Cannes. Erst Juwelenraub, dann Schüsse - die Filmfestspiele in Cannes 2013 werden zum realen Tatort. Ein 42-jähriger Mann löste am Freitagabend mit zwei Schüssen aus einer Schreckschusspistole während einer TV-Sendung unter freiem Himmel des südfranzösischen Mittelmeerorts eine Panik aus.

Erst ein spektakulärer Juwelendiebstahl, dann Schüsse: Die Filmfestspiele in südfranzösischen Cannes werden zum einem echten Krimi-Tatort. Ein 42-jähriger Mann löste am Freitagabend während einer live übertragenen TV-Show mit zwei Schüssen aus einer Schreckschusspistole eine Panik aus. Die Open-Air-Fernsehbühne am Prachtboulevard Croisette wurde evakuiert; viele Gäste flohen, darunter die beiden Festival-Jurymitglieder Christoph Waltz (56) und der Franzose Daniel Auteuil (63). Erst nach der Festnahme des Mannes konnte Entwarnung gegeben werden. Er leidet nach ersten Ermittlungen der Behörden unter psychischen Problemen.

Zunächst hatten die Anwesenden allerdings mit dem Schlimmsten rechnen müssen. Neben der Schreckschusspistole hatte der 42 Jahre alte Täter auch eine Granaten-Attrappe und ein Klappmesser bei sich. Als Sicherheitskräfte "Granate, Granate" gerufen hätten, sei im Publikum und auf der Bühne Panik ausgebrochen, berichtete ein Augenzeuge der Regionalzeitung "Nice Matin". Die Show des Senders Canal+ wurde daraufhin unterbrochen.

Bei seiner Festnahme rief der Mann: "Ich tue dies im Namen meines Gottes." Ein im Internet verbreitetes Amateurvideo zeigt, wie mehrere Polizisten den Mann zu Boden drücken während einer anderer mit seiner Waffe auf ihn zielt.

"Es gab ein bisschen Beunruhigung und auch Angst, aber alle haben einen kühlen Kopf bewahrt" kommentierte Moderator Michel Denisot im Anschluss zu den Ereignissen. Nach einer kurzen Unterbrechung wurde die Übertragung des "Grand Journal" mit den Stars Waltz und Auteil fortgesetzt. Die beiden waren als Gäste in der Sendung.

Juwelendiebe hatten aus einem Hotelzimmer Schmuckstücke gestohlen

Erst in der Nacht zum Freitag hatten Juwelendiebe aus einem Hotelzimmer in Cannes Schmuckstücke der Luxusgütermanufaktur Chopard gestohlen. Sie lagen im Tresor einer Mitarbeiterin des Unternehmens und waren nach Angaben der Ermittler schätzungsweise 1,4 Millionen Dollar (1,1 Mio. Euro) Wert.

Chopard ist offizieller Partner des Festivals und stattet Stars für ihre Auftritte auf dem Roten Teppich mit Leihgaben aus. Julianne Moore, Lana Del Rey oder Cindy Crawford hatten bereits an den ersten Tagen Schmuck des schweizerischen Traditionsunternehmens getragen.

Chopard stellt nicht nur Schmuck für die Stars, sondern auch den Filmpreis "Goldene Palme". Die mehr als 20 000 Euro teure Trophäe aus 118 Gramm Gold soll sich jedoch nicht im Tresor befunden haben. Sie wird zum Abschluss des Festivals am kommenden Wochenende an den Macher des besten Wettbewerbsfilms übergeben.

Französische Medien sahen sich bei der spektakulären Tat an den Kultfilm "Über den Dächern von Nizza" (1955) mit Cary Grant und Grace Kelly erinnert. Er erzählt von einem ehemaligen Juwelendieb. Der Film wurde teilweise im Hotel Carlton in Cannes gedreht. (dpa)