Gelsenkirchen. An der Bismarckstraße in Gelsenkirchen treffen sich mitunter mehr als 100 Südosteuropäer auf offener Straße. Wie Anwohner darunter leiden.
Rücksichtsloses Verhalten, permanenter Lärm, Müll und noch viel ekligere menschliche Hinterlassenschaften… Was leidgeplagte Anwohnerinnen und Anwohner, die an der Bismarckstraße/Franz-Bielefeld-Straße leben, berichten, wirkt für viele Gelsenkirchenerinnen und Gelsenkirchener wie ein Déjà-vu - fatalerweise!
Kaum zumutbare Probleme mit zugezogenen Nachbarn aus Bulgarien und Rumänien beklagen seit einigen Jahren zahllose Bürger aus nahezu allen Stadtteilen Gelsenkirchens. Nicht zuletzt, weil viele Bürger - und auch manch Lokalpolitiker - wütend, hilflos und verzweifelt sind, schlägt sich das Thema auch in der Berichterstattung der WAZ immer wieder nieder.
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„Durch Ihre Berichte über unzumutbare Verhältnisse in anderen Stadtteilen, die durch Zuwanderer mutmaßlich aus Rumänien und Bulgarien verursacht werden, fühle ich mich ermutigt, Ihnen auch über meine Wohnsituation an der Bismarckstraße zu berichten“, schrieb jüngst Kirsten Engmann zu später Stunde an die Redaktion.
Gelsenkirchenerinnen findet wegen ständiger Lärmbelästigung keinen Schlaf
„Wie Sie an der Uhrzeit meiner E-Mail erkennen können, bin ich mitten in der Nacht wach, da ich von einer Gruppe sich lautstark unterhaltender Männer am Schlafen gehindert werde. Leider passiert dies recht häufig. Anrufe bei der Polizei wegen der Ruhestörungen bringen in den meisten Fällen nichts, da meist für diese Bagatellen kein Einsatzwagen zur Verfügung steht (und sicher auch nach Dringlichkeit abgearbeitet wird)“, bringt die sozial engagierte Frau Verständnis für die knappen Ressourcen der Beamten auf.
„Aber nach Wochen und Monaten mit extremer Lärmbelästigung sowohl am Tag und erst recht in der Nacht, liegen irgendwann die Nerven blank“, beschreibt Engmann ihre Lebenswirklichkeit, die sich in den vergangenen zwei bis drei Jahren derart massiv verändert hat, dass sich die 55-Jährige, die ihr Leben lang im südlichen Bereich entlang der Bismarckstraße gelebt hat, nun nicht mehr wohl und heimisch fühlt.
Es ist ein Hilferuf einer Frau, die selbst gerne anderen hilft, seien es die syrischen Nachbarn oder ihr Engagement im Kleinen Theater Herne. Das Haus in dem Engmann zusammen mit ihrer Mutter und ihrem Cousin wohnt, hat „leider“ einen Vorbau, unter dem man bei Regen „wunderbar Schutz findet“, zeigt Engmann.
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„Und so finden sich hier große Gruppen zusammen, die den Bürgersteig mit Unrat aller Art überziehen. Trotz direkter Ansprache und der Bitte, den Müll in die zahlreichen Müllkörbe zu entsorgen, sieht es hier mittlerweile aus, wie in der Bronx. Der Hinterhof des Nachbarhauses wird regelmäßig als Pissoir genutzt. Hochpreisige Autos mit ausländischen Kennzeichen aus Rumänien oder Bulgarien werden hier ebenfalls lautstark zur Schau gestellt und die Bismarckstraße, vor allem in den Abendstunden, gerne als Rennstrecke entfremdet“.
Große Männergruppen stehen auf dem Gehweg - Anwohner fühlen sich unwohl
Inzwischen, räumt die 55-Jährige ein, freue sie sich, wenn es draußen eiskalt ist oder es regnet wie aus Eimern, „denn dann ist wenigstens ein wenig Ruhe.“ Eine ihrer Freundinnen, berichtet Engmann, besuche sie schon gar nicht mehr, weil sie sich sehr unwohl dabei fühle durch die Männergruppen hindurch zur Haustür zu gelangen.
Schräg gegenüber des Mehrfamilienhauses an der Bismarckstraße befindet sich ein kleines bulgarisches Geschäft, das ganz offensichtlich als Treffpunkt dient. Auch an diesem Donnerstagabend stehen zeitweise bis zu 45 Männer im Kreuzungsbereich, unterhalten sich in größeren Gruppen und blockieren dabei den Gehweg, trinken Kaffee und Energydrinks, kauen auf Sonnenblumenkernen, parken in zweiter Reihe oder auf dem Privatparkplatz der benachbarten Flora Apotheke.
Wege und Straßen sind vermüllt, der Parkplatz wird zugestellt
Andreas Grumpe, Inhaber der Apotheke, hat täglich mehrfach damit zu tun, dort unerlaubt parkende Autos mit bulgarischem Kennzeichen von seinem Grundstück zu bitten. „Immer zunächst freundlich und auf diese Weise meistens ohne Erfolg. Erst wenn ich sage, dass ich die Polizei rufe, fahren sie in der Regel weiter“, berichtet der Apotheker.
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Seine Reinigungsfachkraft sei jeden Tag mindestens eine halbe Stunde damit beschäftigt, den Gehweg vor der Apotheke von den Hinterlassenschaften der Männergruppen zu reinigen, die Mitarbeiterinnen der Apotheke gingen nur noch sehr ungern allein vor die Tür. Zu groß sei das Unwohlsein inzwischen. „Wir haben immer schon Migration und alles in allem auch nie Probleme gehabt“, sagt Grumpe. Mit den Italienern, den Griechen, den Spaniern und Türken - auch wenn es manchmal Sprachbarrieren gebe, so funktioniere das Zusammenleben doch sehr gut. „Doch mit den Zuwanderern aus Bulgarien und Rumänien sind die Probleme sehr groß“, sagt Grumpe.
Er, Engmann und zahlreiche weitere Nachbarn „wissen, dass die Männer für gewöhnlich nichts verbotenes machen, aber ein normales Zusammenleben ist so nicht möglich“. Von Stadt und Polizei wünschen sich die Anwohner, dass sie nach Möglichkeit deutlich häufiger Präsenz zeigen, „auch wenn wir wissen, dass deren Ressourcen und Handlungsmöglichkeiten begrenzt sind.“
Manch ein Alteingesessener denke inzwischen gar darüber nach, Gelsenkirchen „schweren Herzens“ zu verlasen.
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