Berlin/Hannover. Mit LTE surfen immer mehr Smartphone-Nutzer noch schneller im Internet. Denn der Mobilfunkstandard der vierten Generation ist inzwischen nicht mehr nur bei teuren Oberklassegeräten an Bord. Aber ist LTE vielleicht zu schnell für Mittelklasse-Hardware?
Wer mit LTE-Speed surfen möchte, muss längst nicht mehr zu den teuren Smartphone-Spitzenmodellen greifen. Auch viele Geräte im mittleren Preissegment unterstützen inzwischen den aktuellsten Mobilfunkstandard. «Die Preise für entsprechende Geräte fangen bereits bei weniger als 250 Euro ohne Vertragsbindung an», sagt Johannes Weicksel vom IT-Verband Bitkom. So bieten die Hersteller zum Beispiel etwas abgespeckte Versionen ihrer Flagschiffe zu einem geringeren Preis an - ein LTE-Modem ist trotzdem an Bord.
Einige Abstriche bei der Geschwindigkeit müssen Nutzer eines günstigeren Smartphones dennoch machen. Denn in der Regel sind die Geräte mit einem etwas schwächeren Prozessor ausgestattet als die Oberklasse-Boliden. «Bei hohen Datenraten kommt dann bei den Apps etwas weniger von der Datenrate an, die das Netz bereitstellt», erklärt Ernesto Zimmermann von der Firma RadioOpt, die sich mit der Messung der Qualität von Mobilfunknetzen beschäftigt.
Kaum Unterschiede zwischen Preisklassen
Doch sind die Mittelklassegeräte überhaupt schnell genug, um von der schnelleren Verbindung zu profitieren? «Definitiv ja», sagt Zimmermann. Beim Surfen mit einem Browser werde man von den schwächeren Prozessoren kaum etwas merken. Im Gegenteil: «Man wird mit LTE erheblich schneller unterwegs sein», erklärt er. Lediglich wenn es um große Datenmengen geht, etwa beim Streamen von Videos, könne es zu geringen Einbußen kommen. Der Unterschied liege im Bereich von 10 bis 20 Prozent.
Auch interessant
Bei der Datenübertragung per LTE konnte Michael Wolf von der Stiftung Warentest bislang in Tests keine besonderen Unterschiede zwischen teureren und günstigeren Geräten feststellen. «Die Preisunterschiede zwischen Spitzen- und Mitteklassehandys finden sich eher in anderen Ausstattungskriterien wie der Displaygröße oder dem Prozessor wieder», sagt Wolf. Auch die Größe des Abeitsspeichers (RAM), des Massenspeichers oder des Akkus können sich unterscheiden.
Nutzer sollten in jedem Fall bedenken, dass zu LTE neben dem Smartphone auch der passende Tarif gehört. Und LTE-Datenpakete kosten in aller Regel mehr als UMTS-Datenpakete.
Geschwindigkeitsvorteil beachtlich
Grundsätzlich ist der Geschwindigkeitsvorteil gegenüber Geräten ohne LTE im Idealfall beachtlich. «Die Geschwindigkeit, mit der Daten aus dem Internet empfangen werden können, kann bei LTE theoretisch zehnmal höher sein als bei UMTS», sagt Johannes Weicksel. Der LTE-Standard sei zudem auf eine kontinuierliche Weiterentwicklung ausgelegt - was sich auch am Namen LTE (Long Term Evolution) ablesen lässt. Grob übersetzt bedeutet das Langzeitentwicklung. «Damit sind auch in Zukunft weiter steigende Verbindungsgeschwindigkeiten möglich», so Weicksel.
In der Praxis surft der Nutzer derzeit allerdings nur selten zehnmal so schnell wie in einem guten UMTS-Netz. «Wenn man die durchschnittlichen Download-Datenraten in der Praxis betrachtet, ist man mit LTE etwa zwei- bis dreimal so schnell unterwegs», sagt Ernesto Zimmermann. Die Gründe dafür sind vielfältig. Zum einen sind die Werte abhängig vom Ausbaustatus der Netze - und teilweise sogar vom Wetter. Auch die Sendestärke der Funkzelle und deren Auslastung beeinflussen den Daten-Speed. Surfen zum Beispiel viele Nutzer in einer Funkzelle mit LTE, sinkt wie auch bei UMTS die Down- und Upload-Geschwindigkeit für jeden einzelnen.
Beim Kauf eines LTE-Handys müssen gerade Reiselustige auf ein Detail achten. «Smartphone-Nutzer, die ihr Gerät auch auf Fernreisen einsetzen wollen, sollten auf die unterstützten Frequenzbänder achten», rät Smartphone-Experte Weicksel. In Deutschland werden für LTE die Frequenzen 800, 1800 und 2600 Megahertz (MHz) genutzt. In den USA wird beispielsweise aber auch das Frequenzband um 700 MHz verwendet. Das ist aber noch nicht alles: «Moderne Smartphones unterstützen mittlerweile bis zu acht verschiedene LTE-Frequenzen», erklärt Weicksel. Auf der Seite der weltweiten Mobilfunk-Industrievereinigung GSMA findet sich unter http://maps.mobileworldlive.com eine globale Netzdatenbank. (dpa)