Ruhrgebiet. Droht wieder ein Sommer ohne Open-Air-Konzerte? Nach der Absage von Rock am Ring stehen auch an Rhein und Ruhr Festivals auf der Kippe.

Die Ankündigung von Ticket-Dienstleister Eventim, gleich sieben große Musikfestivals in diesem Sommer zu streichen, trifft die Musikbranche hart: Gestrichen wurden unter anderem Rock am Ring und Rock im Park, auch das Hurricane-Festival ist wegen der Corona-Pandemie erneut abgesagt worden. Wie ist der Planungsstand für die größeren Festivals an Rhein und Ruhr? Wir geben einen Überblick, den wir laufend aktualisieren:

Bochum Total

Seit 30 Jahren gehört das Festival in der Bochumer Innenstadt mit mehr als 500.000 Besuchern zu den größten Festivals in der Region. Im vergangenen Jahr haben die Veranstalter eines der größten Umsonst-und-Draußen-Festivals Europas auf die Zeit vom 8. bis 11. Juli verschoben. Eine Antwort zum aktuellen Planungsstand steht noch aus.

Dong Openair, Neukirchen-Vluyn

Im vergangenen Jahr musste ausgerechnet der 20. Geburtstag des Metal- und Heavy-Metal-Festivals verschoben werden. Aktuell ist die große Gitarren-Party vom 8. bis zum 10. Juli in Neukirchen-Vluyn geplant. Eine Antwort zum aktuellen Planungsstand steht noch aus.

Essen Original

Nach der Absage im vergangenen Jahr hat die stadteigene Essen Marketing GmbH (EMG) als Veranstalterin das Festival in der Essener Innenstadt auf Anfang September verschoben: Vom 3. bis 5. September ist die nächste Auflage geplant. Auf Anfrage bei der EMG heißt es: "Die Planungen für Essen Original laufen intern mit angezogener Handbremse weiter. Die Pandemie entwickelt sich sehr dynamisch und erschwert Veranstaltungsplanungen enorm." Ob Essen Original stattfinde, könne derzeit noch nicht gesagt werden: "Das Stadtfest lebt vom Charakter der Begegnung. Zum jetzigen Zeitpunkt ist schwer vorstellbar, dass sich tausende Menschen gemeinsam vor einer Bühne tummeln."

Haldern Pop Festival, Haldern am Niederrhein

Die 38. Auflage des Haldern-Pop-Festivals soll vom 12. bis 14. August laufen. Das kleine aber feine Festival am Niederrhein ist auf 7000 Besucher begrenzt und bot bereits Künstlern wie Mumford & Sons, Mando Diao und Patti Smith eine Bühne. Im vergangenen Jahr wurde das Haldern Pop kurzerhand ins Netz verlagert.

Für dieses Jahr wurden bislang noch keine Tickets in den Vorverkauf gegeben, "wir wollen keine falsche Hoffnung machen", sagt der künstlerische Leiter Stefan Reichmann. Derzeit sei man im Gespräch mit vielen Künstlern. Inwieweit das Haldern Pop als Live-, Hybrid- oder reine Digitalveranstaltung laufen kann, wollen die Organisatoren vom Pandemiegeschehen abhängig machen. "Wir wollen lebendig bleiben mit all den Möglichkeiten die gegeben sind", sagt Reichmann.

Juicy Beats, Dortmund

Auch das Juicy Beats musste im vergangenen Jahr seinen Geburtstag absagen: Erstmals 1996 mit 2000 Gästen im Westfalenpark gefeiert, verzeichnete das Festival zuletzt immer neue Besucherrekorde: 2018 und 2019 war das Juicy Beats mit rund 52.000 Fans jeweils ausverkauft. Für die vom 24. bis 25. Juli geplante 25. Auflage in diesem Jahr haben bereits Musiker wie Kontra K und Alligatoah zugesagt. Eine Antwort zum aktuellen Planungsstand steht noch aus.

Klavierfestival Ruhr, verschiedene Spielorte im Ruhrgebiet

Wie bereits im vergangenen Jahr profitiert das Klavierfestival Ruhr auch 2021 von vielen dezentralen Spielorten: Unter Corona-Bedingungen konnten so beim vergangenen Klavierfestival immerhin 53 Konzert gespielt werden. Entsprechend zuversichtlich ist die künstlerische Direktorin Birgit Glasow-Carl: "Wir werden nicht absagen und sind zuversichtlich, dass wir auch in diesem Jahr Konzerte anbieten können." Derzeit wolle man schauen, wie die Werte ab Ende März aussehen.

Olé-Partys

Die Open-Air-Partyreihe für Schlagerfans bangt um gleich neun Olé-Partys, unter anderem auf Schalke, in Oberhausen und Dortmund. Derzeit sei man in Verhandlungen mit den Städten. Am 23. März wollen sich die Macher der Reihe äußern, wie es in diesem Sommer weitergehen kann.

Olgas Rock, Oberhausen

Auch das Olgas Rock musste seinen 20. Geburtstag im vergangenen Jahr verschieben: Im Jahr 2000 wurde das Rock- und Punk-Festival ins Leben gerufen, Veranstalter sind die Stadt Oberhausen und der Verein zur Förderung der Rockmusik "Rocko". Zeitweise kamen mehr als 20.000 Besucher in den Olga-Park in Oberhausen-Osterfeld. Ob die Veranstalter an der bisherigen Planung festhalten und der Geburtstag am 13. und 14. August nachgeholt wird, ist noch nicht klar; eine Antwort steht noch aus.

