Köln. . Vor 20 Jahren hat David Wozniak (Patrick Huard) aus finanzieller Not Samen gespendet, anonym. Jetzt bekommt er eine erschreckende Nachricht: Mit seinen Spenden sind 533 Kinder gezeugt worden. 142 von ihnen wollen wissen, wer ihr Vater ist. Der Film „Starbuck“ entpuppt sich als heiter-hintergründige Familien-Komödie.

Dass der Schwierigkeitsgrad von Vaterwerden und Vatersein mitunter weit auseinander liegt, hat man schon gehört. David Wozniak bekommt diese Lektion in Ken Scotts heiter-hintergründiger Familien-Komödie „Starbuck“ allerdings in seiner Herkules-Version erteilt. David Wozniak (Patrick Huard), dieser franko-kanadische Tunichtgut ohne Lebensplan und mit gewaltigem Schuldenberg, bekommt nämlich auf einen Schlag 533 Kinder. Die Ursache dafür liegt 20 Jahre zurück. Schon damals hatte Wozniak Geldsorgen. In seiner Not tätigte er Samenspenden – und die erfüllten ihren Zweck: Sie sorgten für Nachwuchs.

Die Nachricht von der überreichen Vermehrung erreicht den bis dahin ahnungslosen Hallodri in einem Moment, als der Ernst des Lebens diesen ewigen Jungen von Mitte 40 mal wieder schonungslos erwischt. Nicht genug, dass ihm ein paar Kredithaie gerade die Hölle heiß machen. Zu allem Überfluss erklärt ihm seine Freundin (Julie LeBreton) auch noch, dass sie schwanger ist. Das nächste Kind kündigt sich also an, es wäre so etwas wie ein Nachzügler.

Ein Tunichtgut, der Verantwortung wegstemmt, bevor sie ihn erdrückt

Obwohl Scott eigentlich keines dieser Themen so richtig auserzählt, hat der auf Festivals von München bis Toronto gefeierte Film aus der kanadischen Provinz doch seinen besonderen Charme. Das liegt vor allem an Hauptdarsteller Patrick Huard, der mit der sparsamen Mimik seines sympathisch-verknautschten Großejungengesichts all die kleinen Geschichten und Gedankengänge erzählen kann, die der Film sonst auslässt. Da spiegelt sich all die Verzweiflung, aber auch der subversive Widerstandswille eines Mannes, der Verantwortung lieber wegstemmt, bevor sie ihn erdrückt.

Das ändert sich, als David eine Klageschrift ins Haus flattert: 142 seiner 533 inzwischen erwachsenen Kinder wollen wissen, wer ihr anonymer Erzeuger unter dem Decknamen „Starbuck“ (nach dem Steuermann aus dem Roman „Moby Dick“ von Herman Melville) eigentlich ist. David geht vor Gericht, aber er geht auch zu seinen Kindern. Hängt sich seine nun aktenkundigen „Spendenbescheide“ wie ein Memory an die Wand und macht jeden Tag eine neue Bekanntschaft, anonym wie immer.

Am Ende zählt nur das große Miteinander

So trifft er in der U-Bahn den erfolglosen Straßenmusiker und beim Sprung vom Drei-Meter-Brett den smarten Bademeister. Er ist da, als das lebensmüde Junkie-Mädchen einen Retter braucht und schenkt dem lustlos in einer Bar jobbenden Möchtegern-Schauspieler Zeit zum Vorsprechen. Und wie dieser väterliche Schatten nun zum Schutzengel all dieser Jungs und Mädchen wird, das erzählt Ken Scott durchaus sentimental, aber auch komisch, surreal, warmherzig und bewegend.

Es braucht wohl so einen liebenswert-lebensuntüchtigen Bruder Leichtfuß wie David, um hinzunehmen, dass die rechtliche und auch die moralische Problematik des Themas Samenspende dabei eigentlich völlig in den Hintergrund tritt. Am Ende zählt hier nur das große Miteinander. Brüder und Schwestern aller Samenbanken, vereinigt Euch!