Neustadt. Im Gelsenkirchener Rittergut Haus Leithe hat es am Mittwoch gebrannt. Wie geht es jetzt weiter, ist die geplante Sanierung damit gestoppt?
Glasscherben, Dachpfannensplitter und verkohlte Holzreste liegen vor und in der Remise rechts vom Torhaus. Es riecht nach kaltem Rauch am Haus Leithe. Der Anbau des Baudenkmals am Junkerweg ist Mittwoch in Flammen aufgegangen. Der Blick durch die geborstenen Fensterscheiben zeigt: Der Raum war weitgehend leer, lediglich ein paar Spanholzplatten stehen aufrecht angelehnt an einer Wand. Ein nagelneues, massives Vorhängeschloss am hängt am grünen Holztor im Turm an einer ebenso neu glitzernde Stahlkette. Hier hat wieder jemand für Sicherheit gesorgt und ungebetene Eindringlinge ausgesperrt, nachdem sich die Feuerwehr Zugang verschafft hatte. Donnerstag um die Mittagszeit sind zwei Brandermittler der Kripo vor Ort. Zur Brandursache gibt es da noch keine Erkenntnisse.
Bürger sorgen sich um die Zukunft des Hauses
„Mit dem Brand ist genau das eingetreten, was wir immer befürchtet haben“, sagt Sabine Brauckmann vom Verein „Bürger für die Rettung von Haus Leithe“. Solange das Rittergut leer stehe, sei es für Fremde leicht, dort einzudringen. Brauckmann hat beobachtet, dass das Gebäude inzwischen eine Attraktion auf sogenannten „Lost Places“-Touren ist. Jugendliche hätten sogar Videos ins Netz gestellt, die dokumentieren, wie sich sich Zugang zu dem Gelände verschaffen. Dabei, so Brauckmann, bestehe immer die Gefahr, etwas zu beschädigen. „Wenn nicht gebaut wird, ist das ein Risiko für das Gebäude.“
Investor kritisiert die Justizbehörden
Auch Investor Jörg Zahn schiebt Frust und kritisiert offen die Justizbehörden: „In der Vergangenheit wurden viele Tausend Euro in Sicherungsmaßnahmen, Sicherheitsdienst, Überwachung des Rittergutes etc. gesteckt. Regelmäßig wurden durch die Polizei Personen aufgegriffen, die durch Sachbeschädigung, Hausfriedensbruch, Einbrüche und Diebstahl aufgefallen sind. Etliche Anzeigen wurden erstattet, die Staatsanwaltschaft ließ jedoch stets Milde walten, spielt solche Vergehen herunter und lässt mich im Regen stehen.“ Zahn kündigte neue Sicherungsmaßnahmen an und will zum Schutz des Objektes die Anzahl der Begehungen erhöhen.
Bausubstanz hat keinen Schaden genommen
Zahns Dank gilt dem „schnellen Eingreifen der Feuerwehr“. Dadurch, so sagt er, habe das Torgebäude in seiner Substanz zum Glück keinen Schaden genommen. Der Dachstuhl des Torgebäudes sei zwar zerstört worden, das Herrenhaus und die Scheune des dreiteiligen Rittergutes seien verschont geblieben. Schadenshöhe: noch unklar. Laut Zahn hätten sich aber „keine Dinge von Wert“ im Brandgebäude befunden.
Ermittlungen zur Brandursache dauern an
Die Ursache des Brandes ist nach Polizeiangaben noch unklar, die Ermittlungen dazu laufen noch. Nach Angaben der Feuerwehr haben die Einsatzkräfte vor Ort festgestellt, „dass auf den Steckdosen kein Strom lag“, Möbel oder andere auffällige Gegenstände haben die Retter nicht gesehen.
Die Feuerwehr äußerte die Vermutung, dass sich „nicht sesshafte Menschen“ dort in den alten Stallungen aufgehalten haben müssen. Darauf gebe es Hinweise.
Im Zentrum des Löschangriffes am Mittwochnachmittag hat das Dach des Torgebäudes gestanden. Die Feuerwehr klassifizierte es als „einsturzgefährdet und marode“.
Das Glück im Unglück lässt ihn daher auch nicht von seinen Plänen abrücken. Mit seiner Phönix Immobilien GmbH plant der Investor seit Längerem schon den Umbau und die Sanierung des alten Rittergutes. „3,5 Millionen Euro“ beträgt die Investitionssumme, am Ende der Sanierung sollen elf Wohneinheiten entstehen, die vermarktet werden.
Haus-in-Haus-Einheiten ab 270.000 Euro
Haus-in-Haus-Einheiten in den Größen von 90 bis über 200 Quadratmetern Fläche auf zwei bis drei Etagen sollen es einmal sein im Torhaus, im Hauptgebäude und in der Scheune. Kostenpunkt: ab 270.000 Euro - so wies es ein Internetportal aus.
Überraschende Funde beim Freilegen möglich
„Die Baugenehmigung liegt vor und wir könnten auch sofort anfangen“, erklärt Jörg Zahn, der ursprünglich Anfang 2019 als Baustart angepeilt hatte. „Allerdings“, so der Unternehmer weiter, lägen die Bewilligungen seitens der Unteren Denkmalbehörde und des Bauordnungsamtes noch nicht vor. Er begründet das damit, dass für die Sanierung eines jahrhundertalten Gebäudes und wegen des Denkmalschutzes vielerlei Formalitäten zu erfüllen und Auflagen ausgearbeitet und erfüllt werden müssen. „Beispielsweise eine sehr aufwändige Dokumentation des Ist-Zustandes“, so Zahn, die sehr viel Zeit koste. Auch hält er es für möglich, dass das Freilegen der Gebäude von einem Archäologen begleitet werden muss. „Das wäre nicht ungewöhnlich, denn bei 400 bis 500 Jahre alten Gebäuden sind überraschende Funde möglich.“