Essen. . Gru, Margo, Edith und Agnes und viele kleine gelbe Wesen sind zurück. Ab Donnerstag läuft in vielen Kinos „Ich - Einfach unverbesserlich 2“ an. Im ersten Teil war Gru noch der Superschurke. Doch mit den drei Mädchen änderte sich sein Leben völlig.
Was für ein himmlisches Leben: Herzlich geliebt von drei hinreißenden Töchtern, tatkräftig unterstützt von einer willigen Armee gelber, glubschäugiger Helferlein, das kann einen normalen Mann schon in Entzücken versetzen. Aber was für ein erbärmliches Leben muss das sein, wenn man zuvor der schurkigste Superschurke aller Zeiten gewesen ist, ein Fiesling vor dem Herren, der den Mond vom Himmel stehlen wollte.
Ja, wir sind zurück bei Gru, dem haarlosen Helden aus „Ich – einfach unverbesserlich“, der im Jahr 2010 mal eben 540 Millionen Dollar weltweit einspielte und 2,5 Millionen Deutsche in die Kinos zog. Damit schoss er die animierte Konkurrenz aus „Toy Story 3“ und „Für immer Shrek“ zumindest kommerziell aus dem Rennen und legte den Grundstein für viele weitere Fortsetzungen. Nun ist die erste von ihnen da.
Ein hinreißend geläunterter Halunke
Sie macht vieles richtig, kränkelt jedoch leicht an einer Wesentlichkeit: Während ein Großteil des Humors im ersten Teil daraus entsprang, dass Gru so abgrundtief verdorben war und vom umwerfenden Charme dreier unschuldiger Mädchen geläutert wurde, kann man diese Wandlung nach dem Happy End des ersten Teils kaum wieder rückgängig machen. Gru ist endgültig an die gute Seite verloren. Und das Leben als netter Kerl von nebenan und alleinerziehender Vater ist ganz schön anstrengend. Die drei Mädchen halten den hinreißend geläuterten Halunken ganz schön auf Trab, die Nachbarinnen würden den reizenden Junggesellen gern verkuppeln. Und Grus neues Geschäftsmodell, die Marmeladenproduktion, scheitert trotz der Mithilfe der gelben, umwerfend komischen Minions und des genialen Komplizen Dr. Nefario schlicht am scheußlichen Geschmack des glibberigen Gelees.
In dieser ohnehin schon schwierigen Situation wird Gru entführt von der Anti-Verbrechens-Liga, die in ihm einen neuen Mitstreiter sieht. Die nervige Nachwuchsagentin Lucy stellt eine Menge an, um ihre Zielperson in die Zentrale der geheimen Organisation zu bringen. Und sie verfolgt Gru auch noch, als er den ehrenvollen Auftrag zuerst ablehnt. Doch bald wird ihm klar, dass die Gegenseite ein schlimmes Serum in der Hand hat, das unter anderem die fröhlichen Minions in böse, hirnlose Monster verwandelt – eine Zombie-Verwandlung im Spielzeug-Format.
Angesichts solcher Bedrohungen muss Gru an der Seite von Lucy den Übeltäter ermitteln – ausgerechnet in einer Shopping Mall. Dieser Kniff macht aus der einstigen Superschurken-Komödie ein trubeliges Mischwerk zwischen Agentenparodie und Kaufhausspitzelei. Dass sich nebenbei eine Romanze zwischen dem Helden und seiner Gefährtin anbahnt, lässt sich kaum verhindern.
Ein rasend unterhaltsamer Familienfilm
Die Suche nach dem Bösewicht mit dem Monsterserum, ist schon arg klamaukig, hilft aber darüber weg, dass im Mittelteil die Minons nicht da sind, um die Gagdichte zu gewährleisten.
Trotz aller Mäkelei: Man kann sich kaum vorstellen, wie man die Story um den geläuterten Gru besser hätte vorantreiben können. Und so ist aus dem außergewöhnlichen Animationsfilm ein eben eher gewöhnlicher, dennoch rasend unterhaltsamer Familienfilm geworden, bei dem auch die deutschen Stimmen sitzen: Oliver Rohrbeck (Justus Jonas aus Die drei ???) übernimmt die Hauptrolle mit osteuropäischem Akzent, Martina Hill (Switch) ist Agentin Lucy Wilde. Während beim ersten Mal die Anteile von Kinder- und Erwachsenenhumor beinahe gleich waren, schlägt die Waage diesmal eher zugunsten der Kinder aus. Doch man müsste schon ein arger Bösewicht sein, wenn man den Regisseuren Pierre Coffin und Chris Renaud dieses Zugeständnis übelnähme.
- Wertung: fünf von fünf