Mülheim. Die Bahn verspricht: Die aktuelle Sperrung wird die letzte nach dem Lkw-Brand im September 2020 sein. Bald sind alle Hilfsbrücken komplett.

Auf den Moment haben alle gewartet, als sich das tonnenschwere Brückenteil an den Kranseilen in die Luft erhebt, rattern die Kameras der versammelten Fotografen. Dieses Motiv wollen sie auf keinen Fall verpassen. Bald ist auch die letzte der durch den verheerenden Lkw-Brand im September vergangenen Jahres zerstörten Brücken in Mülheim-Styrum erneuert.

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Die Fahrbahn und die Eisenbahnbrücke auf der A40 in Höhe Hohe Straße in Mülheim-Styrum sind nach dem Tanklaster-Unglück am Donnerstag stark beschädigt. Die Polizei ist nun dabei, Spuren zu sichern und auszuwerten.
Von Kristina Mader und Frank-Rainer Hesselmann

Als die Deutsche Bahn am Montagmorgen zum Pressetermin auf die Plattform oberhalb der Alstadener Straße geladen hatte, waren vier von sechs Teilen der Brücke vier bereits an ihrem richtigen Platz. Nun wurde Stück Nummer fünf in die Lüfte gehievt. Und zwar deutlich höher als die sieben Meter Brückenhöhe, denn es musste zunächst über die Nachbarbrücke und die Oberleitungen hinweg gehoben werden. Der 750 Tonnen schwere Kran drehte das 27 Meter lange Bauteil und ließ es schließlich an seinen richtigen Platz nieder.

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„Was hier für eine planerische und bauliche Leistung vollbracht wurde, ist schon phänomenal“, lobt Norbert Strathmann, Leiter Anlagen- und Instandsetzungsmanagement bei der DB Netz AG. Dass bald genau ein Jahr nach dem katastrophalen Unfall alle Brücken zumindest vorübergehend wieder befahrbar sind, damit hätte der 61-Jährige damals nicht gerechnet.

Nur eine Brücke wurde nicht in Mitleidenschaft gezogen

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Nicht in Mitleidenschaft gezogen wurde lediglich die hinterste Brücke, in der Zählung der Deutschen Bahn die Brücke fünf. Gezählt wird von der Brücke der alten Zechenbahn aus in Fahrtrichtung Duisburg. Die komplett zerstörte mittlere Brücke (3) wurde bereits im Dezember durch eine Hilfsbrücke ersetzt. Am Wochenende wurde die Brücke zwei für das Güterzuggleis wieder hergestellt. Nun ist mit der „4“ die letzte an der Reihe.

Zahlreiche Arbeiter verschweißten am Montagmorgen den tonnenschweren Stahlträger mit dem vorbereiteten Widerlager.
Zahlreiche Arbeiter verschweißten am Montagmorgen den tonnenschweren Stahlträger mit dem vorbereiteten Widerlager. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Heißt auch: Dies ist die letzte größere Sperrung von Autobahn und Schienenverkehr. „Wir wollen die Autofahrer und Bahnnutzer jetzt auch mal wieder in Ruhe lassen“, verspricht Strathmann. Am 6. September soll der Zugverkehr wieder über sämtliche Brücken rollen. „Ich bin sehr optimistisch, dass das klappt“, so der Bahn-Abteilungsleiter.

Hilfsbrücken aus Stahl sind für sieben Jahre genehmigt

A 40 wird am 23. August wieder freigegeben

Die seit vergangenen Freitag bestehende Sperrung der A 40 zwischen dem Kreuz Kaiserberg und der Anschlussstelle Mülheim-Styrum wird am frühen Montagmorgen (23. August) um fünf Uhr aufgehoben.

Die Eisenbahnstrecke ist sogar nur bis Freitag, 20. August, um sechs Uhr morgens vollgesperrt. Danach rollt auch wieder der Fern- und S-Bahn-Verkehr über die Brücken drei und fünf, ehe am 6. September auch die beiden anderen Brücken wieder geöffnet werden.

Am Wochenende seien die Arbeiten in Mülheim-Styrum planmäßig vonstatten gegangen. „Es ging viel schneller, als ich gedacht hätte. Man kann beim Brückenbau eigentlich nicht von einer Routine sprechen. Aber man hat den Eindruck, dass die Firmen mittlerweile schon viel Übung an diesem Standort haben“, so Strathmann.

Genehmigt sind die stählernen Hilfsbrücken für sieben Jahre. Sie dürfen mit einer maximalen Geschwindigkeit von 120 Kilometern pro Stunde befahren werden, die Brücke vier sogar nur mit 100 km/h, der Güterverkehr fährt nicht schneller als 60. In den sieben Jahren werden die endgültigen Brücken aus Beton geplant. Sie sollen anschließend eine Lebensdauer von 80 bis 100 Jahren haben.

Programm für diese Woche: Schienen verlegen, Schotter verdichten, Oberleitungen aufstellen

Durch die Sperrung der Autobahn bildeten sich selbst am Wochenende lange Autoschlangen in Mülheim-Styrum, wie hier auf der Kaiser-Wilhelm-Straße.
Durch die Sperrung der Autobahn bildeten sich selbst am Wochenende lange Autoschlangen in Mülheim-Styrum, wie hier auf der Kaiser-Wilhelm-Straße. © RuhrText | Marcel Dronia

Sind die Brückenteile fertig an den Widerlagern verschweißt, werden in den kommenden Tagen die Schienen in die dafür vorgesehenen Spuren gelegt. Mit einer sogenannten Gleisstopfmaschine wird der Schotter unterhalb der Schwellen verdichtet. Anschließend werden die Oberleitungen wieder aufgestellt.

Dann kann bald überall der Verkehr wieder rollen – zur Freude der Autofahrer, Bahnfahrer und Anwohner in Mülheim-Styrum.