Essen. Filme zu den Themen Zauberei, Magie oder Illusionskünstler haben es nicht leicht im Kino. Es fehlt der Thrill des Authentischen, die Kamera blockiert als möglicher Manipulator die eigentliche Kunst. Louis Leterriers „Die Unfassbaren - Now You See Me“ mit Woody Harrelson, Jesse Eisenberg und Isla Fisher soll all diese Vorbehalte ausräumen.

Das Publikum liebt es, wenn in einem Kinofilm ein Team gebildet wird, das auf gefährliche Aufgaben zusteuert. „Die glorreichen Sieben“ im Western oder „Ocean’s Eleven“ im Einbruchsfilm. An die Bildung einer Magier-Truppe allerdings, wie sie jetzt der Film „Die Unfassbaren“ erzählt, hat sich noch niemand gewagt.

Zum einen, weil diese Spezies zumeist aus Einzelgängern besteht, die sich ungern in die Karten schauen lassen. Zum anderen, weil Filme über Illusionisten im Kino selten erfolgreich sind. Weil ja eh alles durch die Kamera manipuliert sein könnte, schwindet beim Betrachter auch die Freude an der Verblüffung.

Jede Nummer wird zerlegt

Der aus Frankreich nach Hollywood gewechselte Regisseur Louis Leterrier ist nun mit den „Unfassbaren“ angetreten, alles besser zu machen. Dabei hilft ihm die Monstrosität der erlesenen Tricks, die ein einziger allein vermutlich gar nicht stemmen könnte. Aber sicher auch die Tatsache, dass jede noch so unglaubliche Nummer anschließend minutiös zerlegt und erklärt wird kann. Dass es dennoch großer Hokuspokus ist, trägt wider Erwarten zum Charme des Films bei.

Dylan Rhodes (Mark Ruffalo, l.) und Agent Fuller (Michael Kelly) rennen um ihr Leben. Foto: Concorde Filmverleih
Dylan Rhodes (Mark Ruffalo, l.) und Agent Fuller (Michael Kelly) rennen um ihr Leben. Foto: Concorde Filmverleih

Treffpunkt in New York

Nach und nach lernen wir sie alle kennen, von denen wir annehmen, dass sie die Helden dieses Films werden: den schwer von sich eingenommenen Illusionisten Atlas (Jesse Eisenberg); seine ehemalige Assistentin Henley (Isla Fisher), die nun ihre Entfesselungskünste in einem Wasserbecken im Wettlauf gegen hungrige Piranhas einsetzt; den abgehalfterten Mentalisten Merritt (Woody Harrelson) sowie den zum Taschendieb abgestiegenen Trickbetrüger Jack (Dave Franco).

Sie alle erhalten aus unbekannter Hand je eine Tarotkarte zugesteckt, die einen Treffpunkt mit Adresse und Uhrzeit in New York aufweist. Dort muss etwas Ungewöhnliches mit ihnen geschehen sein, denn ein Jahr später finden wir das Quartett als „The Four Horsemen“ im Amüsierbetrieb von Las Vegas wieder.

Rationales Denken macht schlapp

Dass Leterrier vom Actionfilm („Transporter“, „Kampf der Titanen“) kommt, merkt man an den den Bühnenauftritten der „Horsemen“. Sie wirken immer locker, sind jedoch ein aggressiver Kampf gegen das rationale Denken.

Denn wie soll man das auch glauben: Da wird ein Pariser Bankdirektor aus dem Parkett gefischt, danach kann das Publikum per Monitor verfolgen, wie er offenbar in den Tresor seiner weit entfernten Hausbank versetzt wird. Vor seinen Augen verflüchtigt sich plötzlich das eingelagerte Geld, um anschließend in Las Vegas von der Decke ins Publikum zu rieseln.

Dass eine solche Aktion das FBI alarmiert, dürfte niemanden verwundern. Womit nun in Gestalt des Agenten Rhodes (Mark Ruffalo) und seiner Interpol-Kollegin Alma (Mélanie Laurent) weitere wichtige Figuren zum Einsatz kommen. Mit dem Ex-Magier Bradley (Morgan Freeman) vielleicht sogar die wichtigste. Der nämlich hat sich inzwischen auf die Gegenseite geschlagen und verdient nun mit der Enthüllung magischer Tricks viel mehr Geld als je zuvor. Die Sache mit der Bank hat er übrigens in einer halben Stunde geknackt.

Illusionist Atlas (Jesse Eisenberg) hat einige gute Tricks drauf. Foto: Concorde Filmverleih
Illusionist Atlas (Jesse Eisenberg) hat einige gute Tricks drauf. Foto: Concorde Filmverleih

Geheimnisvoller Strippenzieher

Mit all diesem Personal versucht Leterrer, seine Titelhelden nicht zu oft und wenn, dann nur bei Auftritten ins Bild zu bringen. Denn sonst würde man im Vorfeld viel zu viel von den anstehenden magischen Wundern verraten, die alle erst einmal auf den Zuschauer wirken sollen. Die Kamera macht mit bei diesen Ablenkungsmanövern, sie ist die ganze Laufzeit des Films über ständig in Bewegung, kreist um alles, was nur eben sichtbar wird.

Gegen Ende hat man dann zwar begriffen, dass jede Nummer der „Horsemen“ offenbar einen sozialen Zweck verfolgt. Aber die Identität der geheimnisvollen Strippenziehers im Hintergrund, die behält der Film sich als letztes Geheimnis bis zum Schluss vor.