Mülheim. Ab Sommer 2020 soll das Rhein-Ruhr-Zentrum für 200 Millionen Euro modernisiert werden. Hier gewähren die Macher exklusiv Einblick in ihre Pläne.

Die Konzeptphase ist seit einigen Wochen abgeschlossen, etwa im Oktober soll der komplette Bauantrag für das bis zu 200 Millionen Euro schwere Investitionsprojekt bei der Stadtverwaltung eingereicht werden: In einem exklusiven Gespräch mit dieser Zeitung präsentieren Investoren und Projektentwickler erste Einblicke in die Pläne, das vor 45 Jahren eröffnete Rhein-Ruhr-Zentrum in die Zukunft zu transformieren.

In drei Schritten hatte ein Joint Venture aus einem von Morgan Stanley verwalteten Immobilienfonds und der Redos-Gruppe 2018 das Rhein-Ruhr-Zentrum, die Karstadt-Arkaden und das benachbarte Stinnes-Hochhaus gekauft und nach Vollzug direkt große Pläne verkündet, in das in die Jahre gekommene Einkaufszentrum kräftig investieren zu wollen.

Center soll „Wohnzimmer des Ruhrgebiets“ werden

Viel einladender als heute: So soll der neue Ost-Eingang des Rhein-Ruhr Zentrums am Stinnes-Platz aussehen.  
Viel einladender als heute: So soll der neue Ost-Eingang des Rhein-Ruhr Zentrums am Stinnes-Platz aussehen.   ©

„Es bleibt kein Stein auf dem anderen“, sagte nun Christian Diesen, Geschäftsführer der HLG Gesellschaft zur Entwicklung von Handelscentren. Die HLG ist als Projektentwickler engagiert. Zusammen mit Christine Hager, Chefin im Anlagemanagement für Shopping Center bei der Redos-Gruppe, verantwortet er das Millionenprojekt.

Das Rhein-Ruhr-Zentrum soll laut Diesen und Hager zum „Wohnzimmer des Ruhrgebiets“ umgebaut werden – zu einem Ort, an dem speziell Familien ein Shopping-Erlebnis geboten werden soll. Einkaufen, Erlebnis, Entertainment – das sind zunächst einmal nur die Schlagwörter, die mit Leben gefüllt werden sollen.

Pläne sehen zwei Mall-Ebenen ohne Sackgassen vor

Konkrete Pläne zum Umbau wollen Eigentümer und Projektentwickler nach Ostern vor Ort präsentieren. Diesen erläuterte nun aber im Gespräch mit der Redaktion Grundzüge der Planung. So wird es künftig zwei komplette Mall-Ebenen ohne Sackgassen geben. Das Flächenkonzept soll an Schärfe gewinnen, vier räumlich organisierte Themengalerien soll es geben: Mode, Gastronomie, Event und Sport.

Das Center soll sein Erscheinungsbild grundlegend ändern, insgesamt heller und offener werden – da, wo es technisch möglich ist, mit natürlichem Licht. Die Einzelhandelsfassaden werden neu gestaltet, sich teilweise über zwei Geschosse erstrecken. Es wird einen neuen Fußboden, neue Eingangsbereiche und mehr Grün geben. Mit einer Rutsche sollen (nicht nur) Kinder vom einem ins andere Geschoss rutschen können.

Karstadt beibt größte Ankermieterin der drei Immobilien

Die große Kunst wird sein, drei bisher voneinander getrennte Immobilien zusammenzuführen. Mit Karstadt etwa führt Diesen aktuell noch Gespräche. Die Karstadt-Arkaden allein verfügen über eine Fläche von rund 50.000 Quadratmetern. Was wird daraus unter der künftig fusionierten Galeria Karstadt Kaufhof? Die Gespräche mit der Karstadt-Zentrale verliefen „sehr angenehm“, es gebe „verschiedene Optionen“, sagt Diesen. Klar sei: Karstadt bleibe größte Ankermieterin. Ziel sei es aber, das Warenhaus besser ins Center zu integrieren.

Die zwei Ebenen des Einkaufscenters sollen über zentrale Plätze besser miteinander verknüpft werden. Hier zu sehen: die Rutsche für Jung und Alt.  
Die zwei Ebenen des Einkaufscenters sollen über zentrale Plätze besser miteinander verknüpft werden. Hier zu sehen: die Rutsche für Jung und Alt.   ©

Eine direkte Verbindung soll es künftig geben zwischen Mall und Stinnes-Hochhaus, das nach dem Wegzug des Spezialchemiehändlers Brenntag eine neue Nutzung sucht. Hier sind die Überlegungen der neuen Eigentümer offenbar noch nicht zum Ziel gekommen. Co-Working ist ein Thema, eine Hotelnutzung ist ebenso noch im Gespräch wie die Revitalisierung als Büro- und Ärztehaus.

Mieter-Akquise ist angelaufen

Seit ein paar Wochen ist bereits eine Vermarktungsbroschüre am Markt, mit dem die Projektentwickler um neue Mieter werben. Diesen berichtet von „vielen interessanten Gesprächen und viel positiver Resonanz“. Mehr will er nicht verraten. Die Zielrichtung steht aber fest. Neue Mieter sollen möglichst „omni-channel-fähig“ sein, wie es Hager ausdrückt: Heißt: Sie sollen neben ihrem stationären Angebot auch eine Online-Präsenz mit Shopping-Möglichkeit vorhalten. Und wenn sich die Kunden nur schon mal zu Hause auf dem Sofa informieren können, welches Produkt sie sich später im Geschäft anschauen wollen. . . Auch Warenbestellung nach Hause soll möglichst Standardangebot werden.

Rund zehn Prozent der Ladenflächen stehen derzeit frei. Bewusst hatte sich das Centermanagement zuletzt mit Neuvermietungen zurückgehalten, um Luft zu haben für die Umbauphase, während der einzelne Mieter auf Zeit anderswo im Einkaufszentrum untergebracht werden müssen. Mitte 2020 soll der Umbau beginnen, in vier bis fünf, teilweise überlappenden Etappen wird im laufenden Betrieb umgebaut. Im Herbst 2022, spätestens im Frühjahr 2023 will das Rhein-Ruhr-Zentrum in neuem Licht dastehen.

>>>Das sind die vier geplanten Themengalerien

Fashion Gallery: Jüngere und moderne Marken sollen ins Center einziehen. Gleichzeitig ist man bestrebt, die alte Stammkundschaft zu halten, um am Ende alle Altersgruppen anzusprechen.

Market Gallery: Sie ist als lebendiger Treffpunkt geplant und soll den Charakter der Nahversorgung stärken. Es soll dabei Marktstände geben, an denen regionale Produkte angeboten werden.

Event Gallery: Die neue Erlebniswelt soll sich über zwei Geschosse erstrecken – mit Fast Food und Abendgastronomie, mit Multiplex-Kino der neuesten Generation und mehreren Veranstaltungsbereichen.

Sports Gallery: Unter anderem soll es laut Projektentwicklern ein Indoor-Fußballfeld geben – und Fanshops von Sportvereinen der Region.