Frankfurt/M. 70 Frauen berichten in dem Dokumentarfilm «His & Hers» von den Männern in ihrem Leben: Vätern, Ehemännern, Söhnen. Wie die Frauen selbst verlässt auch die Kamera nie das Haus.

Einen Film über Männer zu drehen, in denen kein einziger Mann vorkommt - darauf muss man erst mal kommen. Der irische Regisseur Ken Wardrop lässt in «His & Hers» 70 Mädchen, Jugendliche, Ehefrauen, Mütter, Großmütter und Witwen von den Männern in ihrem Leben erzählen. Mit vier Jahren Verspätung kommt der Dokumentarfilm nun auch in die deutschen Kinos.

Die Sprecherinnen werden im Laufe des Films immer älter. Während des Vorspanns krabbeln Babys durchs Bild, Kleinkinder tappen durch die Wohnung. Kleine Mädchen berichten, wann der Papa mit der Mama streitet oder welche Geschenke er mitbringt. Aus den Kindern werden Teenager, die von Disco-Bekanntschaften schwärmen. Aus den Teenies werden junge Frauen, die heiraten, Häuser bauen und Kinder kriegen.

Kamera mit Blick aus dem Küchenfenster

Im Laufe des Film verschmelzen die Frauen wie zu einer Person, die alle Lebensalter durchläuft. Denn ihre Erfahrungen sind universell. Dazu trägt auch die Filmsprache bei: Pro Interview sieht man die jeweilige Frau an ihrem Lieblingsplatz im Haus sitzen und bei einer für diese Lebensphase typischen Hausfrauen-Tätigkeit. Die Kamera verlässt das Haus nie, nur der Blick aus dem Küchenfenster zeigt ab und zu Tätigkeiten im Garten. Das macht den Film etwas monoton. Dokufilm-Kollege Michael Moore hingegen findet: «Einer der bewegendsten und originellsten Filme, die ich dieses Jahr gesehen habe. So einen Dokumentarfilm hat noch niemand gemacht."

Die Frauen, die Wardrop befragte, leben alle in einem Umkreis von wenigen Kilometern in einer ländlichen Region Irlands. Ihr starker Akzent macht es für Nicht-Muttersprachler nahezu unmöglich, den Ausführungen live zu folgen. Das permanente Untertitel-Lesen ist bei einem derart wortfixierten Film allerdings etwas anstrengend.

«Alle Alten die ich kenne, sind Frauen»

Am anrührendsten sind die alten Frauen. Denn sie sind es, die am Ende übrig bleiben. «Alle Alten die ich kenne, sind Frauen», sagt eine der Witwen. «Vielleicht leben ja woanders alte Männer. Wo das Wetter besser ist?» Zuschauer könnten sich allerdings über die Wärme und Zuneigung wundern, mit der all diese Frauen von den Männern in ihrem Leben sprechen. Kein Groll, kein Leid, keine Trennung, maximal ein liebevolles Sezieren seiner Marotten.

«Niemand liebt wie die Iren», sagt eine der Frauen und scheint damit recht zu haben. Das ist schön für die Iren, beraubt den Film aber auch ein wenig möglicher Spannungsmomente. Da ist ein - formal ähnlich gemachter - Film wie «Der letzte schöne Herbsttag», in dem ein junges Paar frontal in die Kamera über den Partner berichtet, dann für viele doch vertrauter. (dpa)