Gelsenkirchen.. Der Film „Spy Kids 4D“ setzt Duftmarken. Eine Rubbelkarte soll die Bilder auf der Leinwand um Gerüche ergänzen. Im Verlauf des Films werden jeweils einmal die Zahlen 1 bis 8 eingeblendet. Dann müssen die Kinobesucher die entsprechenden Felder auf ihren Aroma-Scope-Karten rubbeln. Wir haben in den Film hereingeschnuppert.

Jerome (7) hält sich das Stück Pappe im Postkartenformat testweise schon mal vorher unter die Nase. „Das riecht voll nach Kaugummi“, sagt der Kinobesucher aus Marl. Gemeinsam mit seinen Eltern, seinem Onkel Marlon und seinem Freund Lucas schaut er sich in den Apollo Cinemas den Film „Spy Kids 4D“ an. Und der verspricht „dufte“ Unterhaltung. Marlon ist skeptisch. Sein Schnupper-Urteil: Bääh, Plastik.

„Ich kenne Geruchskino aus dem Movie Park“, sagt Papa Michell (21). „Aber da bekommt man ein bisschen Wasser ins Gesicht gesprüht und außerdem bewegen sich die Sitze. Das fand ich ganz cool.“ Über die „Aroma-Scope“-Technologie habe er sich schon ein bisschen gewundert. Das magische Stichwort, so verrät es die Sprecherstimme zu Beginn des Kinder-Actionfilms, sei „Mikroverkapselung“. Acht nummerierte Felder finden sich auf der Karte, die die Besucher an der Kinokasse gemeinsam mit den 3D-Brillen ausgehändigt bekommen – ohne Extra-Aufpreis.

Gebratener Speck und pupsende Babys

Eigentlich wollte die Familie aus Marl an diesem Tag in die Zoom Erlebniswelt fahren – da hätte es auch jede Menge Gerüche gegeben. Aber wegen des schlechten Wetters müssen die Düfte an diesem Tag künstlich bleiben. Im Verlauf des Films werden jeweils einmal die Zahlen 1 bis 8 eingeblendet. Dann müssen die Kinobesucher die entsprechenden Felder auf ihren Aroma-Scope-Karten rubbeln. Tja, und dann sollen sich den Leinwandbildern entsprechende Gerüche ausbreiten.

„Und stinkt’s?“ Hinten im Kino sitzt eine Teenie-Clique. „Nee, nur 7 stinkt!“ Dann beginnt der Film. Die Spy-Kids-Besucher müssen nicht lange warten, um loszurubbeln, die „1“ blinkt auf. Gebratener Speck ist zu sehen, ein Baby pupst. Rubbeln. Es riecht weder nach Fleisch noch nach Furz, einfach nur künstlich, chemisch, süß. Auch im Saal reagiert niemand. Kein „Igitt“, kein „Lecker“, nichts. Auch nicht bei Nummer 2 im direkten Anschluss: irgendein blauer Schleim.

Nicht alle sind begeistert

Bis zur nächsten Rubbelei vergeht eine halbe Stunde. Dann ansatzweise Überforderung: 3, 4 und 5 blinken auf einmal auf, der Protagonist macht sich über Schüsseln mit bunten Süßigkeiten her. Feld 4 auf der Aroma-Scope-Karte riecht tatsächlich fruchtig, ansonsten alles wie gehabt. Es folgen eine vollgemachte Babywindel und ein Hundefurz, toll! Immerhin: der Hundefurz ruft tatsächlich eine Reaktion im Publikum hervor: „Bääh!“ Fraglich ist allerdings, ob der Ekel vielleicht nicht doch nur optisch motiviert ist. Was die Nummer 8 sein soll, bleibt ebenfalls ein Rätsel.

Jerome aber hat’s gefallen. „Früchte, Pups – das habe ich wirklich gerochen“, nickt der 7-Jährige begeistert. Sein Onkel Marlon fühlt sich in seiner Vorhersage bestätigt: „Das war doch immer das gleiche – Plastik.“ Jerome jedoch lässt sich nicht beirren. Er habe immer genau das gerochen, was er auch auf der Leinwand gesehen habe. Vater Michell sieht es etwas realistischer: „Der 4D-Effekt war nicht gut. Jedes Feld riecht gleich und das Reiben hat überhaupt nichts gebracht.“ Das stimmt allerdings nicht so ganz. Zwar hat die Karte auch nicht mehr gerochen als ohne Rubbeln, aber: die Finger stinken anschließend ganz erbärmlich.