene Gelsenkirchener Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft GGW die Zwei-Drittel-Mehrheit an der GfW, der Gesellschaft für Wohnungsbau. Ihren Wohnungsschwerpunkt hat sie in Rotthausen. Was bedeutet das für die Mieter? Weitgehende Sicherheit, glaubt zumindest Bürgermeister Werner Wöll. Der CDU-Stadtverordnete ist stellvertretender . Aufsichtsratsvorsitzender der GGW.

Für Gelsenkirchener Bürgermeister steht fest: „Die GGW kann Vermietung“

Die Übernahme der großen Mehrheit der Gesellschaftsanteile an der GfW durch die GGW sei unter „stadtentwicklungspolitischen Gesichtspunkten nur zu begrüßen und wird zu einer Stabilisierung des Wohnungsmarktes im Stadtteil Rotthausen beitragen“, glaubt Wöll. Die GGW „kann Vermietung“ und habe dies bisher mit ihrer eigenen knapp 5000 Wohnungen im Stadtgebiet gezeigt, betont der CDU-Politiker. Und: „Eine Einzelprivatisierung ist seitens der GGW nicht zu befürchten, es sei denn sie erfolgt einvernehmlich.“ Auch Mieterhöhungen, kündigt GGW- und Stadtwerke-Geschäftsführer Harald Förster an, „werden moderat und sozial verträglich“ sein. Bei der GGW liegen sie bei 1,5 bis zwei Prozent pro Jahr. Die Durchschnittsmiete ist niedrig. Mit unter fünf Euro pro Quadratmeter liegt sie unter GGW-Niveau.

Gesellschaft hat einen Teil ihrer Gelsenkirchener Wohnimmobilien verkauft

Auch ein GfW-Objekt: Mehrfamilienhäuser an der Schemannstraße.
Auch ein GfW-Objekt: Mehrfamilienhäuser an der Schemannstraße. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Die GfW hat in den vergangenen Jahren in erheblichem Umfang Bestände verkauft, auch um sich zu entschulden. „Die Gesellschaft hat wieder positive Ergebnisse erzielt, aber sie hatte kaum die Kraft, ihren Bestand zu modernisieren“, stellt Förster fest. Dennoch ist er sicher: „Das Engagement einer kommunalen Wohnungsbaugesellschaft macht hier Sinn. Für die Mieter ist das eine gute Nachricht.“

Gut 1500 Wohneinheiten hatte die GfW noch 2020 im Bestand. „Nun werden wir Ende des Jahres die Mehrheit an einem Unternehmen übernehmen, das noch 1313 Wohnungen hat“, sagt Harald Förster. Für ihn wird es darum gehen, den Modernisierungsstau aufzulösen, Leerstände zu minimieren. Die liegen in Summe bei der GfW um die zehn Prozent. Worum es ihm nicht geht, macht Förster auch deutlich: „Wir wollen in den nächsten Jahren ausdrücklich keine Gewinne aus dem Unternehmen ziehen.

Wohnungs-Kernbestand der GfW liegt rund um den Rotthauser Markt

Aus dem Werksbestand der Zeche Dahlbusch stammen die Häuser an der Lothriger Straße.
Aus dem Werksbestand der Zeche Dahlbusch stammen die Häuser an der Lothriger Straße. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Als eigenständiges Unternehmen und Anlaufstelle für die bisherigen Mieter wird die GfW mit ihrem Sitz am Grüner Weg erhalten bleiben und weiter auch ihre Wohnungen bewirtschaften. Die GGW wird jedoch Einfluss auf die Geschäftspolitik nehmen. Der Wohnungs-Kernbestand liegt rund um den Rotthauser Markt. Darunter sind „Perlen“, beispielsweise an der Weindorfstraße, der Lothringer oder der Schemannstraße, aber auch laut Förster „Sorgenkinder“ wie an der Straße Auf der Reihe. 1996 hat die GfW zudem den Wohnungsbestand der Zeche Dahlbusch übernommen, darunter auch viele typische Werkswohnungen, teilweise technisch in schlechtem Zustand, viele noch mit Nachtspeicherheizung.

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Ungewöhnlich ist die größere Zahl der GfW-Mieteinfamilienhäuser – ein „echter Wert“, findet Förster. Lukrativ erscheinen ihm auch ein paar Grundstücke, die der GGW die Möglichkeit bieten, „ihre Bauideen zu realisieren“.

Geld für die Tax-Stiftung – sie fördert Kinder-, Kultur- und Seniorenprojekte in Gelsenkirchen

Von einer Privatperson und einer Beteiligungsgesellschaft der Sparkasse wird die GGW jeweils rund ein Drittel der GfW-Anteile übernehmen. Weiteren Gesellschaftern, die zusammen rund 2,5 Prozent an der GfW halten, wird sie in Kürze eine Übernahmeangebot machen. Bleibt als weiterer Gesellschafter die Tax-Stiftung, die ihre Förderarbeit auch aus ihrem Gesellschaftsanteil finanziert. Mit ihr, kündigt Förster an, „werden wir uns im ersten Quartal 2022 darüber unterhalten, wie wir unsere Interessen bündeln. Die Stiftung soll ja ihrem Zweck dienen. Und dafür muss Geld fließen“.