Essen. . Til Schweiger mischte sich in der ZDF-Sendung in die Diskussion um den Umgang mit Sexualstraftäten ein. Der Schauspieler forderte weniger Rücksicht mit den Tätern. “Das ist deutsches Gutmenschentum, das mich so ankotzt!“, so Schweiger.

Der ZDF-Talk entwickelte sich zu einer explosiven Diskussion, die allen an die Nieren ging. Den Zuschauern, aber auch den Gästen Til Schweiger und Jasmin Gerat. Der Grund hieß Anja Wille. Die Mutter erzählte von ihrem Schicksal. Ihr Sohn Felix (8) verschwand 2004. Später fand man ihn – ermordet. Felix’ Mutter erlebte einen Albtraum, der bis heute anhält. Der Fall erinnert an Mirco aus Grefrath.

Was für ein Bruch in der Sendung: zuerst die munter juxenden Schauspieler Schweiger/Gerat, die ihren Film „Kokowääh“ vorstellten, danach dieses harte Familien-Schicksal. Bei allen schlug die Stimmung schnell um. Jasmin Gerat nahmen die Erzählungen der Mutter so sehr mit, dass sie unter Tränen die Sendung verließ und auch nicht wieder zurückkam. Til Schweiger, selbst vierfacher Vater, schaltete sich in die Diskussion um (Sexual-)Verbrechen an Kindern ein – und drohte vor Aufregung an die Decke zu gehen. „Deutsches Gutmenschentum kotzt mich an“, sagte er und kritisierte den Schutz der Täter in diesem Land. Deutschland sei eine Tätergesellschaft, selbst im TV-“Tatort“ konzentriere sich alles auf den Täter, „keiner geht mit dem vergewaltigten Opfer um“. Schweiger legte nach: "Ich höre immer nur: (...) Sicherheitsverwahrung ist unmenschlich. Das höre ich die ganze Zeit. Ich höre nie, was aus den Opfern wird."

Schweiger redete sich in Rage

Angst um seinen Ruf hatte Schweiger nicht - auch wenn er wisse, dass seine Thesen umstritten sind. "Es wird jeder sagen: Til Schweiger ist ein Populist, weil es ist einfach, sich für Kinder einzusetzen. Diese Leute, die sind dumm und naiv."

Der Schauspieler regte an, sich ein Beispiel an den Vereinigten Staaten zu nehmen. Dort gibt es eine Meldepflicht für verurteilte Sexualstraftäter. "Ich weiß überhaupt nicht, was daran verwerflich ist. In Amerika kann ich im Internet nachgucken und sehe anhand von Farben, dass in meiner Nachbarschaft in rund 300 Metern Luftlinie ein vorbestrafter Sexualtäter wohnt." Die Veröffentlichung solcher Daten sei kein Pranger, sondern "Information". Schweiger weiter: "Ich bin der Meinung, dass jemand, der eine Frau vergewaltigt oder eine Sexualstraftat begeht - der hat sein Recht in dieser Gesellschaft verwirkt." Diese Aussage sei aber kein Plädoyer für die Todesstrafe. Er sei ein strikter Gegner dieses Verfahrens, so der Talk-Gast.

Dass eine launige Sendung so ein Ende finden würde, damit hatte Moderator Markus Lanz wohl nicht gerechnet. Dennoch betonte er, dass Mutter Anja Wille schon vor dem Auftritt gefragt wurde, ob man ihr zumuten könne, in eine Sendung zu kommen, in der es auch um einen unterhaltsamen Kinofilm geht. Für Wille war das kein Problem. Vor laufenden Kameras sagte die schwer vom Schicksal gebeutelte Frau: „Ich bin froh über jeden Grund, den Sie mir zum Lachen geben.“

Hier geht es zur kompletten Lanz-Sendung.