Schwelm. Ärgernis der Woche: Über teure Anrufe durch eine betrügerische Nummer beschwerte sich Leserin Renate Ester-Wach aus Schwerte bei ihrem Telefon-Anbieter Vodafone. Die Firma zeigte sich kooperativ und fand am Ende heraus, was die Kosten verursacht hat.

Die 75-jährige Renate Ester-Wach aus Schwelm kennt sich gut aus mit moderner Technik. E-Mails schickt sie von ihrem Tablet-Computer, zwei SIM-Karten für Handys hat sie in Betrieb. Im Gegensatz zu vielen älteren Leuten weiß die Witwe, wie elektronische Kommunikation funktioniert. Und doch tappte Ester-Wach in eine betrügerische Kostenfalle – so glaubte sie.

Auf den Rechnungen ihres Mobilfunk-Betreibers Vodafone tauchten 2013 und 2014 mehrmals Beträge für Telefonate auf, an sich die Rentnerin und ihr Lebensgefährte Helmut nicht erinnern konnten. Zum Beispiel für den 14. November vergangenen Jahres stellte die Telekom-Firma drei Gespräche für 9,78 Euro in Rechnung. Zwei Wochen später war es ein Anruf mit 1,67 Euro. Und für März 2014 sollte Ester-Wach 15,16 Euro zahlen.

Verärgert und kampfeslustig

Dazu war die Rentnerin nicht bereit. Verärgert und kampfeslustig beschwerte sie sich in einem Brief bei Vodafone über die vermeintlich betrügerischen Anrufe von der Nummer 0172-22225. Diese hatte Ester-Wach durch eigene Recherche inzwischen mit den fraglichen Rechnungsbeträgen in Verbindung gebracht. „Die Nummer ist mir nicht bekannt, ich habe diese auch niemals angerufen“, heißt es im Schreiben der Kundin. „Deshalb erwarte ich eine komplette Erstattung der Kosten.“ Ester-Wach war so erbost, dass sie Anzeige bei der Polizei in Ennepetal erstattete und sich überlegte, dem Anbieter Vodafone nach mehr als 16 Jahren Adieu zu sagen.

Hilfe gegen Kostenfallen

Tappen Verbraucher in Kostenfallen von Telekomfirmen, können sie sich hilfesuchend an die Bundesnetzagentur in Bonn wenden. Die Aufsichtsbehörde betreibt unter anderem eine Kontaktstelle für den Missbrauch von Rufnummern.

Dort finden sich auch Warnungen vor aktuellen Betrugsmodellen, Hinweise auf mögliche Gegenmaßnahmen und Listen mit betrügerischen Nummern.

Kontaktstelle:

Bundesnetzagentur, Nördeltstr. 5, 59872 Meschede

Tel.: 0291 9955-206

E-Mail: rufnummernmissbrauch@bnetza.de

Vodafone ging der Sache nach. Gegenüber der Kundin und dieser Zeitung stellte Vodafone-Sprecher Volker Petendorf in Düsseldorf den Sachverhalt daraufhin so dar: Die fragliche Nummer sei ein offizielles Angebot von Vodafone, bei dem ab einem bestimmten Punkt ein Minutenpreis von 1,99 Euro berechnet werde. Telefon-Kunden könnten sich dann „lustige Ansagen für ihre Mailbox“ herunterladen. Diese Nummer könne aber nur durch eigene Anrufe aktiviert werden, so Petendorf.

Eigenständig würden Kunden von dieser Verbindung aus nicht kontaktiert. Die Lösung des mysteriösen Falles bestehe also vermutlich darin, dass Ester-Wach oder ihr Lebensgefährte die Anrufe unbeabsichtigt und unbemerkt ausgelöst hätten, erklärte Petendorf. Einen Fachbegriff gibt es für solche Missgeschicke ebenfalls: Hosentaschenanrufe.

Kundin akzeptiert Erklärung

Zufrieden war die Kundin mit dieser Erläuterung anfangs allerdings nicht. Hatte sie sich doch im Internet umgetan und „mehr als ein Dutzend Eintragungen von Kunden im letzten Jahr“ gefunden, „die alle einer Abbuchung durch Betrug mit teilweise sehr viel höheren Summen zum Opfer gefallen waren“.

So rekonstruierten die Vodafone-Mitarbeiter die fraglichen Telefonate ganz genau – bis Ester-Wach die Erläuterung der Firma schließlich akzeptierte. „Mein Mann trägt das Handy am Gürtel in einer Ledertasche. Durch bestimmte Bewegungen verursacht, hat das Telefon wohl unbemerkt die kostenpflichtige Nummer ausgelöst“, sagt sie nun. Obwohl es ihr nach wie vor merkwürdig vorkommt, dass ein Mobiltelefon selbstständig eine Nummer wählt, die die Kunden nicht selbst eingegeben haben.

Vodafone erstattet den Betrag am Ende

Um diesen ärgerlichen und teuren Fehler zu vermeiden, gibt es freilich eine einfache Möglichkeit. Mit Hilfe des jeweiligen Telekom-Anbieters kann man bestimmte Nummern sperren lassen. Anrufe dorthin werden dann nicht geschaltet. Über diese und andere Varianten von partiellen Sperrungen sollten sich die Verbraucher unbedingt bei den Service-Hotlines ihrer Netzbetreiber erkundigen.

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Im Nachhinein ist Ester-Wach nun beruhigt: „Vodafone hat sich intensiv um Aufklärung bemüht“, sagt sie, „die Firma war sehr kooperativ.“ Nicht nur das: Weil die Mitarbeiter Renate Ester-Wach und ihrem Lebensgefährten glaubten, dass diese die Nummer nicht absichtlich gewählt hätten, war Vodafone zu einer Kulanzregelung bereit. Die entstandenen Kosten von rund 25 Euro erließ das Unternehmen den langjährigen Kunden. „Damit ist der Schaden behoben“, so Ester-Wach.

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