Mülheim/Essen. Zwei Jahre wartet Mülheim nun schon vergeblich auf die 200 Millionen Euro schwere Modernisierung des Rhein-Ruhr-Zentrums. Das Projekt wackelt.
Die einst für 200 Millionen Euro in Aussicht gestellte Modernisierung des Rhein-Ruhr-Zentrums (RRZ) steht zur Disposition. Die Investoren sind unter finanziellen Druck geraten und lassen nun gar prüfen, ob sie sich vom Einkaufszentrum mit Karstadt-Arkaden und altem Stinnes-Hochhaus wieder trennen.
Im Februar 2018 hatte ein Joint Venture zwischen einem von Morgan Stanley verwalteten Immobilienfonds und Redos Real Estate den Kauf des RRZ samt Karstadt-Arkaden und dem benachbarten Büro-Hochhaus, zuletzt Zentrale des Chemiehandelsriesen Brenntag, verkündet. Eine umfassende Revitalisierung wurde angekündigt, ein längst gestellter Bauantrag bei der Stadt wartet wegen erheblichen Nachbesserungsbedarfs beim Brandschutz weiter auf seine Genehmigung.
Investoren am Mülheimer Rhein-Ruhr-Zentrum haben Finanzierungsnöte
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Im Herbst 2018 hatte es seitens der Investoren noch geheißen, dass im Frühjahr 2020 der Baustart erfolgen sollte. 200 Millionen Euro wolle man in die Hand nehmen, um das 45 Jahre alte RRZ von links auf rechts zu krempeln, um in ihm modernste Center-Konzepte mit Handel, Gastronomie und Freizeitangeboten umzusetzen.
Nun drängen offenbar finanzierende Banken die Investoren dazu, das gesamte Projekt auf den Prüfstand zu stellen. Wie ein Sprecher der Betreibergesellschaft Harko auf Nachfrage dieser Redaktion bestätigte, hat Harko die Düsseldorfer Anwaltskanzlei Dentons eingeschaltet, unter Wahrung der Interessen sowohl der Investoren als auch der finanzierenden Banken eine Lösung für Finanzierungsschwierigkeiten des Projektes zu suchen.
Federführend ist Andreas Ziegenhagen in der Angelegenheit tätig, Leiter des Europa-Geschäftes bei Dentons im Aufgabenbereich Restrukturierung. Ziegenhagen ist spezialisiert etwa auf die rechtliche und steuerliche Beratung bei Unternehmenstransaktionen, auf Restrukturierungen und Insolvenzrecht.
Drei Optionen gibt es, um die Zukunft des Einkaufszentrums zu sichern
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Drei Optionen stehen im Raum: Erstens eine umfangreiche Umfinanzierung, zweitens ein Verkauf der Immobilien und drittens eine Aufstockung des Eigenkapitals seitens der Investoren. Im Fokus dabei seien die Varianten eins oder zwei, so der Sprecher. Also Umfinanzierung oder gar ein Verkauf, der die Modernisierung des Centers mit einiger Sicherheit weiter verzögern würde. Zusätzliches Geld reinpumpen wollen Morgan Stanley und Redos offenbar nicht – oder nur in einem Worst-Case-Szenario.
Die Betreibergesellschaft Harko ist laut Sprecher allein für den Betrieb des RRZ gegründet. Liquiditätsprobleme gebe es aktuell nicht, allen finanziellen Verpflichtungen komme Harko nach, sagte er. Doch die Auswirkungen der Corona-Pandemie, die Preisentwicklungen im Bauhauptgewerbe, Liefer- und Personalprobleme am Bau machten es nötig, die Projektfinanzierung von unabhängiger dritter Seite auf den Prüfstand zu stellen.
Angekündigte Leitzins-Erhöhung der EZB erschwert die Umfinanzierung
Die Corona-Pandemie habe große Auswirkungen auf das Modernisierungsprojekt, berichtet der Harko-Sprecher nicht nur von Mieterinsolvenzen, Geschäftsaufgaben und Mietstundungen im Center, sondern auch von einer ausgeprägten Zurückhaltung von potenziellen neuen Mietern, im Center anzudocken.
Darüber hinaus sei bei der Preisentwicklung am Bau von einem Kosten-Plus im zweistelligen Prozentbereich gegenüber der ursprünglichen Kalkulation mit 200 Millionen Euro auszugehen. So sei der Finanzierungsplan „über den Haufen geworfen“, eine finanzielle Restrukturierung unabdingbar. Und die, siehe Ankündigungen der Europäischen Zentralbank zur Anhebung der Leitzinsen, wird nicht einfacher.
Umfinanzierung, Verkauf, Eigenkapital-Aufstockung? Prüfung soll schnell erfolgen
Alle Optionen hierfür sollen laut Sprecher „möglichst schnell“ geprüft werden. Um am Markt in Erfahrung zu bringen, welchen Preis der Weiterverkauf des mittlerweile von erheblichem Leerstand geprägten Einkaufszentrums an der A 40 bringen könnte, ist der international agierende Immobiliendienstleister Jones Lang LaSalle eingeschaltet. Er soll potenzielle Käufern für die Immobilien mit einer Gesamtfläche von 138.000 Quadratmetern (rund 80.000 Quadratmeter davon im Einkaufszentrum) aufspüren.