Essen. Ein Fischer aus dem Gazastreifen holt einen Eber aus dem Netz und hat ein Problem: Das Tier gilt als unrein. Die Komödie “Das Schwein von Gaza“ ist eine schön schräge, schwarzhumorige Farce aus dem nahen Osten. Der Regisseur nennt sein Werk einen „vom Lachen erstickten Wutschrei“.

Einmal im Leben so richtig Schwein zu haben, das hat sich der palästinensische Fischer Jafaar sicher ganz anders vorgestellt. Das fette Borstenvieh, das er eines Tages in seinem Netz aus dem Meer zieht, empfindet er eher als Strafe Gottes denn als Geschenk des Himmels. Die fette Beute ist schließlich nichts wert in einem Landstrich, in dem sich Muslime und Juden in wenigen Dingen einig sind, außer in diesem: Schweine sind unrein. Und essen kann man sie schon mal gar nicht.

Keiner will das Vieh

Was also tun mit diesem grunzenden Berg Fleisch? Jafaar (Sasson Gabay) besorgt sich ein Gewehr, aber er kann einfach nicht schießen. Er bekniet Kundschaft wie den deutschen UN-Beamten Schauerland (mit einem grandiosen Wutausbruch: Ulrich Tukur), aber der will sein Schwein nicht. Erst die russisch-jüdische Siedlerin Yelane bringt Jafaar auf eine Idee. Sein von einem fernöstlichen Kutter gepurzelter Eber wird Samenspender für ein israelisches Schweinezuchtprojekt. Und wie Mensch und Tier nun von einer abenteuerlichen Situation zum nächsten aberwitzigen Moment taumeln, das zeigt einmal mehr den Einfallsreichtum des neuen Nahost-Kinos, das wie kaum ein anderes versteht, von den politischen, religiösen und sozialen Konflikten des Landes in unaufdringlicher Schärfe und herzerfrischender Respektlosigkeit zu erzählen. Denn wohin Jafaar auch kommt, ist das Schwein nun Symbol des alltäglichen Wahnsinns im israelisch-palästinensischen Grenzgebiet und am Ende sogar politisches Instrument. Mit Sprengstoffgürteln am Leib sollen die beiden als Selbstmordattentäter ihre letzte große Mission erfüllen. Den Schweinehimmel hat Jafaar seinem Tier immerhin schon vorher ausgemalt: mit Miss Piggy-Pin-Ups und ein paar blauen Pillen zur Stimulation seiner Samenspender-Tätigkeit.

Der Glaube an eine bessere Welt bleibt

Es sind groteske Situationen wie diese, die Sylvain Estibals anfangs etwas gemächlich beginnende Völkerverständigungskomödie „Das Schwein von Gaza“ schließlich zu einer schön schrägen, schwarzhumorigen Farce werden lassen. Eine, die in milden, wie vom Sonnenlicht ausgelaugten Bildern fast beiläufig von Armut und Zerstörung im Gazastreifen erzählt. Als „vom Lachen erstickten Wutschrei“ hat Estibal seinen Film selbst bezeichnet. Den Glauben an eine bessere Welt hat er dabei erkennbar nicht verloren.