Mülheim. In der „Körperwelten“-Ausstellung „Herzenssache“ in Mülheim sollen die Plastinate menschlicher Körper für ein gesünderes Leben werben.
Gut 20 Jahre ist es her, dass die berühmt-berüchtigten „Körperwelten“ zum ersten Mal in die Region kamen: Von August 2000 bis Januar 2001 stellte „Plastinator“ Gunther von Hagens im Oberhausener Gartendom die von ihm präparierten Körper Verstorbener aus. Dem denkmalgeschützten Gartendom – einst die gigantische Kohlenmischhalle der Zeche Osterfeld – war seitdem kein glückliches Schicksal beschieden, er gammelt leerstehend vor sich hin. Die Körperwelten dagegen, zwar stets als „umstritten“ apostrophiert, zogen von Stadt zu Stadt, von Land zu Land – und dabei bis heute rund 50 Millionen Besucher an.
Neben den „Körperwelten“ befindet sich die „Terrakotta-Armee“
Nun kommen kommen bald wieder einige dazu, denn – reißerisch gesprochen: Die Toten kehren zurück. Ab dem 26.3. ist im Mülheimer Technikum, gar nicht so weit vom glücklosen Gartendom der Nachbarstadt, die Ausstellung „Körperwelten – Eine Herzenssache“ zu sehen. Und das im Übrigen Tür an Tür mit einer populären Wanderschau, die in den vergangenen Dekaden ebenfalls schon reichlich Besucher anlockte: Die berühmte „Terrakotta-Armee“ des ersten chinesischen Kaisers marschiert fast zeitgleich ins Technikum ein und ist sogar schon einen Tag vorher zu bestaunen.
Die tönernen Soldaten aus dem Reich der Mitte sind freilich Kopien der Originale, während nebenan bei den Körperwelten alles echt ist. Und genau das sorgte einst für Diskussionen, als der Anatom Gunther von Hagens – Erfinder der Konservierung menschlicher wie tierischer Körper mittels Plastination – begann, seine „Körperwelten“ der Öffentlichkeit zu präsentieren.
Auch wenn niemand das wissenschaftliche Erkenntnisinteresse des Anatomen ernsthaft anzweifelte, blieb doch stets die Frage: Muss Anatomie denn unbedingt an echten Menschenkörpern demonstriert werden? „Die Quelle der Wahrheit liegt im Original“, antwortete von Hagens darauf, und dass der Mensch das Bedürfnis nach Echtheit habe.
Zumindest Letzteres belegen die Besucherzahlen. Und nach nunmehr 26 Jahren mit Körperwelten-Ausstellungen rund um den Globus – sogar im James-Bond-Streifen „Casino Royale“ von 2006 waren die Plastinate zu sehen – hat sich die Öffentlichkeit weitgehend an den Gedanken gewöhnt, tote menschliche Körper als Anschauungsobjekt zu nutzen.
Der Motor des Lebens
Faszinierend ist das allemal, daran wird wohl niemand zweifeln. Aufklärend soll es aber auch sein, wenn es nach von Hagens und seiner Frau und Ausstellungskuratorin Dr. Angelina Whalley geht. In Mülheim geht’s um das Herz mit seinem weit verzweigten Gefäßsystem. Unser „Motor des Lebens“ zeigt im Laufe desselben aber allerlei Verschleißerscheinungen, und Krankheiten des Blutkreislaufsystems sind heute die häufigste Todesursache. „Sie sind jedoch vermeidbar“, so die Ärztin Dr. Angelina Whalley. „Auf unser Herz, dieses lebenswichtige Organ, achten wir oft erst, wenn es erkrankt oder unter großer Belastung leidet. Ich wünsche mir, dass die Ausstellung Besucher anregt, herzbewusster und herzgesünder zu leben.“
Rund 180 Exponate gibt es in der Mülheimer Ausstellung zu sehen, darunter zahlreiche Ganzkörperexponate sowie Teilplastinate, transparente Körperscheiben und einzelne Organe. Nicht zuletzt das Herz kann hier bestaunt werden – in gesundem wie in erkranktem Zustand.
Beginnend vom Skelett des Menschen über das Zusammenwirken der Muskulatur bis hin zur Entwicklung des Embryos im Mutterleib erhält der Besucher aber auch ein detailliertes Bild über den gesamten Aufbau seines Innenlebens.
Eines bleibt den Besuchern allerdings verborgen – wer jene Menschen waren, die da nach ihrem Ableben ihr Innerstes präsentieren. Denn heute wie schon zu Beginn seines Wirkens als Plastinator lautet Gunther von Hagens Motto: „Biologie statt Biografie“.
Die Infos zur Ausstellung:
Körperwelten – Eine Herzenssache: 26.3.-22.8., Technikum, Ulmenallee 14-16, Mülheim. Geöffnet: Di-Fr: 9-18 Uhr, Sa/So: 10-18 Uhr, auch Oster- und Pfingstmontag geöffnet.
Karten (jew. für ein bestimmtes Zeitfenster) gibt’s ab 19 €. Auf www.reservix.de erhalten unsere Leser einen Rabatt von 40 Prozent auf Familien- und Erwachsenenkarten für einen Ausstellungsbesuch bis 30. April. Dafür vor der Ticketwahl den Aktionscode „FUNKE“ eingeben.