Mülheim. Nach dem Lkw-Brand auf der A40 bei Mülheim laufen die Arbeiten auf der Baustelle: mit einem 750-Tonnen-Kran und Großbohrgeräten. Ein Besuch.

  • Nach dem Lkw-Brand auf der A40 bei Mülheim laufen die Arbeiten auf der Baustelle weiter: Am 17. September war hier nach einem Unfall unter einer Eisenbahnbrücke ein Tanklaster in Brand geraten. Die Schäden durch das Feuer waren verheerend.
  • Am Sonntagabend soll die A40 ab 22 Uhr wieder für den Verkehr freigegeben werden. Dann soll der Verkehr auch wieder an Mülheim vorbei rollen. Die Arbeiten an der Baustelle gehen aber weiter.
  • Bis zum vergangenen Montag wurde die Brücke über der A40 bei Mülheim nach dem Lkw-Unfall abgerissen, bis Freitag liefen die Arbeiten an der Fahrbahn. Bald starten auf der Baustelle dann die Vorbereitungen für den Bau von Behelfsbrücken.

Zehn Stunden Auf- und Abbauarbeit für zehn Minuten Gerätetransport: Das ist das Ergebnis eines aufwendigen Kraneinsatzes auf der A40 in Mülheim-Styrum. Nach dem Tanklasterbrand unter mehreren Eisenbahnbrücken am 17. September sind die Deutsche Bahn (DB) und Straßen-NRW weiterhin damit beschäftigt, die Millionen schweren Schäden zu beseitigen. Am Freitag und Samstag hob ein 750 Tonnen schwerer Autokran zwei Bohrgeräte von der Autobahn auf den Bahndamm. Sie werden demnächst die Fundamentlöcher für die neuen Brückenstützen an der A40 bei Mülheim bohren.

Weil am Sonntagabend, ab 22 Uhr, die A40 für den Autoverkehr wieder freigegeben werden soll, arbeiten Eisenbahn- und Straßenbauer seit der Havarie auf Hochtouren. Selbst Landesverkehrsminister Hendrik Wüst lässt sich täglich über den Fortschritt der Arbeiten unterrichten. Auf der Baustelle interessiert das keinen der rund 30 Männer und Frauen. Sie arbeiten unten auf der Autobahn und oben auf den Schotterbetten. „Das Seil nach links ausrichten!“ „Du kannst mit den Gewichten nun langsam reinkommen!“ „Vorsicht beim Absetzten!“, lauten die Kommandos.

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A40-Baustelle bei Mülheim nach Lkw-Brand: Gutachten über Brücken-Standfestigkeit

Gleichzeitig setzt ein Prüfer die Wasserspritze an. Mit 3000 Bar Druck strahlt er die Decke einer beschädigten Eisenbahnbrücke an. „Er nimmt Proben für das Gutachten, welches demnächst Auskunft über die Standfestigkeit bringt“, erläutert Kirsten Verbeek, Sprecherin der DB.

Die mittlere der fünf Eisenbahnbrücken über der A40 musste die Deutsche Bahn wegen massiver Schäden sofort abreißen lassen. Für zwei weitere wird noch ermittelt, ob sie reparabel sind oder auch erneuert werden müssen. „Erst in drei Wochen wissen wir mehr“, fügt Norbert Strathmann hinzu. Der Leiter der Infrastruktur bei der DB-Netz AG in Duisburg beobachtet gleichzeitig, wie der Autokran, der unten auf der Autobahn in der aktuellen Brückenlücke steht, aufgerüstet wird. Nach knapp fünf Stunden ist er einsatzfähig.

A40-Baustelle bei Mülheim nach Lkw-Brand: Firmenwerbung auf der Baustelle

A40-Baustelle bei Mülheim nach Lkw-Brand: Arbeiten auf dem 750-Tonnen-Kran: Die Brücke auf der A40 muss neu gebaut werden.
A40-Baustelle bei Mülheim nach Lkw-Brand: Arbeiten auf dem 750-Tonnen-Kran: Die Brücke auf der A40 muss neu gebaut werden. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann

Zwischendurch erledigen die Männer mit einem kleineren Autokran wichtige Nebenarbeiten. Zwei Baucontainer schweben am Haken von den Transporttiefladern in die Lücke zwischen den Bahndämmen. Auf der einzigen, noch befahrbaren Eisenbahnbrücke saust ein Intercity vorbei.

Den Beifall der Beobachter findet die weiße Baubude. Der Kran hebt sie ebenfalls über die Stützmauer und setzt sie neben den Containern im Einschnitt ab. „Wenn da jetzt noch jemand rauswinken würde, es wäre ein tolles Bild“, sagt ein Fotograf. „Darf nicht wegen der Sicherheit“, weiß ein anderer. Noch wichtiger ist allerdings die Firmenwerbung auf der Baustelle: Männer hängen mehrere Tafeln mit Firmenlogos und Namenszügen an die Brückengeländer, während im Hintergrund ein Stadtexpress vorbeifährt. Alles wird in Szene gesetzt.

