Cannes. . Das Filmfestival an der Cote d’Azur beginnt den Endspurt, am Sonntag wird die Goldene Palme verliehen. Für die empfehlen sich die neuen Filme der Brüder Coen („Inside Llewyn Davis“) und des Iraners Asghar Farhadi („Le Passé“). Ebenfalls im Rennen ist Steven Soderbergh. mit “Behind the Candelabra“.
Die chronisch coolen Coens können es noch immer. Auch bei ihrem neunten Streich in Cannes gelang ihnen ein cleverer Coup großartiger Originalität. Mit „Inside Llewyn Davis“ erzählen die Regie-Brüder vom ambitionierten Folk-Musiker Llewyn, der, ähnlich einem gewissen Bob Dylan, anno 1961 verzweifelt den Durchbruch versucht, dabei aber immer wieder scheitert.
Das sichtlich spürbare Vergnügen der Coens an ihrer Geschichte überträgt sich mit gewohnter Leichtigkeit auf die Zuschauer. Auf die dramaturgischen Bögen können diese beiden getrost verzichten, selbst lange Liedeinlagen wagen sie. Das Kunststück gelingt, weil die Story vom idealistischen Verlierer mit lakonischer Komik gewürzt wird und mit Oscar Issac über einen starken Hauptdarsteller verfügt.
Liberace und der junge Adonis
Konkurrenz droht indes von Michael Douglas. Der gibt für Steven Soderbergh in „Behind the Candelabra“ den schillernden Pianisten und Entertainer Liberace, der eine Affäre mit dem hübschen Scott Thorsten beginnt. Diesen Adonis mit wallendem Haar gibt der immerhin schon 42-jährige Matt Damon – ein Meisterwerk der Maske. Der Glitterkönig Liberace gehörte von den 50er bis zu den 70er Jahren zu den bestbezahlten Entertainern der USA. Er hatte zwei bestgehütete Geheimnisse: Die Glatze versteckte er unter einer Perücke.
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Die Homosexualität kaschierte sein Manager mit erfundenen Frauenliebschaften. Ein halbes Jahrhundert später geht der Film mutiger vor, die Hollywoodstars Damon und Douglas vergnügen sich nackt im Whirlpool und bieten freizügige Sex-Szenen. Für einen Preis dürfte es mit dieser recht konventionellen Inszenierung für Soderbergh kaum reichen, seine beiden Darsteller haben dafür am Sonntag beste Chancen.
Scheidungspapiere unterzeichnen
Seinem Ruf als Meisterregisseur blieb dagegen der Iraner Asghar Farhadi treu, der vor zwei Jahren mit „Nader und Simin“ den Goldenen Bären sowie einen Oscar gewann. In „Le Passé“ („Die Vergangenheit“) erzählt er wiederum von einer Trennung, die diesmal in Paris spielt. Der Held reist aus Teheran an, um nach vier Jahren die Scheidungspapiere zu unterzeichnen.
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Dass seine französische Frau einen neuen Mann hat, missfällt Ahmad so sehr wie ihre Schwangerschaft. Mit großer Eleganz entwickelt Farhadi dieses raffinierte Beziehungspuzzle, das immer wieder mit verblüffenden Überraschungen aufwartet. Der großartige Geschichtenerzähler aus dem Iran hat dem Festival ein Highlight beschert.