Essen. Google startet den Gegenangriff auf Microsoft. Die Suchmaschine hat ein eigenes Betriebssystem angekündigt. Was „Google Chrome OS” leisten wird und was Experten davon halten: die wichtigsten Fragen.
10 Tipps für Google
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Im Kampf der Internet-Erzrivalen geht es ans Eingemachte: Seit einem Monat attackiert Microsoft mit seiner Suchmaschine „Bing” ureigenste Google-Gefilde. Im Gegenzug möchte der Suchmaschinenprimus nun auf dem Terrain der Windows-Schmiede Marktanteile plündern – mit einem eigenen Betriebssystem.
In der zweiten Jahreshälfte 2010 sollen die ersten Netbooks (abgespeckte kleine Laptops) mit „Google Chrome OS” in den Handel kommen, teilte Google am Mittwoch mit. Der Internet-Blog „Techcrunch” kommentierte den Vorstoß sogleich mit schwerem Verbal-Geschütz: „Google wirft eine Atombombe aus Chrom auf Microsoft.”
Wodurch zeichnet sich „Chrome OS” aus?
Google preist sein vermeintliches Anti-Windows als schnelles und sicheres System, das auf die nötigsten Funktionen reduziert ist. Dahinter steckt der Gedanke: Der Netbook-Nutzer will einfach nur rasch ins Internet. Dies soll bei Chrome OS bereits wenige Sekunden nach dem Start möglich sein.
Damit wäre Google Chrome OS quasi das Gegenstück zum viel geprügelten Windows Vista. Das aktuelle Micorosoft-Betriebssystem gilt als überfrachtet und läuft daher auf vielen Netbooks nicht.
Wann kommen die ersten Netbooks mit dem „Anti-Windows” in den Handel?
In der zweiten Jahreshälfte 2010. Gerüchten zufolge soll das System später auch auf „normalen” Rechnern laufen. Vorerst aber will Google im Laufe des Jahres den Quellcode für das Betriebssystem offenlegen – und Microsoft piesacken: Denn im Herbst geht der Vista-Nachfolger Windows 7 an den Start.
Chrome OS hat einen offenen Quellcode – was bedeutet das?
Bei einem offenen Quellcode können freie Entwickler und Hardware-Unternehmen das System nach eigenem Gutdünken erweitern. Davon profitieren alle: Google spart Entwicklungszeit - und kosten, die Entwickler können sich das System für ihre Bedürfnisse „zurechtschneidern”, und der Otto-Normal-Nutzer bekommt im Optimalfall praktische Zusatzfunktionen.
Worauf läuft Chrome OS?
Das Betriebssystem basiert auf Linux und soll auf x86- und ARM-Plattformen laufen. ARM-Chips brauchen meist recht wenig Strom und liefern eine vergleichsweise geringe Leistung. Windows 7 unterstützt ARM-Chips nicht.
Kann Google rasch signifikant Marktanteile gewinnen?
Microsoft hat bei den Betriebssystemen 90 Prozent Marktanteil. Der Markt für Netbooks wächst, und darauf zielt Google ab. Dennoch warnt Nicolas von Stackelberg vor übertriebenen Erwartungen. Erst einmal müsse Chrome OS beweisen, dass es hält, was Google verspricht, sagt der Analyst von Sal. Oppenheim. Auch Googles Browser Chrome habe bislang wenig Erfolg gehabt.
Was kostet Chrome OS?
„Google gibt Chome OS kostenlos an die Netbook-Hersteller”, sagt Konzernsprecher Stefan Keuchel. Das nutzt beiden Seiten: Die PC-Hersteller können Lizenzgebühren einsparen, die sie für Windows-Betriebssysteme bezahlen müssten, und Google könnte leichter Fuß fassen.
Sinken nun die Preise für Microsofts Betriebssysteme?
Analysten warnen vor übertriebenen Hoffnungen: „Dafür braucht es nicht noch Google, das erledigt auch heute schon der Wettbewerb”, sagt Thomas Liskamm von der Dresdner Bank. Auch von Stackelberg glaubt nicht, dass Chrome OS zum Preisdrücken taugt: „Google zielt nur auf ein Segment ab”, sagt er im Hinblick auf die Netbooks, die im ersten Quartal auf rund 20 Prozent Marktanteil kamen.
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