Berlin. Til Schweiger macht schon mal Werbung für sich selbst als Tatort-Kommissar: In den ersten fünf Minuten seines ersten Auftritts als Hamburger Kripo-Mann, erzählt der Schauspieler, Regisseur und Produzent, werde es mehr Action geben als in den letzten zwanzig Tatort-Folgen zusammen.

Seine „Keinohrhasen“ und „Zweiohrküken“ gerieten zum großen Comedy-Coup, das „Kokowähh“ wurde zum erfolgreichsten deutschen Film des vorigen Jahres. Derzeit dreht Til Schweiger den „Schutzengel“, ein Drama über einen Soldaten, der eine kleine Zeugin beschützen soll. Einmal mehr ist Schweiger Regisseur und Hauptdarsteller. Kinostart ist im September, ein US-Remake ist bereits geplant. Doch zuvor wird Schweiger im Sommer noch „Kokowääh 2“ drehen und im Herbst der Einstand als „Tatort“-Kommissar geben. Mit Til Schweiger sprach Dieter Oßwald.

Ihr aktueller Film „Schutzengel“ ist ein brisantes Drama: Macht das mehr Spaß als eine Komödie zu drehen?

Til Schweiger: Mir machen alle meine Filme Spaß. Wobei ja auch meine Komödien stets dramatische Momente hatten. Nachdem ich mit meinem letzten Drama „One Way“ richtig Geld verloren hatte, wollte ich mit diesem Genre einfach eine Weile pausieren. Inzwischen gab es ein paar Erfolge und jetzt war die Zeit reif, sich wieder einmal an so ein Drama zu wagen.

Was genau hat Sie an diesem Stoff interessiert?

Schweiger: Mir gefiel die Idee eines Dramas, das zugleich auch Action-Elemente bietet. „Schutzengel“ ist wie „Barfuss“ mit Pistolen. Dabei geht es nicht nur um einen ehemaligen Soldaten, der ein Waisenkind als Zeugin beschützt. Sondern auch um dessen Verhältnis zu seinem besten Freund, gespielt von Moritz Bleibtreu, der durch seine Schuld im Krieg beide Beine verloren hat. Die Figuren sind emotional ziemlich beschädigt und gerade das macht sie spannend.

Nach Emma in „Kokowääh“ spielt diesmal Ihre älteste Tochter Luna die Hauptrolle - wie funktioniert der Familienbetrieb vor der Kamera?

Schweiger: Luna war bereits 2009 bei „Phantomschmerz“ dabei, bei dem mein Freund Matthias Emcke Regie geführt hat. Für mich ist es großartig, mit den eigenen Töchtern zu drehen. Man verbringt auf diese Weise sehr viel Zeit mit den Kindern und die Arbeit schweißt auf besondere Art zusammen.

Til Schweiger und Hollywood

Noch bevor der „Schutzengel“ überhaupt im Kino läuft, ist bereits ein internationales Remake geplant, bei dem Hollywood-Star Billy Bob Thornton Ihre Rolle übernehmen soll?

Schweiger: Bislang habe ich Billy Bob die Rolle lediglich angeboten, ob er tatsächlich mitspielt, ist noch nicht unterschrieben.

Weshalb haben Sie den Film nicht gleich auf Englisch und mit internationaler Besetzung gemacht?

Schweiger: Weil ich selber die Hauptrolle darin spielen wollte. Ich spreche zwar Englisch, aber als US-Soldat mit deutschem Akzent wäre das kaum glaubwürdig. Für das Remake möchte ich auf alle Fälle, dass Luna erneut die Hauptrolle übernimmt.

Wo bleibt die Hollywood-Version der „Keinohrhasen“?

Schweiger: Das Projekt liegt seit vielen Jahren bei New Line in Hollywood – aber dieses Studio arbeitet eben sehr langsam. Auch von „Kokowääh“ soll es ein amerikanisches Remake geben. Ich lass’ mich da einfach überraschen und warte ab.

Schweiger: "In meinem Tatort wird die Post abgehen"

Wie steht es um die Fortsetzungen von „Keinohrhasen“ und „Kokowääh“?

Schweiger: Für „Kokowääh 2“ ist das Drehbuch mittlerweile so gut, dass wir im Sommer mit den Dreharbeiten beginnen und nächstes Jahr im Februar damit ins Kino kommen möchten. Bei „Keinohrhasen 3“ stecken wir in der Entwicklung.

Auch in Russland feiern „Kokowääh“ und Co. enorme Erfolge.

Schweiger: Tatsächlich sind die Kritiken in Russland sehr viel positiver als hierzulande. Öfter war dabei zu hören, dass meine Filme die russische Seele treffen. Was vielleicht daran liegen mag, dass mein Urgroßvater ein halber Russe war.

Thomalla lacht Schweiger aus

Die Dreharbeiten für Til Schweigers neuen Hamburger Tatort haben noch nicht begonnen. Doch schon im Vorfeld sorgt einer der erfolgreichsten deutschen Schauspieler und Produzenten für Aufregung in der Macher- und Fangemeinde der Kultserie. Den Vorspann fände er „dämlich, der ist jetzt wirklich outdatet“, erklärte Schweiger bei der Jupiter-Award-Verleihung. „Der Vorspann steht für Qualität und Wiedererkennungswert. Diese beiden Parameter sind nicht so häufig im TV, warum also abschaffen?“, kritisierte seine TV-Kollegin Simone Thomalla Schweigers Ansinnen prompt.

Werden Sie als neuer Kommissar demnächst auch die Seele der „Tatort“-Zuschauer treffen?

Schweiger: Ich weiß nicht, ob ich die Seele der eingefleischten Fans treffe, die jeden Sonntag gemeinsam in der Kneipe den „Tatort“ anschauen oder in einschlägigen Foren darüber diskutieren. Ich kann nur soviel versprechen: In den ersten fünf Minuten von meinem „Tatort“ wird mehr die Post abgehen als in den letzten 20 „Tatort“-Folgen“ zusammen.

Welches sind Ihre Favoriten unter den Kommissar-Kollegen?

Schweiger: Am besten gefallen mir die Ermittler aus München und aus Münster. Das Kölner Team finde ich ebenfalls sehr gut.