Cupertino. . Wenn Apple ein neues iPhone präsentiert, hat das die Aktienkurse bis dato beflügelt. Die jetzt präsentierten neuen Smartphone-Modelle iPhone 5C und iPhone 5S lassen manche Branchen-Kenner allerdings gar um Apples Ruf fürchten. Werden iPhones zu billig?
Apple präsentiert seine neuen iPhones: während viele Fans erwartungsgemäß jubeln, sehen so manche Analysten keinen Grund zum frohlocken: Die Aussicht auf fallende Gewinnmargen hat am Mittwoch, wenige Stunden nach der Präsentation der neuen Apple-Smartphones iPhone5C und iPhone 5S einige Anleger dazu veranlasst, bei asiatischen Apple -Zulieferern auszusteigen. Die Aktien von Firmen wie Taiyo Yuden, Murata, Ibiden, Mitsumi, Japan Aviation Electronics, Minebea und Nidec verloren zwischen 1,6 und 3,8 Prozent.
Auslöser für die Verkäufe war die Vorstellung einer Billig-Version des iPhone. Damit will Apple vor allem in Schwellenländern Marktanteile gewinnen. Aus Sicht von Börsianern ist der Einstiegspreis von 99 Dollar inklusive eines Zweijahresvertrags aber immer noch zu hoch, um Konkurrenten wie Samsung oder Huawei Kunden abzujagen.
"Für die Zulieferer dreht sich angesichts der geringen Margen alles um die Stückzahlen", sagte ein Händler. Ein anderer Börsianer beurteilte die Verkaufsaussichten der Apple-Smartphones optimistischer. Er gehe nicht davon aus, dass Kunden statt zum Flaggschiff iPhone 5S zum billigeren iPhone 5C greifen. Vielmehr könne Apple mit letzterem ganz neue Käuferschichten erschließen.
Apple-Aktie bricht nach iPhone-Präsentation ein
Apple-Chef Tim Cook stellte am Dienstag die mit Spannung erwarteten neuen iPhone-Modell vor. Apple bricht dabei nicht nur mit seiner bisherigen Preisgestaltung, sondern auch mit der bisherigen Design-Tradition und bietet das Gerät in vielen verschiedenen Farben an - statt bislang nur in weiß und schwarz. Auch im hochpreisigen Segment stellte Apple mit dem 5S wie erwartet ein neues Modell vor, dass unter anderem Fingerabdrücke erkennt.
Insgesamt konnte Apple bei der Produktvorstellung in der Firmenzentrale in Cupertino aber nicht mit echten Überraschungen aufwarten. Die Aktie büßte deshalb mehr als zwei Prozent ein. Es sei einfach immer mehr von Nöten, um den Kunden zu erfreuen und aufzuregen, sagte Analyst Jonathan Kanterman. Viele Fans und Anleger hatten gehofft, dass der wertvollste Technologiekonzern der Welt wieder ein wenig von der alten Magie versprüht, für die der verstorbene Firmengründer Steve Jobs berühmt war. Daher hatten sich viele Börsianer im Vorfeld mit Apple-Aktien eingedeckt oder Optionen zum Kauf gesichert.
Neues iPhone enttäuscht viele Chinesen
Auch zu der erwarteten Kooperation mit dem chinesischen Mobilfunk-Marktführer China Mobile schwieg Apple zunächst. Möglicherweise sparte sich der Konzern diese Ankündigung für eine in Peking anberaumte Pressekonferenz am Mittwoch auf. Das Mobilfunk-Unternehmen hat in seinem Heimatmarkt mehr als 740 Millionen Kunden, an die Apple bislang wegen unterschiedlicher Technik-Standards nicht herankommt.
Allerdings enttäuscht das neue iPhone 5c offenbar viele Chinesen. Besonders der Preis des eigentlich als "Billigmodell" für den chinesischen Massenmarkt erwarteten Smartphones stößt potenzielle Kunden ab. In einer Umfrage des populären Onlineportals sina.com fanden 86 Prozent das bunte iPhone 5c mit 4488 Yuan (inklusive aller Steuern), umgerechnet 553 Euro, zu teuer. Während 37 Prozent eher das hochpreisige Spitzenmodell 5s für 5288 Yuan oder 651 Euro kaufen würden, kam das 5c nur auf schwache 3,9 Prozent. Eine Mehrheit von 58 Prozent würde keines der beiden iPhones kaufen. 180 000 Nutzer hatten sich bis Mittwochnachmittag (Ortszeit) an der Umfrage beteiligt.
Mit dem Einstiegsmodell 5C zielt Apple vor allem auf weniger wohlhabende Menschen in asiatischen Schwellenländern, wo Smartphone-Platzhirsch Samsung dem US-Konzern immer stärker zusetzt. Das Gerät kommt bereits Freitag in den Handel. Einige Branchenexperten hatten die Sorge geäußert, dass Apple mit günstigen Geräten und neuen Farben sein wertvolles Markenimage beschädigen könnte, das dem Konzern bislang extrem hohe Gewinnspannen ermöglicht hat. Dies ist allerdings angesichts des doch noch recht hohen Preises eher unwahrscheinlich. Trotzdem gibt es Befürchtungen, dass das günstigere Modell dem Premiumgerät 5S potenzielle Kunden klaut. In der Vergangenheit hatte Apple mehrmals betont, lieber sich selbst zu kannibalisieren als Rivalen wie Google die Möglichkeit zu geben, Apple-Jünger abzuwerben."
Das neue iPhone 5S und 5C
Erwartungen von Analysten setzen Apple unter Druck
Das neue Premium-Modell 5S kostet mit Vertrag mindestens 199 Dollar und wird am 20. September in den Farben grau, silber und gold angeboten. Es beinhaltet wie erwartet eine höhere Rechenleistung und ermöglicht die Entsperrung per Fingerabdruck. Zugleich enthält das Modell den separaten Chip M7, der Informationen über den Nutzer wie beispielsweise Bewegungsdaten speichert ohne dabei die Batterie groß zu belasten. Dies ist vor allem für Sportler hilfreich, die bisher hauptsächlich auf computerbasierte Armbänder wie das Fitbit zurückgreifen.
Den Markt will Samsung nun mit seiner Uhr "Galaxy Gear" neu aufrollen. Kurzzeitig war spekuliert worden, dass auch die Amerikaner ein solches Gerät auf den Markt bringen. Deswegen betont dann auch Telekom-Analyst Jan Dawson: "Apple muss in den kommenden Monaten beweisen, dass es andere Produktlinien hat, die langsam das nachlassende Wachstum und die geringeren Margen bei iPhone und iPad wettmachen." (rtr/dpa)