Parookaville, Weeze

Auch interessant

Mit rund 210.000 Besuchern an drei Tagen gehört das Festival für elektronische Musik zu den größten in Europa. Nach einer digitalen Auflage 2020 und lediglich einem Mini-Parookaville soll das Festival in diesem Jahr vom 16. bis 18. Juli wieder am Flughafen über die Bühne gehen. Die Veranstalter halten die Umsetzung an diesem Datum aber für „zunehmend unwahrscheinlich“, wie es in einem am Donnerstag veröffentlichten Statement heißt.

Trotzdem will das Team um Mitgründer Bernd Dicks die Hoffnung noch nicht ganz aufgeben: So gibt es für Parookaville im Jahr 2021 auf dem Gelände neben dem Airport Weeze noch keine komplette Absage. Stattdessen wird eine Verschiebung auf ein Wochenende im September geprüft.

Pfingst Openair, Essen

Das traditionsreiche Musikfestival „Pfingst Open Air“ im Essener Stadtteil Werden fällt zum zweiten Mal wegen Corona aus. Stattdessen soll es eine Ersatz-Kulturveranstaltung geben, die den dann gültigen Corona-Regeln entspricht. Wann diese Veranstaltung stattfinden kann, ist noch offen.

Rock Hard Festival

Ursprünglich geplant vom 21. bis 23. Mai, ist aktuell noch unklar, ob das Metal-Festival im Gelsenkirchener Amphitheater am Rhein-Herne-Kanal laufen kann. Die Veranstalter wollen dazu am 26. März ein Statement veröffentlichen.

Ruhr in Love, Oberhausen

Bislang halten die Veranstalter noch an ihrer ursprünglichen Planung für das Elektro- und Techno-Festival am 3. Juli fest: "Aufgrund des Festivalkonzepts sind wir mit Ruhr in Love deutlich flexibler was Kapazität, Hygienemaßnahmen etc. angeht", heißt es auf Anfrage bei den Veranstaltern. Auch eine kurzfristige Verschiebung in den September sei denkbar: "Daher steht kurzfristig eine Absage von Ruhr-in-Love nicht im Raum und wir warten noch die weiteren Entwicklungen ab", bekräftigen die Verantwortlichen. Zur letzten Auflage 2019 waren 36.000 Fans in den Olga-Park gekommen.

Ruhrpott Rodeo Bottrop:

Auch interessant

Das im letzten Sommer verschobene Punkfestival „Ruhrpott Rodeo“ findet am ersten Juliwochenende am Flugplatz Schwarze Heide bestenfalls mit vier Topacts aus den USA statt. Im schlimmsten Fall wird es komplett auf 2022 verschoben. Außerdem plant Veranstalter Alex Schwers als Zwischenlösung ein verkleinertes Festival. Und obwohl niemand weiß, welche der drei Varianten stattfinden wird, hält das Stammpublikum dem Rodeo die Treue: „Jeden Tag kaufen Leute bei uns Karten“, sagt Schwers.

Smag Sundance Festival Essen

Aktuell denken auch die Veranstalter des Smag-Sundance-Festivals am Essener Baldeneysee noch nicht über eine Absage nach. Das Festival ist aktuell noch für den 10. Juli geplant. Als Ein-Tages-Festival sei man deutlich flexibler, auch eine kleinere Variante sei denkbar, so Sprecher Alex Jäger: "Wir hoffen sehr, dass wir dieses Jahr etwas am Baldeneysee anbieten können, haben es aber leider nicht in der eigenen Hand."

Traumzeitfestival Duisburg

Auch interessant

Das 23. Traumzeitfestival soll vom 18. bis 20. Juni 2021 im Landschaftspark Duisburg Nord über die Bühne gehen. Nach der Corona-bedingten Absage im Vorjahr stehen erneut die Giant Rooks als Headliner in den Startlöchern, auch Thees Uhlmann und Band sowie die Leoniden konnten wieder verpflichtet werden.

Große Hoffnung setzten die Veranstalter auf Ticketfirmen wie Reservix, die vor Ort Testkapazitäten aufbauen und Schnelltests durchführen wollen. Bei 5000 bis 6000 Besuchern sei das einfacher vorstellbar als bei großen Festivals mit zigtausenden Fans, sagt der Traumzeit-Macher.

Zeltfestival Ruhr, Bochum

Die Macher des Zeltfestivals Ruhr warten zurzeit noch ab - schließlich ist das 17-tägige Festival erst relativ spät geplant: Vom 20. August bis 5. September soll es am Kemnader See über die Bühne gehen: "Wir können aber leider nicht ausschließen, dass die Verzögerungen bei der Impfung und die weiter grassierende Pandemie auch den Aufbau der weißen Stadt am See noch gefährden", heißt es auf Anfrage bei den Veranstaltern. Man erhoffe sich klare Signale von der nächsten Bund-Länder-Runde Ende März. "Wir danken unseren loyalen Fans und den solidarischen Künstlern für Ihre Geduld - wir wissen das sehr zu schätzen", schreiben die Macher des Zeltfestivals.