Essen. . Der britische Komiker Sacha Baron Cohen ist bei uns vor allem durch seinen halbdokumentarischen Episodenfilm „Borat“ bekannt geworden. In seinem neuen Film „Der Diktator“ will er sich mit zweifelhaftem Humor über die Herrscher im Nahen Osten lustig machen.

Satire und Kabarett müssen auch dahin gehen, wo es weh tut; selbst im Kino. Der englische Komiker Sacha Baron Cohen beherzigt das in seinem neuen Film „Der Diktator“ auf eine Weise, die politischschmerzhaft tut, dabei aber zumeist nur unter der Gürtellinie landet.

In Fantasieuniform und mit monströsem Islamistenbart gibt er General Aladeen, der sein Land nach Kräften unterdrückt und heimlich an Atomwaffen basteln lässt. Als die Weltgemeinschaft ihm auf die Schliche kommt, will er sich mit einer Rede in New York rechtfertigen. Nach einer Intrige seines Onkels (mit diktatorischem Ernst gespielt von Ben Kingsley) wird Aladeen durch einen Doppelgänger ersetzt und findet unerkannt Anschluss in einem amerikanischen Bioladen. Dessen Besitzerin (Anna Faris) gefällt ihm gut, obwohl sie sich nicht die Achselhaare rasiert.

Vollbusige Leibgarde

Sacha Baron Cohen hat in diesem Jahr in Martin Scorseses „Hugo Cabret“ gezeigt, dass er unter straffer Führung ein guter Schauspieler sein kann. Sein eigener Kreativmotor scheint nach dem halbdokumentarischen Episodenstück „Borat“ eingerostet. „Der Diktator“ kommt als Spielfilm mit durchgehender Handlung daher, dafür aber greifen Cohens Talent und Einfallsreichtum zu kurz. Der künstlerische Tiefgang eines Charles Chaplin oder Ernst Lubitsch fehlt ihm. Cohen beschränkt sich aufs Offensichtliche und bleibt in der Karikatur stecken.

Wenn er alles Unbotmäßige mit Mordbefehlen aus dem Wege räumen lässt, ist der Spaß am Schrecken banal, weil Cohens College-Witz nur lässige Blaupause dessen ist, was es ja schon in der Realität gibt. Gaddhafis Leibgarde der vollbusigen Schönheiten ist in ihrem Pomp ebenso wenig zu übertreffen wie Ahmadinejads Anzüge in ihrer Schlichtheit. Auf dem Gipfel der Taktlosigkeit versteigt sich Cohen gar zu witzig gemeinter Niederkunft mit Aladeen als Geburtshelfer.

Wenige geistreiche Momente

Solche Abstürze in plumpen „American Pie“-Humor überlagern dann auch die wenigen geistreichen Momente, wenn Cohen Amerika („wo Aids erfunden wurde“) aufs Korn nimmt und präzise vorrechnet, wie blauäugig das Land sich von der Bush-Regierung belügen, abwirtschaften und in einen Krieg führen ließ. Leider ist solch Satire-Medizin zu oft durch Primitiv-Klamauk für die Sofortbespaßung weggezuckert.