New York. An der Börse in New York will man beim Börsengang von Twitter nichts dem Zufall überlassen. Nach dem Fiasko beim Börsengang von Facebook soll das nächste große Soziale Netzwerk pannenfrei an die Börse starten. Sicherstellen soll das ein groß angelegter Probelauf.
An der Wall Street läuft der Countdown für das mit großer Spannung erwartete Börsendebüt von Twitter: Knapp zwei Wochen vor der geplanten Erstnotierung (IPO) absolvierte die New Yorker Börse (NYSE) am Samstag einen Testlauf, um ein Chaos wie beim Handelsstart von Facebook an der Konkurrenzbörse Nasdaq vor anderthalb Jahren zu verhindern.
Ein Team von Börsenmitarbeitern, Technikern und Marktmachern simulierte in drei verschiedenen Durchgängen den IPO des Kurznachrichtendienstes. Es war die erste derartige Probe der NYSE überhaupt. "Der Test der Systeme heute Morgen war erfolgreich", resümierte ein NYSE-Sprecher. "Wir gehen bei den Planungen für den Twitter-IPO sehr methodisch vor und arbeiten mit der Branche zusammen, um für Twitter, die Investoren und alle Marktteilnehmer eine Fachkompetenz von Weltklasse zu gewährleisten."
Facebook-Börsengang wurde zum Debakel
Twitter steht für den größten Börsengang eines Internetunternehmens seit dem von Facebook im Mai 2012. Das damals mit einem immensen Medienrummel hochgespielte Ereignis wurde zum Debakel, weil die gewaltige Orderschwemme zur Handelsaufnahme die Systeme der Nasdaq überforderte.
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Wegen der technischen Mängel verzögerte sich der Handel, und die Aufträge vieler Kunden wurden verspätet bearbeitet. Einige Marktteilnehmer erlitten hohe Verluste, weil die Aktien nach anfänglichen Gewinnen deutlich an Wert verloren. Großen Händlern entstanden Branchenschätzungen zufolge dadurch Einbußen über insgesamt 500 Millionen Dollar.
Ein erheblicher Imageschaden für das Unternehmen, seine Investmentbanken und die Nasdaq war die Folge. Die Börsengesellschaft bekam von der Aufsichtsbehörde SEC eine Rekordstrafe von zehn Millionen Dollar aufgebrummt und muss zusätzlich knapp 42 Millionen an geschädigte Brokerhäuser zahlen. Der Facebook-Kurs rutschte monatelang weiter in den Keller.
Auch Twitter zieht Konsequenzen aus dem Fall Facebook
TwitterDieses abschreckende Beispiel spielte nach Einschätzung von Analysten der NYSE in die Karten, die mit der Nasdaq um lukrative Technologie-Börsengänge wetteifert. Der Vorteil soll beim Twitter-IPO nicht verspielt werden. Mit dem Test wurde daher geprüft, ob die Handelssysteme einem Nachfrageansturm gewachsen sind und alle Aufträge umgehend bestätigt und ausgeführt werden, um Benachteiligungen auszuschließen.
An der Nasdaq laufen auch IPOs komplett über das elektronische Handelssystem, während an der NYSE normalerweise auch Primärhändler in das Geschehen eingreifen.
Das Facebook-Fiasko hat Twitter vorsichtig gemacht. Der Kurznachrichtendienst, dessen Debüt für den 7. November anvisiert ist, bietet lediglich 70 Millionen Aktien an in einer Preisspanne zwischen 17 und 20 Dollar. Zusammen mit einer Mehrzuteilungsoption von 10,5 Millionen Titeln könnte die Emission bis zu 1,6 Milliarden Dollar einspielen.
Facebook kam auf das Zehnfache dieses Volumens. Die Betreibergesellschaft des weltweit verbreiteten sozialen Netzwerks brachte 421 Millionen Anteilsscheine am Markt unter zum Preis von je 38 Dollar. Seit dem Tiefstand von 17,55 Dollar im August hat die Aktie aber drastisch zugelegt und notierte zuletzt mit 51,95 Dollar. (rtr)