München. Hollywoodstar Bruce Willis spielt in Teil 2 der Action-Komödie „R.E.D. “ einmal mehr einen Ex-Agenten. Der Film läuft am Donnerstag im Kino an. Im Interview spricht der 58-Jährige über das Überleben in Hollywood, die Bedeutung von Geld und seine Vorliebe für starke Frauen.

Im Kino gelingt Bruce Willis der Balanceakt zwischen Action-Star und Charakterdarsteller schwindelerregend gut. Im richtigen Leben sorgt er mit seinen öffentlichen Auftritten öfter für Irritationen: Er wirkt abweisend, aggressiv, exzentrisch, selbstverliebt. Auch bei unserem Treffen in einem Münchner Hotel zieht er erst mal richtig vom Leder: „Ich finde es zum Kotzen, Interviews zu geben. Ich mache das auch nur, weil ich vertraglich dazu verpflichtet bin. Über Filme zu reden ist wie Architektur zu tanzen. Wenn ich meinen Film erklären muss, habe ich meinen Job als Schauspieler nicht gut gemacht.“ Wir haben trotzdem noch etwas aus ihm herausbekommen.

Ihre Filmpartnerin in den beiden „R.E.D“-Filmen, Helen Mirren, beschreibt Sie als „Habicht“ und „furchtlosen Anführer“. Gefällt Ihnen das?

Bruce Willis: Helen Mirren ist eine fantastische Schauspielerin und eine sehr kluge Lady.

Sie sind seit gut 30 Jahren sehr erfolgreich im Filmbusiness. Macht Sie das stolz?

Willis: Stolz bin ich auf meine vier Töchter. Es in Hollywood überhaupt geschafft zu haben und nach all den Jahren immer noch mitspielen zu können – dazu gehört sehr viel Glück. Vor allem Glück.

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Deshalb bin ich mir auch sehr bewusst, was für ein privilegiertes Leben ich habe. Sean Connery hat mir mal gesagt, dass ihm die wirklich guten Rollen erst Mitte 50 angeboten wurden. Ich vertraue darauf, dass es mir genauso passiert.

Um ein Weltstar zu werden gehört doch sicher mehr dazu als nur Glück, oder?

Willis: Sagen Sie es mir.

Gutes Aussehen, Talent und die Fähigkeit sich durchzusetzen, zum Beispiel.

Willis: Das schadet sicher nicht.

Werden Sie auch mal richtig wütend? Wenn man Sie, zum Beispiel, bei einem Business-Meeting versucht zu übervorteilen oder öffentlich schlecht über Sie spricht?

Willis: Wütend werde ich schon lange nicht mehr. Und den „bösen Knochen“ hole ich nur sehr selten aus der Schublade. Eigentlich nur dann, wenn jemand Menschen, die ich liebe, verletzt. Denn das verletzt auch mich.

Ansonsten arbeite ich täglich daran, nie mein inneres Gleichgewicht zu verlieren. Das ist der pure Selbstschutz, um in diesem Hollywood-Zirkus nicht verrückt zu werden.

Sie gelten in Hollywood als Einzelgänger. Haben Sie Freunde im Showbiz?

Willis: Jeder, der es in Hollywood bis zum Star geschafft hat – und das auch über Jahre hinweg bleibt –, ist auf seine Art ein Einzelkämpfer. Aber sicher gibt es Menschen, die mir nahe stehen. Die meisten davon sind allerdings nicht das, was man „berühmt“ nennt (grinst). Es gibt bei mir übrigens ein untrügliches Zeichen dafür, wann ich jemanden wirklich zu meinen Freunden zähle: den hole ich nämlich höchstpersönlich mit meinem Auto vom Flughafen ab. Denn von meinem Zuhause in Los Angeles bis zum Flughafen ist es ein mörderisch weiter Weg. Und der ganze Verkehr… einfach schrecklich! Den meisten, die mich besuchen, sage ich: „Nimm ein Taxi!“

Können Sie mit Veränderungen im Leben leichter umgehen als früher?

Willis: Das kommt darauf an. Natürlich machen mir persönliche Verluste mehr zu schaffen, also wenn mal ein Film von mir an der Kinokasse floppt. Aber auch das muss man überwinden. Ich liebe Sieger. Ich meine damit allerdings nicht Menschen, die über Leichen gehen – sondern Menschen, die sich ihrem Schicksal gestellt und überlebt haben.

Sehen Sie, ich habe als Kind gestottert, mich am Anfang meiner Schauspielkarriere nur sehr mühsam mit billigen Nebenjobs über Wasser gehalten. Und ich war als Barkeeper zeitweise selbst mein bester Kunde – habe den Alkohol dann aber besiegt. Und ich habe mich auch von Ruhm und Reichtum nicht kaputtmachen lassen (lacht). Denn das geht manchmal schneller, als man „Shit!“ sagen kann!

Inwieweit sind Sie für Ihr Image verantwortlich?

Willis: Überhaupt nicht. Ich fühle mich nur für meine Arbeit verantwortlich. Und da halte ich hundert Prozent den Kopf hin. Die Schauspielerei ist im Grunde genommen gar keine richtige Arbeit. Einen Graben ausheben oder ein Dach schindeln – das ist richtig harte Arbeit.