A40-Baustelle bei Mülheim nach Lkw-Brand: 80 Tonnen schweres Bohrgerät – 750-Tonnen-Kran

Während drei Tieflader die Baustelle verlassen, rollt der nächste langsam zurück. Alle Fahrer rangieren ihre langen Gefährte zentimetergenau – ohne zeitaufwendiges Vor- und Zurücksetzen. Auf der von zahlreichen Achsen getragenen, rollenden Plattform steht das 80 Tonnen schwere Bohrgerät. Der neun Mal so schwerere Autokran lässt die Tragseile am Haken herunter. „Die sehen aus wie Häkelware, aber kein Mensch kann sie anheben“, meint die Bahnsprecherin.

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Der Kranwagenführer steuert alles mit Hydraulik und dem Flaschenzugeffekt über die zuvor zusätzlich aufgesetzt Winde. „Dieser Kran funktioniert wie ein Baukasten. Was man für einen Auftrag braucht, bringen wir auf Tiefladern mit: Gewichte, Stützen, Bodenplatten für die Stützen“, erklärt ein Mitarbeiter. Inzwischen sind die Stahlseile am großen Bohrgerät befestigt. Langsam hebt der Kranführer den Haken an, bis alle Seile glatt gezogen sind. „Stopp!“ schallt es. „Es könnte sein, das eines der Seile eine Öldruckleitung beschädigt“, weiß ein Fachmann auf dem sicheren Beobachtungsposten auf der Brücke.

A40-Baustelle bei Mülheim nach Lkw-Brand: Zwölf tiefe Löcher für das neue Brückenwiderlager

A40-Baustelle bei Mülheim nach Lkw-Brand: Der Kran hebt schweres Gerät.
A40-Baustelle bei Mülheim nach Lkw-Brand: Der Kran hebt schweres Gerät. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann

Die Männer unten auf der Straße beraten. „Seile locker lassen, neu ausrichten, wieder anziehen.“ Dann übernimmt einer die Verantwortung und sagt „Hoch damit!“. Im Millimetertempo lässt der Kranführer die Kraft seiner Maschine spielen. Die Bohrmaschine hat keinen Tieflader mehr unter ihren Ketten. Nachdem einer noch schnell die Leiter weggezogen hat, schwebt sie langsam hoch. Mit Führungsstricken drehen Männer das ausladende Gerät auf der engen Baustelle um 90 Grad. Und der Bohrer schwebt höher. Der Kran schwenkt ihn über den Bahndamm ein und setzt ihn dort ab, wo er demnächst zwölf tiefe Löcher für das neue Brückenwiderlager in die Erde bohren wird.

Nachdem der „schwebende Bohrer“ wieder Erde unter seinen Ketten hat, beginnen auch die Männer vom Kampfmittelsuchdienst wieder mit ihren Bohrungen. „Die haben aber nur ein Mini-Gerät“, sagt der Mitarbeiter der Kranfirma. Für ihn und seine Kollegen startet nun wieder das Abbauen des Krans und danach die Heimfahrt. „Wir sind häufig an Feiertagen und nachts im Einsatz, damit wir andere nicht so stark in ihrem Fortkommen behindern.“

Fahrrad-Demo über die A40

Fridays for future radeln von Duisburg nach Mülheim. Die Fahrrad-Demo führt über ein vollgesperrtes Teilstück der A40.
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A40-Baustelle bei Mülheim nach Lkw-Brand: Brückabriss, Fahrbahnreparatur und Vorbereitung der Behelfsbrücken

Am Freitagabend hatte sie das erste Bohrgerät auf den Bahndamm gegenüber gehoben. Zweimal die gleiche Prozedur. Nach Styrum sind vier Begleittransporter, zwei Kranwagen und Mannschaftswagen im Konvoi gefahren. Sie parken vorübergehend alle auf der leeren A40. „Wir mussten bereits jetzt die dicken Bohrgeräte auf die Gleisebene schaffen, damit die Autobahn nicht häufiger als wirklich erforderlich gesperrt werden muss“, erläutert DB-Sprecherin Kirsten Verbeek.

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Nach dem Brückenabriss bis Montag, der Fahrbahnreparatur bis Freitagmittag begann mit dem Heben und Aufsetzen der großen Bohrmaschinen am Wochenende bereits die Vorbereitung für das Einbauen der Behelfsbrücken. „Bis das soweit ist, wird es noch einige Monate dauern“, sagt DB-Infrastrukturleiter Norbert Strathmann. Er betont: „Sicherheit steht für uns an erster Stelle. Darum werden wir den Fundamentbau für die Brücken sorgfältig erledigen.“

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