Essen/Gelsenkirchen. . Kai Litzenberg aus Gelsenkirchen wollte seinen Telefonanbieter wechseln und musste monatelang auf seinen Festnetzanschluss verzichten - kein Einzelfall. Die Firma Vodafone hat inzwischen einen Fehler eingeräumt.

Eine solche Odyssee haben schon viele Besitzer eines Telefonanschlusses erlebt. Man will zu einem neuen Anbieter wechseln, aber der Übergang funktioniert einfach nicht. So musste Leser Kai Litzenberg in Gelsenkirchen monatelang auf seinen Festnetzanschluss verzichten. Die Firma Vodafone, zu der Litzenberg wechseln wollte, hat gegenüber der Redaktion jetzt „einen klaren Fehler“ eingeräumt.

Der 28-jährige Maschinenbautechniker Litzenberg wollte Ende April dieses Jahres mit seinem DSL-Festnetzanschluss vom Telefonanbieter Congstar zu Vodafone umziehen. Anfangs machte alles einen guten Eindruck. Congstar bestätigte die Kündigung des Vertrages und schaltete die Leitung ab. Vodafone erklärte, den Anschluss samt Nummer zu übernehmen.

Festnetz und Internet blieben tot

Dann aber gab es Schwierigkeiten. Litzenbergs Festnetz und Internetzugang blieben tot. Der gebeutelte Kunde rief nach eigenen Angaben wiederholt die Telefon-Hotline von Vodafone an. Angeblich war es ihm nicht möglich, jemanden zu erreichen. Die Mitarbeiter im Vodafone-Shop, den Litzenberg mehrmals aufsuchte, versuchten ihm zu helfen, sie recherchierten im eigenen Unternehmen. Alle paar Wochen erhielt er eine neue technische Erklärung, warum der Anbieterwechsel in seinem Fall besonders schwierig sei. Hinzu kam, dass der mobile Telefon- und Internetanschluss mittels USB-Stick, den Vodafone dem Kunden übergangsweise zur Verfügung gestellt hatte, nach Litzenbergs Angaben schließlich den Geist aufgab.

Als das Elend kein Ende zu nehmen schien, kündigte der verhinderte Kunde im Oktober seinen Vertrag auch bei Vodafone. Immerhin das funktionierte. Nun wechselt er zur Telekom, was ihn, wie er sagt, deutlich mehr koste, als das begehrte, aber unerreichbare Vodafone-Paket.

Vodafone räumt Fehler an

Auf Anfrage der Redaktion hat Vodafone-Sprecher Volker Petendorf jetzt eingeräumt: „Der Fehler lag klar bei uns. Wir entschuldigen uns ausdrücklich.“ Seine Erklärung: Weil die meisten Hausanschlüsse in Deutschland der Telekom AG – vormals Post – gehören, müssen die anderen Anbieter dort beantragen, dass die jeweilige Leitung umgeschaltet wird. In Litzenbergs Fall habe die Telekom das zunächst abgelehnt. Die entsprechende Mailnachricht sei bei Vodafone jedoch untergegangen und nicht bearbeitet worden.

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Damit nahm das Unheil seinen Lauf. Petendorf fügte hinzu, dass Litzenbergs mobiler Telefon- und Internetanschluss aus Sicht des Unternehmens aber funktioniert habe. Der Kunde sei also von der Telekommunikation bei Vodafone nicht abgeschnitten gewesen. Fälle wie dieser seien im Übrigen sehr selten. „Normalerweise läuft die Übernahme von Festnetzanschlüssen reibungslos“, so der Sprecher.

Neuregelung ist in Kraft

Manche Telefonkunden, Verbraucherschützer und Politiker haben da einen anderen Eindruck. Deswegen hat der Bundestag zum Mai 2012 das Telekommunikationsgesetz geändert. Der alte Anbieter darf den Anschluss demnach erst unterbrechen, wenn die neue Firma die Leitung innerhalb eines Tages wieder freischalten kann. Das soll verhindern, dass Kunden tage-, wochen- oder monatelang nicht erreichbar sind.

Verstreicht diese Frist, können sich die Kunden an die Bundesnetzagentur in Bonn als Aufsichtsbehörde wenden (siehe Kasten). Diese setzt sich mit den Firmen in Verbindung – mit dem Ziel, dass der neue Anschluss innerhalb von drei Tagen funktioniert. Klappt das aus technischen oder sonst plausiblen Gründen trotzdem nicht, muss der alte Anbieter den Anschluss wieder herstellen, damit die Kunden telefonieren und im Internet recherchieren können. Diese Neuregelung ist ab 1. Dezember in Kraft. Damit sind telefonlose Leidensphasen wie die, die Kai Litzenberg dieses Jahr durchlebte, eigentlich ausgeschlossen.