Bad Honnef. Meine Frau, meine Kinder, unser Haus - Wohneigentum ist häufig für Paare oder Familien ein Thema. Doch auch viele Singles wollen in den eigenen vier Wänden wohnen. Bei der Finanzierung müssen sie andere Wege gehen. Eine wichtige Regel lautet: Singles müssen wesentlich mehr Eigenkapital einbringen.
Egal, ob neues Einfamilienhaus oder schicke Wohnung - geht es um Wohneigentum, sind meist mehrere Käufer im Spiel. "In der Regel handelt es sich bei Immobilienbesitzern ja um Paare oder Familien", erklärt Christoph Windscheif vom Bundesverband Deutscher Fertigbau in Bad Honnef bei Bonn. Doch inzwischen erfüllen sich auch viele Singles den Traum von den eigenen vier Wänden. Wer die Finanzierung alleine stemmt, muss sich allerdings von einigen gängigen Ratschlägen verabschieden.
Offizielle Statistiken, wie viele Alleinstehende in Deutschland Immobilien erwerben, gibt es zwar nicht. Dennoch hat Windscheif beobachtet: "Bauen ist nicht ausschließlich ein Thema für Familien." Zwar werden allein laut Erhebungen seines Verbandes rund 70 Prozent der Fertighäuser von Familien beziehungsweisen älteren Paaren gekauft. Etwa 20 Prozent der Käufer sind kinderlose Paare. Aber immerhin gut 10 Prozent der Käufer sind Singles - Tendenz steigend. "Das Bedürfnis nach Individualität wird offenbar immer größer."
"Alleinstehende haben in der Regel kein Backup"
Bei der Finanzierung ihrer Immobilie müssen Singles allerdings genauer rechnen als Paare - und zwar aus einem einfachen Grund: "Alleinstehende haben in der Regel kein Backup", sagt Hartmut Schwarz von der Verbraucherzentrale Bremen. Sie müssen die Raten für den Kredit auch in finanziell schwierigen Zeiten alleine bedienen können. "Paare können sich im Ernstfall unterstützen."
Eine wichtige Regel lautet daher: "Singles sollten wesentlich mehr Eigenkapital mitbringen", empfiehlt der Immobilienexperte. "Bei Paaren reichen meist 20 bis 30 Prozent der Kreditsumme aus", sagt Schwarz. "Singles sollten besser 40 bis 50 Prozent Eigenkapital mitbringen." Der Vorteil: Die Zinsbelastung für den Kredit sinkt.
Ein Beispiel: Ein Immobilienkredit über 100.000 Euro mit einer Laufzeit von 10 Jahren und einer Tilgung von 2 Prozent kostet laut der FMH-Finanzberatung aus Frankfurt am Main bei einer Beleihung von 80 Prozent im günstigsten Fall 2,37 Prozent Zinsen. Bei einer Beleihung von 50 Prozent sinkt der günstigste Zinssatz auf 2,17 Prozent (Stand: 11.03.14).
Reserven aufbauen ist besser
Die fehlende Rückendeckung ist Grund für einen weiteren Tipp: "Sie müssen als Alleinstehender darauf achten, dass Sie den Kredit auch in Notzeiten immer bedienen können", erklärt FMH-Inhaber Max Herbst. Während Paare jeden übrigen Euro in die Sondertilgung stecken sollten, ist es für Alleinstehende besser, Reserven aufzubauen. "Finanzmathematisch ist das zwar Blödsinn, für Singles aber wichtig."
Auch Verbraucherschützer Hartmut Schwarz sagt: "Legen Sie lieber Geld beiseite. Als Single brauchen Sie bei der Finanzierung mehr Luft." Andernfalls laufen Käufer oder Bauherren Gefahr, ihre Immobilie bei längerer Arbeitslosigkeit oder schwerer Krankheit verkaufen zu müssen. Deshalb sollte die Höhe des Kredits auch begrenzt sein: "Mehr als 30 Prozent des monatlich verfügbaren Nettoeinkommens sollte dafür nicht aufgebracht werden müssen."
Langfristig planen
Generell bauen Singles die Finanzierung für die eigenen vier Wände am besten langfristig auf. Denn das schützt vor überraschenden Ereignissen. "Wählen Sie lieber eine lange Zinsbindung von 15 Jahren oder mehr", sagt Max Herbst. Die koste zwar etwas mehr, habe aber den Vorteil, dass die Raten lange planbar bleiben. "Außerdem schützen Sie sich damit vor möglichen Zinssteigerungen in der Zukunft." Nach Ablauf von 10 Jahren sei es außerdem möglich, sich um eine Anschlussfinanzierung zu kümmern.
Es gibt allerdings auch Vorteile für Singles bei der Hausfinanzierung: "Sie müssen auf niemanden Rücksicht nehmen", sagt Verbraucherschützer Schwarz. "Sie können einen Fahrplan aufbauen, ohne zum Beispiel möglichen Familienzuwachs zu berücksichtigen." Und Max Herbst ergänzt: "Sie müssen auch nicht mit einer Scheidung oder Trennung rechnen." Denn oft gibt es in einem solchen Fall Streit: Wer bekommt die Immobilie? Soll sie möglicherweise verkauft werden? Oder muss die Finanzierung neu aufgestellt werden? "Dieses Risiko entfällt für alleinstehende Bauherren und Käufer", sagt Herbst. (dpa)