Gelsenkirchen. Bianca Frantzki erhielt von ihrem Mobilfunkanbieter Vodafone eine Monats-Abrechnung von rund 1700 Euro. Dabei telefoniert die arbeitssuchende Gelsenkirchenerin über eine sogenannte Superflat. Bei genauerer Recherche kommt ein pikantes Detail zu Tage: Alle Flatrates haben eine Begrenzung.
Der Schock kommt mit der elektronischen Post. Als Bianca Frantzki die E-Mail ihres Mobilfunkanbieters Vodafone öffnet, starrt sie ungläubig auf die Zeilen: Rund 1700 Euro soll die Gelsenkirchenerin für Handy-Verbindungen ins D1-Netz nachzahlen. „Aber ich hab’ doch extra dafür eine Flatrate“, schießt es ihr entsetzt durch den Kopf, „da muss ein Riesen-Irrtum vorliegen.“
Einen Pauschaltarif hat Bianca Frantzki zwar gebucht, ja, doch auch die vermeintlich zeitlich unbegrenzte Rede-Option kennt Grenzen. Dass muss die ahnungslose Mobilfunk-Kundin, die erst jüngst wegen Krankheit ihre Arbeit verloren hat, auf Nachfrage feststellen. Als ihr Bruder Gordon dieser Tage bei Vodafone in Gelsenkirchen-Buer der Sache nachgeht, erhält er die Auskunft: „Alle Flatrates haben eine Begrenzung“. Wo aber genau der Passus in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen steht, das konnte, so Frantzki, dort niemand ad hoc sagen. Auch kann seine Schwester Bianca sich nicht erinnern, dass sie bei Vertragsabschluss über ein Limit informiert worden wäre: „Von einer Einschränkung der Flatrate hat mir niemand etwas gesagt“, seufzt die Gelsenkirchenerin. Denn der stattliche Rechnungsbetrag sprengt ihre finanziellen Möglichkeiten.
Vodafone klärt auf, zeigt sich kulant
Bianca Frantzki hat tatsächlich im Sommer 2012 einen so genannten Superflat Internet Spezial-Tarif bei Vodafone für 34,95 Euro monatlich gebucht. Der beinhaltet zwei Stunden Redezeit ins Festnetz, 3000 Kurzmitteilungen (SMS), eine Flatrate ins Vodafone-Netz sowie eine weitere in ein mobiles Netz freier Wahl – Letzteres hatte Bianca Frantzki mit D1 jedoch erst im März 2013 in Anspruch genommen, weil sie sich „nicht hatte entscheiden können“. Erst als sich ihre gesundheitliche Situation verschlechtert und das Handy immer mehr die Verbindung zur Außenwelt wird, trifft sie ihre Wahl.
Vodafone zeigt sich auf Nachfrage der WAZ offen für eine „einvernehmliche Lösung“. Pressesprecher Volker Petendorf klärt den Sachverhalt auf: „Um Missbrauch zu unterbinden, geschäftlich etwa, sind bei Flatrates Sperren eingebaut.“ Die Grenze liegt bei 250 Stunden im Monat für das D1-Netz. In der Regel erreicht diese Redezeit kein privater Kunde. Aufgrund der besonderen Umstände kam Bianca Frantzki aber weit drüber. Daher dann auch die Rechnungsmitteilung. Die ist aber laut Vodafone nicht mehr von Belang. „Wir einigen uns mit Frau Frantzki gütlich – versprochen“, sagt Volker Petendorf. Bianca Frantzki ist erleichtert: „Gott sei Dank, die offenen 1700 Euro hätten den finanziellen Kollaps bedeutet.“
Kommentar: Aufklären und bei Bedarf helfen
Mahnungen oder gar Pfändungen vor Augen, hat sich die Mobilfunkkundin an die WAZ gewandt. Wir konnten Licht ins Dunkel bringen und haben selbst dazu gelernt – auch wir in der Redaktion sind zunächst davon ausgegangen, dass eine Handy-Flatrate der Redezeit keinen Riegel vorschiebt. Weit gefehlt, und daher auch eine nicht unerhebliche Information für abertausende Verbraucher. Es ist unser ureigenster Auftrag, aufzuklären, zu recherchieren – und gegebenenfalls auch zu helfen. Die WAZ versteht sich schließlich als Zeitung für Bürger.