Wann haben Sie zum letzten Mal einen Nagel in die Wand geschlagen?

Willis: Wenn Sie denken, ich wäre mir dafür zu schade, dann muss ich Sie enttäuschen. Ich packe immer noch zu, wenn Not am Mann ist. Ich komme aus kleinen Verhältnissen, so etwas prägt ein Leben lang.

In „R.E.D. 2“ spielen Sie wieder einen Ex-Agenten, der sich eigentlich längst aufs Altenteil zurückgezogen hat. Hat Bruce Willis auch ein Ablaufdatum?

Willis: Sicher doch. Wie jeder Schauspieler. Doch noch fühle ich mich sehr wohl in meiner Haut. Und ich kann Ihnen versichern, dass das Gesicht, das ich jeden Morgen im Spiegel sehe, nichts mit dem zu tun hat, wie ich mich fühle. In meinem Herzen bin ich immer noch so Ende 20.

Was macht für Sie einen echten Mann aus?

Willis: Ein echter Mann ist jemand, der zu seinem Wort steht, der Rückgrat besitzt und nicht nur gestärkte Hemden trägt, wenn Sie verstehen, was ich meine.

Jemand, der zupacken kann. Der Verantwortung übernimmt, der beschützt. Und jemand, der einem auf Augenhöhe begegnet. Manchmal habe ich den Eindruck, dass echte Männer eine aussterbende Spezies sind.

Was für ein Adjektiv – außer cool – beschreibt Sie Ihrer Meinung nach am besten?

Willis: Wer hat eigentlich das Gerücht in die Welt gesetzt, dass ich so supercool und mit allen Wassern gewaschen bin? Im Grunde meines Herzens bin ich ein sehr mitfühlender, ja zärtlicher Mensch. Und ich bin nahe am Wasser gebaut. Ich muss tatsächlich oft weinen, wenn ich etwas Trauriges oder Rührendes sehe. Sei es auf der Leinwand oder im richtigen Leben. Aber erzählen Sie das bloß nicht weiter.

Wie bitte? Das Haifischbecken Hollywood hat Sie nicht hart wie Stahl gemacht?

Willis: Nicht im Geringsten! Das wäre ja auch wirklich sehr schlimm. Das Wichtigste, das man als Schauspieler haben muss, ist doch Empathie und Phantasie. Und wenn man offen für Menschen und das Leben ist, dann ist man natürlich gleichzeitig auch sehr verletzbar. Aber ich halte das für eine Tugend. Und Sie werden lachen: Ich bemühe mich täglich ein besserer Mensch zu werden.

Ist es nicht leicht ein guter Mensch zu sein wenn man Multimillionär ist?

Willis: Geld hat damit überhaupt nichts zu tun. Es ist die Einstellung, die man zum Leben und seinen Mitmenschen hat. Es kommt darauf an was man tut oder eben nicht tut. Abgesehen davon glaube ich nicht, dass es irgendjemanden etwas angeht wie viel ich verdiene.

Eins ist sicher: Niemand in Hollywood bekommt eine Millionen-Gage wenn er sie nicht wert ist! Nehmen wir zum Beispiel die fünf „Stirb langsam“-Filme: Sie spielten weltweit Milliarden von Dollar ein! Ich bin also jeden Cent meiner Gage wert.

Wenn einer Ihrer Filme floppt – zahlen Sie dann Geld zurück?

Willis: So funktioniert Hollywood nicht. Filmemachen ist ein Geschäft mit hohem Risikofaktor. Das wissen alle Beteiligten nur zu gut. Ich habe es Gott sei Dank geschafft, dass ich mir seit einigen Jahren die Filme, die ich machen und die Leute mit denen ich sie machen will aussuchen kann. Das ist nicht nur ein großes Privileg, sondern für mich auch das einzig echte Kriterium von Erfolg.

Eine ganz andere Frage: Wie sind Sie denn eigentlich dazu gekommen, dass man Sie einen Feministen genannt hat?

Willis: Komisch, nicht? Das habe ich auch gelesen. Was gewissen Presseleuten halt so einfällt… Aber ich bin tatsächlich davon überzeugt, dass Frauen weitaus klüger und einfühlsamer sind als wir Männer.

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Außerdem bin ich der Meinung, dass endlich Frauen an die Macht kommen sollten. Ja, ich bin für Frauen-Power! Frauen wären sicher die besseren Politiker. Männer sind doch meist viel zu sehr darauf bedacht, den Macho heraushängen zu lassen – gerade auch anderen Männern gegenüber. Das finde ich total langweilig.

Schlagen Sie gelegentlich auch mal über die Stränge?

Willis: Ich bin schon lange durch und durch ein Familienmensch. Ich habe eine wunderbare Frau und eine 16 Monate alte Tochter. Warum sollte ich da noch um die Häuser ziehen? Früher bin ich ab und zu kräftig aus dem Ruder gelaufen. Aber das ist reine Zeitverschwendung. Heute habe ich andere Prioritäten. Und Alkohol trinke ich so gut wie gar nicht mehr. Höchstens mal ein Glas Rotwein zum Essen.

Und wie würden Sie sich denn einem Außerirdischen vorstellen?

Willis: Bruce Willis, Vater.